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topplus Umsätze im Millionenbereich

Ölfreunde: So arbeitet ein Speiseöl-Start-up mit regionalen Landwirten zusammen

Paul Belthle ist als jüngster Ölmüller Deutschlands bekannt geworden. Er vermarktet unter der Marke „Die Ölfreunde" erfolgreich Speiseöle. Das Netzwerk in die regionale Landwirtschaft wächst weiter.

Lesezeit: 7 Minuten

Gründer Paul Belthle hat im Jahr 2018 mit 12 Jahren eine Ölmühle geschenkt bekommen und damit im Landkreis Sigmaringen in Baden-Württemberg ein Unternehmen aufgebaut. Mit „Die Ölfreunde" vermarktete er im vergangenen Jahr eine Gesamtmenge von 230.000 Liter Speiseöl aus regionalen Ölsaaten in über 400.000 Flaschen. Derzeit gibt es 13 Sorten. Die Umsätze liegen im einstelligen Millionenbereich. Mit top agrar hat er über die Beziehung zu „seinen" Landwirten gesprochen.

Das Interview mit Paul Belthle von „Die Ölfreunde"

top agrar: Ihr Unternehmen hat es schon zu einiger Bekanntheit gebracht. Man kennt Sie aus der Gründershow „Die Höhle der Löwen", Galileo und zuletzt vom Deutschen Gründerpreis, wo Sie den Sonderpreis gewonnen haben. Ein Versuch ins Blaue: steigert das Ihren Absatz so sehr, dass Sie neue Landwirte suchen, die Ihnen Ölsaaten liefern? 

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Paul Belthle: Ich bin sehr stolz, dass meine Produkte so gut ankommen. Dadurch steigt natürlich die benötigte Menge an Saaten und so baue ich mein Netzwerk unter den Landwirten weiter aus. Hier geht es mir nicht nur um den reinen Ankauf der Saaten, sondern auch um den direkten Kontakt und die Vernetzung der Landwirte untereinander. Gerade bei Saaten wie Schwarzkümmel, die nicht alltäglich im Anbau sind, ist dieser Austausch Gold wert und so kommt es zu einer win-win Situation für alle: Ein gutes Öl entsteht nicht nur in der Mühle, sondern schon Monate im Voraus direkt auf dem Acker.

Sie vermarkten kaltgepresste Speiseöle mit regionalem Ursprung. Es gibt hauptsächlich Öle auf Rapsbasis, aber auch welche auf Basis von Hanf und Leindotter. Von wie vielen Landwirten beziehen Sie bislang welche Mengen Ölsaaten? 

Paul Belthle: Es kommen immer wieder Landwirte hinzu. Durch die Saatenfolge gibt es aber auch Landwirte, die beispielsweise dieses Jahr „an Bord“ sind, im darauffolgenden Jahr nicht und ein weiteres Jahr später dann wieder dabei sind. Die meisten Landwirte bauen für uns konventionellen Raps an, da wir hier den meisten Bedarf haben. Neben Raps pressen wir noch Bio Raps, Bio Leindotter, Bio Hanf und – auf was wir besonders stolz sind – Schwarzkümmel – natürlich ebenfalls mit Ursprung in Süddeutschland.

Der regionale Bezug der Saaten ist uns wichtiger als alle Speiseöle in Bio-Qualität anzubieten."
Paul Belthle

Wie definieren Sie für sich „Regionalität“? Müssten neue Erzeuger ihren Betrieb im Donaugebiet haben oder „reicht“ es, wenn die Ölsaaten aus Deutschland kommen?

Paul Belthle: Grundsätzlich möchten wir die Saaten so dicht wie möglich „um den Kirchturm“ beziehen. Das ist für uns wichtig, um den CO2-Fußabdruck so gering wie möglich zu halten. Wir holen die Saaten persönlich mit dem Traktor ab, hierfür haben wir extra spezielle Anhänger angeschafft. Einige der Landwirte liefern die Ware auch direkt zu uns. Alle unsere Saaten sind von Landwirten aus Süddeutschland, aber keineswegs nur aus dem Donaugebiet.

Im Austausch mit den Landwirten

Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Landwirten aus? Sprechen Sie sich ab, was die Sortenwahl etc. angeht? 

Paul Belthle: Wir sind mit den Landwirten permanent in engem Austausch. Mit vielen hat sich inzwischen eine enge Freundschaft entwickelt. Es geht nicht um ein reines „Verkaufs- & Ankaufsgeschäft“. Wir sprechen auch über den Einsatz der Düngemittel für die jeweiligen Saaten, teilen Erfahrungswerte und Auffälligkeiten im Anbau.

Das Verhältnis ist mit den meisten Landwirten sehr herzlich und geht über eine normale Geschäftsbeziehung hinaus. Als wir unsere Lagerhalle in diesem Jahr renoviert haben, hat einer der Landwirte mit Maschinen und Manpower ausgeholfen, das als praktisches Beispiel. Zusammen packen wir an und bringen die Ölfreunde voran, das kommt dann auch wieder den Landwirten zugute.

Handelt es sich um eine Art Vertragsanbau, in dem Anbaumenge und Abnahmepreise schon vorher verhandelt werden? 

