Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Meinung & Debatte
Newsletter
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Wolf Maisernte Gülle und Wirtschaftsdünger

topplus Praxisbeispiele

Worauf Landwirte bei der Gründung eines Startups achten sollten

Netzwerken, Investoren finden, das eigene Produkt vermarkten. Bei der Gründung eines landwirtschaftlichen Startups gibt es vieles zu beachten. Worauf es ankommt, erklären drei Startup-Gründer.

Lesezeit: 8 Minuten

Wer ein landwirtschaftliches Startup gründen möchte, steht vor einer Reihe von Herausforderungen und Entscheidungen. Auch der Weg vom ersten Entwurf zum Produkt oder einer marktreifen Dienstleistung ist je nach Struktur unterschiedlich. Und dennoch: Eine innovative Idee in die Praxis umzusetzen ist nicht unmöglich.

Wie es funktionieren kann, zeigen die Startups Tunen, VetVise und NUNOS. Drei Startups aus der Agrarbranche. Gegenüber top agrar erklären die Gründer, wie sie den Sprung von einer Idee zum Geschäftsmodel geschafft haben. Kontakte, Ideen und vor allem der Wille eine sei essenziell für den Erfolg.

Das Wichtigste zum Thema Perspektiven dienstags, alle 14 Tage per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Was ist ein Startup-Unternehmen?

Was genau ein Startup ausmacht, ist nicht genau definiert. Im Allgemeinen beschreibt ein Startup ein innovatives Unternehmen, dessen Geschäftsidee das Potenzial hat, bestehende Märkte zu revolutionieren oder neue Märkte zu schaffen. Das Geschäftsmodell ist skalierbar, aber noch in der Entwicklung.

Die Wachstumsgeschwindigkeit des Startup-Unternehmens ist schnell. Gleichzeitig sind Startups häufig von größeren Mengen an Fremd- und Risikokapital abhängig. Ein Unternehmen kann bis zu fünf oder zehn Jahre, nach seiner Gründung als Startup bezeichnet werden.

Tunen Agronomy

Das Startup „Tunen Agronomy“ hat sich zur Aufgabe gemacht, praxisnahe Betriebsabläufe KI-basiert zu vereinfachen. Das angebotene Produkt ist der „Agrar Co-Pilot“, eine Handy-App mit KI-Spracherkennung, mit der Landwirte ihre Betriebsabläufe während der Arbeit dokumentieren können. Anders als bekannte Spracherkennungs-KIs, beispielsweise Siri, erkennt die KI auch landwirtschaftliche Fachwörter, Produkte und merkt sich spezifische Schlag-Namen. Die Handy-App wird derzeit kostenlos im App-Store angeboten.

Tunen Agronomy besteht aus drei Gründungsmitgliedern: Julius Davier, Alexandre Shinebourne und Jacob Decken. Der offizielle Unternehmensstart begann im September 2023. Seit April 2024 sind die Gründer Vollzeit im Startup angestellt. Davier und Decken verbindet ein landwirtschaftlicher Hintergrund. Shinebourne fand als Informatiker und Software-Ingenieur durch die Zusammenarbeit im Projekt einen Bezug zur Landwirtschaft. Der Mix aus Tatendrang, technischer Begeisterung und der Wille, die landwirtschaftliche Praxis zu vereinfachen, führte schnell zu ersten Innovations-Ansätzen.

Eine Idee ist entstanden – was nun?

„Man fängt an zu tüfteln, zu testen und wie in der Wissenschaft, mit Hypothesen zu arbeiten“, erklärt Julius Davier gegenüber top agrar. Das sei wichtig, um so schnell wie möglich dort anzukommen, wo das Produkt gebraucht wird. Es sei ebenso relevant, zu überprüfen, ob die Idee auch einen echten Nutzen bringt. Diese Arbeit beschäftigte das Jungunternehmen die letzten Wochen und Monate.

Für praxisnahe Tests setzt das Startup auf eine enge Kooperation mit Landwirten, die aktiv am Entwicklungsprozess beteiligt sind. Landwirte sollten laut Tunen möglichst früh in die Produktentwicklung eingebunden werden. Dadurch würde der Bezug zum Produkt gesteigert werden. Auch die überregionale Kooperation mit Landwirten sei entscheidend, denn dadurch werde ein flexibles Produkt geschaffen, das nicht nur auf eine kleine Zielgruppe zugeschnitten ist. 

