Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bundestagswahl 2025 Maul- und Klauenseuche Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Erdnüsse, Chia und bald Sesam?

Flüssige Exoten vom Hof: Dieser Direktvermarkter setzt auf Öl aus Erdnüssen

Es gibt immer mehr Betriebe, die Speiseöl-Vermarktung als Standbein entdecken, sagt Landwirt Steffen Meyer. Um dennoch mit dem eigenen Öl aufzufallen, setzt er auf Exoten im Sortiment.

Lesezeit: 4 Minuten

„Es gibt im Moment viele Betriebe, die auf den Öl-Zug aufspringen", glaubt Spargelbauer und Direktvermarkter Steffen Meyer aus der Lüneburger Heide. „Daher will ich mich mit den eher exotischen Ölen abgrenzen und etwas anbieten, was nicht jeder hat."

Steffen Meyer führt im Haupterwerb einen Sonderkulturbetrieb mit Spargel sowie 80ha Forst und verpachtet 200ha Ackerfläche. Seine Direktvermarktung erweitert er derzeit um hochwertige, kaltgepresste Speiseöle. Das Sortiment umfasst neben Sonnenblumen, auch Erd- und Walnüsse. Hochpreisiges Chia-Öl soll die Produktreihe bald ergänzen. Nächstes Jahr dazukommen soll außerdem Sesamöl. Im Unterschied zum Chia will Meyer Sesam allerdings selbst anbauen und hat derzeit Probleme, noch rechtzeitig Saatgut zu beschaffen.

Erdnüsse als ungeschältes Rohprodukt zu teuer

Der Exot im bestehenden Sortiment ist im Moment also (noch) Erdnussöl. Im zweiten Jahr hat Meyer dieses Jahr Erdnüsse vom eigenen Feld geerntet (top agrar berichtete). Den Anbau hat er nach und nach optimiert und die Fläche gesteigert. Auf dem Acker stiegen die Erträge. Aber bei der Vermarktung musste der 34-Jährige nachjustieren. Er sagt: „Das ungeschälte Rohprodukt ist in der Vermarktung völlig uninteressant, weil es aus dem Ausland importiert einfach gigantisch viel billiger ist." Auch das Argument des regionalen Anbaus zieht nicht genug, wenn Meyer als Erzeuger 20- bis 30 mal teurer ist als die Importware. Also fing er an, seine Erdnüsse zu veredeln.

„Das Öl ist ein tolles Produkt. Durch die Veredelung kann ich bessere Erlöse erzielen." Dabei spaltet der Direktvermarkter das Produkt auf und kann - wenn im Moment auch nur im Kleinen - neben dem Öl noch das herausgesiebte Erdnuss-Mark an eine lokale Eismanufaktur verkaufen. Der ebenfalls anfallende Presskuchen ließe sich noch als Einstreu oder proteinreiches Futterbestandteil nutzen, aber dafür reicht die Menge bei Meyers Erdnüssen nicht aus.

Preiskampf beim Speiseöl nicht so hart, aber...

Obwohl importierte Erdnüsse als Knabbersnack extrem günstig sind, lassen sich beim Öl gute Preise erzielen. Meyer erzielt für das 100ml Erdnussöl im Glas 16,50 € von den Abnehmern aus Gastronomie und Handel. Zum Vergleich: Beim ebenfalls selbst herstellten Sonnenblumenöl sind es für die 100ml Glasflasche 3,25 €. In diesem Jahr hat Meyer ca. 120kg Erdnüsse geerntet, die bis zu 50l Erdnussöl ergeben sollen. Bei den Sonnenblumen waren es rund 7.000 kg zu etwa 3.250 Litern. Bei der Vermarktung helfen ihm die Kontakte in die Restaurants, die er jedes Jahr mit Spargel beliefert. Das Erdnussöl kommt dort gut an.

Wie bei vielen Nischenprodukten ist selbst bei den exotischeren Ölen schwierig, sie sofort in den Markt zu kriegen. „Ich kündige meist schon mindestens ein Jahr im Voraus an, dass ich da was ausprobiere und dass nächstes Jahr was kommt", berichtet der Agrarunternehmer. Dennoch sei selbst produziertes Speiseöl seiner Vertriebserfahrung nach auf einen bestimmten regionalen Radius limitiert. „Es scheint einen begrenzenden Faktor zu geben, was beim Verbraucher in Bezug auf Öl als regional gilt", glaubt Meyer. Bei sonst in den Subtropen heimischen Erdnüssen sei dieser Radius entsprechend größer als bei Raps- oder Sonnenblumenöl.

Neues Standbein mit relativ niedrigen Anfangsinvestitionen

Das Schöne am Öl-Standbein sei, dass man relativ günstig einsteigen könne, glaub der Direktvermarkter. „Wer einen Trecker mit Anhänger für die logistischen Anforderungen schon hat, kann die restlichen Dienstleistungen wie Öl pressen, Ölsaaten reinigen und abfüllen auch extern erledigen lassen", sagt Meyer. Er selbst habe zwar eine kleine Handpresse für 300 € angeschafft und im Jahr drauf eine Abfüllanlage für rund 600 €. Aber wer erstmal ausprobieren möchte, kann auf Lohnpressen und für die Feldarbeiten auf Lohnunternehmer zurückgreifen. Die Reinigung übernimmt die lokale Genossenschaft. Wichtig sei nur, mit den Dienstleistern penibel über die erwartete Qualität zu sprechen. „Beim Dreschen waren zum Beispiel noch 100kg Lupinen im Tank, die musste ich nachher händisch aus den 800kg geernteten Sonnenblumen raussuchen", erinnert sich Meyer.

Wenn das gepresste Öl zurückkommt, muss man entsprechende Behältnisse wie Flaschen oder Dosen da haben, um die Öle ansprechend abzufüllen. "Von 10ml-Flaschen bis IBC-Kanister hab ich alles im Angebot", sagt Meyer. Dass auch ein lebensmittelzertifizierter Raum zum Verarbeiten und Abfüllen vorhanden sein muss, versteht sich seiner Meinung nach von selbst.

Mit einem Youtube-Video schon das meiste gelernt

Ansonsten nimmt Meyer jedem Interessierten die Sorge, dass Öl pressen ein Hexenwerk ist. „Auf Youtube gibt es verschiedene Videos, damit kann man sich ziemlich schnell das wichtigste Wissen aneignen", sagt der Landwirt. „Der Rest ist Ausprobieren."

Ihre Meinung ist gefragt

Was denken Sie über dieses Thema? Was beschäftigt Sie aktuell? Schreiben Sie uns Ihre Meinung, Gedanken, Fragen und Anmerkungen.

Wir behalten uns vor, Beiträge und Einsendungen gekürzt zu veröffentlichen.

Mehr zu dem Thema

top + Wissen, was zählt.

Voller Zugriff auf alle Beiträge, aktuelle Nachrichten, Preis- und Marktdaten - auch in der App.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.