Paul Belthle: Wie schon beschrieben, sehen wir uns weniger als reine Geschäftspartner, sondern als eine große Ölfreunde-Familie. Bei uns gilt noch „der Handschlag“ und „das Wort“. In einer Familie ist es ein Geben und Nehmen und am Ende darf jeder profitieren und ein gutes Gefühl haben. Wichtige Punkte wie Anbausaat oder Menge sprechen wir natürlich im Voraus ab.

Anbauqualitäten der Ölsaaten

Auf welche Qualitätsmerkmale achten Sie im Einkauf der Ölsaaten? 

Paul Belthle: Viele Einzelheiten rund um den Anbau sprechen wir natürlich vorher ab. Vor der Abholung prüfen wir die Saaten zum einen optisch und sensorisch und auch mit einem Feuchtemesser. Die Saat muss sauber und trocken sein, aber auch den typischen Geruch haben. Zu guter Letzt muss im Labor alles passen. Bei einigen Saaten gibt es nochmal spezifische Werte, die wir separat überprüfen lassen, zum Beispiel bei Bio Hanf oder dem Schwarzkümmel.

Im Produktsortiment finden sich eher wenige Bio-Öle. Wieso? 

Paul Belthle: In Bio produzieren wir aktuell Bio Rapsfreund, Bio Bruschettafreund, Bio Keltenfreund, Bio Leindotterfreund und den Bio Hanffreund. Der regionale Bezug der Saaten ist uns wichtiger als alle Speiseöle in Bio-Qualität anzubieten. Dann müssten wir Saaten aus Fernost oder Osteuropa beziehen. Auch die Nachfrage ist bei unseren konventionellen Ölen höher, aus diesem Grund produzieren wir entsprechend mehr.

Gerade beim Bio Raps gibt es in unserer Region aufgrund der ländlichen Gegebenheiten wesentlich weniger Landwirte, die diesen anbauen. Das liegt daran, dass die Felder hier kleiner sind und der Verlust durch Schädlinge insbesondere durch den Rapsglanzkäfer sehr hoch ist. Das macht die Saat sehr unattraktiv im Anbau.

Dabei ist es egal, ob es sich um Speiseöl oder regionalen Tofu handelt. Wichtig ist, sich abzuheben, statt die tausendste Copycat auf den Markt zu bringen."
Paul Belthle

Nutzung des Presskuchens

Sie verarbeiten auch den Presskuchen – welche Produkte fertigen Sie daraus und wer sind die Abnehmer? 

Paul Belthle: Für uns ist es sehr wichtig, dass wir einen geschlossenen Kreislauf haben. Wir möchten nicht nur das Speiseöl verwenden, denn auch der Presskuchen kann erarbeitet werden und ist ein hochwertiges Lebensmittel. Unsere Mehle und Proteine sind reich an Eiweiß und vor allem in der vegetarischen und veganen Ernährung sehr geschätzt. Was übrigbleibt, geht zurück an die Landwirte, die den Presskuchen als GVO-freies Futter als Eiweiß Bestandteil statt Soja in ihrer Futtermischung verwenden.

Vermarktung über LEH und Onlilne

Sie vermarkten Ihre Öle im LEH aber auch Online- Können Sie uns Einblicke geben, welche Mengen Sie in welchen Kanälen vermarkten?

Paul Belthle: Angefangen haben wir mit dem Hofladen bei uns vor Ort. Im Anschluss haben wir den Onlineshop aufgebaut. Durch Führungen, Messen und die Aufmerksamkeit in den Medien sind verschiedene Märkte auf uns aufmerksam geworden und ich konnte auch den LEH beliefern. Das Verhältnis, über welchen Kanal der Absatz besser oder schlechter läuft, hat sich seit Gründung bis heute immer wieder verschoben. Derzeit verkaufen wir circa 30% online und 70% laufen über den LEH.

Wie schwer ist es in der Vermarktung, die Vorteile kaltgepresster Öle gegenüber raffinierter Öle dem Verbraucher klar zu machen?

Paul Belthle: Dadurch, dass das Thema gesunde Ernährung seit einiger Zeit stark im Fokus ist, hinterfragen Konsumenten bereits von sich aus, was in Lebensmitteln drin ist. Viele sind bereits sensibilisiert und kennen den Unterschied zwischen raffinierten Ölen und der Kaltpressung – ohne, dass es einer Erklärung von uns bedarf. Wir überzeugen am Ende durch den Geschmack und die hochwertige Verarbeitung. Trotzdem sprechen wir bei Betriebsbesichtigungen oder auf Messen immer wieder zu diesem Thema.

Welche Tipps haben Sie für Landwirte, die ggf. in die Speiseöl-Herstellung einsteigen wollen?

Paul Belthle: Ich finde es wichtig, dass man sich spezialisiert und sein praktisch sein „Ding“ durchzieht. Dabei ist es egal, ob es sich um Speiseöl oder einen regionalen Tofu handelt. Wichtig ist, sich abzuheben, statt die tausendste Copycat auf den Markt zu bringen. Herzblut und Dranbleiben ist für mich das Geheimnis zum Erfolg.

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