Das Produkt soll nicht im luftleeren Raum entstehen, sondern Landwirten in ihrem Arbeitsalltag wirklich helfen.
Jacob Decken

Als ersten Ansatz hat Tunen an einem Chatbot für Landwirte gearbeitet. Durch die Rückmeldung eines Landwirts, „warum man denn nicht alles ins Handy sprechen kann“, entstand das konkrete Produktkonzept. Die Handy-App ist nun seit drei Wochen in der „GA“ (= generall availability), also einer Phase, in der das Produkt bereits veröffentlicht ist, im Hintergrund aber schon an einer verbesserten Version gearbeitet wird. Das sei wichtig, um einen Angebots- und Innovations-Rückstau oder -Leerlauf zu vermeiden. Eine neue Version wird wahrscheinlich in den nächsten zwei bis drei Monaten auf den Markt kommen.

Wie baut man ein Netzwerk auf?

Wo und wie ein Netzwerk entsteht, ist für jedes Startup unterschiedlich. Für Tunen entstand das Netzwerk aus drei Quellen: dem Uni-Netzwerk, das sich Decken im Agrarstudium aufbauen konnte, das Technik-Netzwerk, das Davier und Shinebourne erschließen konnten und das Netzwerk aus praktischen Landwirten, das Davier und Decken privat aufgebaut haben. Auch die Teilnahme an Veranstaltungen und die Interaktion in sozialen Netzwerken haben zum Ausbau ihres Netzwerks beigetragen.

Woher kamen die Investoren?

Wenn es um die Suche von Investoren geht, haben Startups mehrere Optionen. Für Tunen ergab sich die Findung von Investoren durch ihr Netzwerk nach eigenen Angaben „automatisch“. Wichtig bei der Suche sei der „Scope“, also die Zielgruppe, in der Investoren Startups suchen und fördern möchten.

Mittlerweile hat Tunen einige sogenannte „Angel-Investoren“ (auch „Business-Angel“), also Investoren, die sich finanziell am Unternehmen beteiligen und gleichzeitig die Gründer mit Wissen und Kontakten unterstützen. Ebenso beteiligt ist ein „VC“ (=Venture Capital), also ein Investor, der mit mehr Risikokapital das Startup unterstützt.

Auf die Frage, worauf Landwirte bei der Suche nach Investoren achten müssen, stellt Tunen den Austausch als wichtiges Element hervor. Es sei stets wichtig die Vorteile des Produktes zu kommunizieren, wodurch auch Investoren auf einen aufmerksam werden.

VetVise

VetVise aus Hannover ist ein Start-up-Unternehmen, das auf die Entwicklung von KI-basierten Lösungen für das Stallmonitoring bei Geflügel und Schweinen spezialisiert ist. Über Kameras wird das Tierverhalten in den Ställen rund um die Uhr erfasst und unter Einsatz von maschinellem Lernen und umfangreicher veterinärmedizinischer Expertise ausgewertet. So unterstützt VetVise die angeschlossenen Landwirtinnen und Landwirte bei der Gesunderhaltung ihrer Tierbestände, verringert Tierverluste und verbessert die Wirtschaftlichkeit der Produktion. Die Grundlage des Startups fußt auf der Begeisterung der drei Gründer für die Schnittstellen zwischen Tierwohl, Tiergesundheit und Technik.

VetVise Gründer Norman Caspari erklärte gegenüber top agrar, dass die erste Konzeptidee darin bestand, ein Werkzeug für Tierhalter zu entwickeln, das anhand des Tierverhaltens Aufschluss über den Tierzustand geben kann. An der Universität Oldenburg, an der Caspari Physik studierte, wurde er auf eine Unterstützungsinitiative für Gründungsvorhaben aufmerksam.

Um das Vorhaben auch auf tiermedizinischer Ebene auszubauen, wurde über das Netzwerk der Universität der Kontakt zur Tierärztlichen Hochschule Hannover hergestellt, die daraufhin unterstütze. Hierdurch kam es zur Zusammenarbeit mit dem Mitbegründer und Tierarzt Johannes Schmidt-Mosing. Dieser brachte schließlich den dritten Mitbegründer Jakob Wendt, als fachliche Expertise für Informatik, mit ins Team.

