Die Digitalisierung der Außenwirtschaft soll nicht nur den Ressourceneinsatz verbessern, Erträge steigern und kalkulierbarer sein, sondern auch Arbeitskräfte einsparen und Routineaufgaben erleichtern. Einige Hackroboter, Spot-Spray- und geobasierte Lösungen sind bereits auf dem Markt. Doch wo steht die Etablierung dieser Technologien im Ackerbau und welche Hürden müssen überwunden werden?
Beim Praktikernetzwerk des Agrotech-Valley Forum e.V. trafen sich am Nachmittag des 14. Januar 2025 Landwirte, zusammen mit Vertretern von agravis, Meyer Smart Farming Service und dem NAN (Netzwerk Ackerbau Niedersachsen e.V.), zum Austausch über aktuelle Herausforderungen, Praxisbeispiele und Erfahrungsberichte bei der Etablierung digitaler Technologien in der Außenwirtschaft.
Was ist das Agrotech Valley Forum?
Als Forschungseinrichtung bündelt das Agrotech Valley Forum unternehmensgetriebene Netzwerke mit hohem Bezug zur landwirtschaftlichen Praxis. Expertise bringt das Forum, nach eigenen Angaben, vor allem im Bereich digitaler Agrartechnologien mit. Als übergeordnetes Ziel gibt Agrotech Valley an, digitale Technologien in der landwirtschaftlichen Praxis zu etablieren.
Wie ein „digitaler Landwirt“ aussehen könnte
Wie die zukünftige Nutzung digitaler Lösungen in der Praxis aussehen könnte, stellte Daniel Meyer (Meyer Smart Farming Service) den Landwirten vor. Es gehe Meyer zufolge nicht darum, eine Armada an Drohnen und Robotern über das Feld zu navigieren. Vielmehr stehe im Vordergrund, weniger Zeit im Büro zu verbringen, mehr Routinearbeiten automatisch ausführen zu lassen und seine Flächen umfangreich zu überwachen, um dadurch Ressourcen bedarfsorientiert einzusetzen.
Auch der Generationswechsel spiele der zukünftigen Etablierung neuer Technologien in die Karten. Meyer beobachtet dabei eine deutlich schnelle Adaptierung neuer Technologien und Anwendungsmöglichkeiten bei jungen Betriebsleitern. Doch der Übergang zum Smart Farming, der Nutzung von Drohen und Sensoren, habe auch seine Tücken, erkläre Meyer. Hierfür müssen vor allem die Betriebsleiter mehr an die Hand genommen werden. Auch Volker Hahn (NAN) hob hervor, dass vor allem junge Leute in der Landwirtschaft nicht im Büro sitzen, sondern anpacken wollen.
Freude oder Frust – wie steht es um den Nutzwert neuer Technologien?
Daniel Meyer griff in seinem Vortrag den Nutzwert digitaler Lösungen auf und fasste zusammen, dass vor allem eine Arbeitsentlastung und eine Vereinfachung von Arbeitsabläufen im Vordergrund stehen sollte. Dies sei im Moment nur teilweise der Fall, so Meyer. Viele Technologien sind noch neu und die Praxiserfahrungen zeigen derzeit noch Probleme bei der reibungslosen Etablierung.
Besonders die herstellerspezifischen Eigenheiten vieler moderner Anbaugeräte, die Notwendigkeit zusätzlicher Software und die Bereitstellung passender Lizenzen stellen besonders die Anwender vor viele Herausforderungen und verursache Kopfschmerzen und Frust. „Die Arbeit mit dem Gerät hört also nicht beim Kauf auf. Das kann schnell abschreckend wirken“, fasste Meyer zusammen.
Auch der Service muss stimmen
Wenn das falsche Konto eingerichtet ist und Anbaugerät und Schlepper nicht mehr kommunizieren können, ist schnelle und kompetente Hilfe gefragt. Hier sieht Volker Hahn deutliche Luft nach oben. Der Fachkräftemangel mache sich auch im Vertrieb neuer Lösungen bemerkbar und kompetentes Personal werde schnell abgeworben, fasste Hahn zusammen. Das Ergebnis sei nicht ausreichend geschultes Personal und wenig Praxiserfahrung mit den Geräten. Es brauche ausreichend geschultes Personal, um die verfügbaren Technologien auch in der Praxis am Laufen zu halten, so Hahn.
Das, was an Innovationen im täglichen Leben angeboten wird, muss funktionieren und es braucht Menschen, die befähigt sind, das zu gewährleisten.
Auch Daniel Meyer fasste zusammen: „Es braucht mehr Spezialisten im Handel, die den Landwirten die Gerätschaften und Kombinationen erklären können.“ Vor allem Landwirte als Anwender seien häufig nicht ausreichend geschult. Auch die Vertriebsmitarbeiter kämen zu wenig aufs Feld, um sich die Technologien anzuschauen. Das müsse sich ändern, fordert Meyer auf und betonte die Wichtigkeit von Praktikernetzwerken.
Welche Themen bewegten die Landwirte vor Ort?
In einem Abschlussworkshop kamen auch die Landwirte zu Wort und äußerten Ihre Kernprobleme und offene Themen in Bezug auf die Anwendung digitaler Lösungen in der Praxis. Einige Inputthemen adressierten die
Nutzung von Daten, das Dantenmangement und KI sowie autonome Agrarsysteme und Weiterbildungen und Qualifizierungen zur Nutzung neuer Technologien.
Das Agrotech-Valley Forum sucht derzeit nach landwirtschaftlichen Betrieben
Betriebsleiter mit Interesse an digitalen Lösungen haben in Zusammenarbeit mit dem Agrotech-Valley Forum die Möglichkeit, neue Technologien auf den eigenen Flächen zu testen. Bei Interesse wenden Sie an Robert Everwand (Geschäftsführer Agrotech Valley Forum e. V.) wenden.
Mail: everwand@agrotech-valley.de