Den richtigen Weg finden

Über viele Wege kann sich ein erfolgreiches Startup entwickeln. Für die VetVise Gründer stellte sich bereits früh die Frage: Liegt der Fokus auf der reinen Entwicklung, oder soll es in die landwirtschaftliche Praxis gehen? Auch die Entscheidung, von Pferden und anderen Haustieren zur Geflügel- und Schweinehaltung zu wechseln, war eine bewusste Entscheidung.

Zusammenarbeit mit Investoren

Als erste Investoren konnte VetVise einen Founding-Angel ( (also einen Business-Angel, der auch aktiv mitarbeitet) für das Projekt gewinnen. Das war Dr. Marco Möller, der zuvor selbst ein Drohnen-Startup erfolgreich etablieren konnte und den Mitgründer Jacob Wendt durch sein Alumni-Netzwerk kennengelernt hatte.

Durch das Netzwerk von Möller konnte das Startup weitere Business Angels überzeugten, darunter Dr. Wilhelm Uffelmann (Vorstandsvorsitzender Westfleisch SCE und früherer Senior Partner bei Roland Berger), der seit Anfang 2021 dem Startup durch seine Expertise als gelernter Landwirt durch sein weitreichendes Netzwerk einen weiteren Aufschwung verlieh.

 Was rät VetVise praktischen Landwirten bei der Gründung?

„Einfach machen und nicht im stillen Kämmerchen arbeiten“, fasst VetVise Mitgründer Norman Caspari zusammen. Es sei immer vielversprechend, herauszufinden, wo eine Innovation gebraucht wird. Möglichkeiten und Chancen ergeben sich laut Caspari aus der eigenen Bubble, in der man sich bewegt. Beispielweise der Freundeskreis, die Dorf- oder Arbeitsgemeinschaft, durch die man erste Kontakte vertiefen kann.

NUNOS

Das Startup NUNOS arbeitet an der Weiterentwicklung bestehender Verfahren zur Schließung von Nährstoffkreisläufen auf dem eigenen Betrieb. Das Konzept basiert auf der Entwicklung, dem Bau und dem Vertrieb von Anlagen zur Aufwertung von Gülle und Gärresten, direkt auf dem eigenen Betrieb. Dadurch sollen die eigenen Ressourcen besser genutzt werden, indem ein ökologisches Düngemittel für Gewächshäuser und Privathaushalte erzeugt wird.

Hinter NUNOS als junges Startup stecken die Gründer Tim Paulke und Fabian Mierbach. Die ersten Anlagen-Prototypen wurden 2022 und 2023 erarbeitet. Derzeit bietet NUNOS noch kein verkaufsfähiges Produkt an. Zunächst arbeitet das Startup an einem MVP (= minimal valuable product), also einem Produkt, dass sich derzeit noch in der Testphase befindet und weiterentwickelt wird.

Beteiligungen an Zusammenschlüssen und Vereinigungen schafft Kontakte

Tim Paulke berichtet an top agrar, dass NUNOS die aktuellen Investoren über das Business Angel Netzwerk Deutschland (BAND) oder Pitch-Veranstaltungen kennengelernt hat. Zudem haben die Gründer Kontakte innerhalb der Startup-Welt, der AgTech Szene und über Förderprogramme, wie das Seedhouse oder die Growth Alliance, aufbauen können. NUNOS ist ebenfalls Mitglied der German Agrifood Society.

Worauf kommt es bei der Gründung an?

Anstatt blind loszulegen, rät Paulke praktischen Landwirten, die Produkt- oder Konzeptidee erstmal im Freundeskreis oder der Familie zu besprechen. Dadurch könne man sich schon früh mit dem Produkt auseinandersetzen. Kritische und hilfreiche Rückfragen seinen nach Paulke ein wichtiger Beginn eines guten Produktes. Auch, um die Ideen weiter zu konkretisieren.

Wichtig ist nicht nur einfach machen, sondern Selbstbewusstsein tanken und nicht schnell die Motivation verlieren.
Tim Paulke

Auch das richtige Netzwerken ist relevant, erklärt Paulke. Vor allem, um die Idee weiter zu verfolgen und wachsen zu lassen. In welche Richtung, erklärt Paulke, sei immer schwierig planbar, da das Netzwerken auch von Zufällen lebt.

top + Bestens informiert zur EuroTier 2024

Über 60 % sparen + Gewinnchance auf einen VW Amarok sichern!

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

E-Mail-Adresse

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.