„Die geringe Preisdifferenz zwischen bio und konventionell stört mich nicht“, erklärte Josef Jacobi seinen Standpunkt bei der Veranstaltung „Der Milchmarkt steht Kopf – Was passiert gerade am Markt?“.
Der Bio-Milchviehhalter aus NRW und Aufsichtsratsvorsitzende der Upländer Bauernmolkerei mit Sitz in Hessen erklärte: „Ich freue mich, dass auch die konventionellen Kollegen endlich mal Geld verdienen. Dennoch brauchen auch wir Bios faire Preise!“
Chance vertan
Josef Jacobi berichtete, dass die Molkereivertreter zu Beginn der Krise die Hoffnung hatten, dass mehr Menschen zu Bioprodukten greifen, wenn der Preisabstand zu konventioneller Milch geringer wird. „Diese Chance wurde damit vertan, dass Aldi von einen Tag auf den anderen die Preise für Biomilch um 60 ct/l erhöht hat“, machte der Landwirt deutlich.
Er ist überzeugt, dass sich der Biomilchmarkt wieder stabilisieren wird, wenn die Krise vorbei ist, räumte aber ein, dass er Angst vor weiterem Preisdruck hat: „Momentan vermarkten einige Molkereien Biomilch als konventionelle Milch. Wenn das nicht mehr passiert und die Biomilch wieder in vollem Umfang auf den Markt kommt, könnte das zu weiterem Preisdruck führen.“
Die Upländer Bauernmolkerei hat deshalb ein internes Modell zur Mengenregulierung entwickelt. Außerdem habe sich die Molkerei entschlossen, nun auch Discounter zu beliefern. „Wir müssen die Milch ja los werden“, so Josef Jacobi.
Handelsmarken stehen im Vordergrund
Prof. Dr. Achim Spiller zeigte sich überzeugt, dass sich die Delle im Biosektor erholen wird: „Die Themen Umweltbewusstsein, Klima- und Tierschutz sind nach wie vor im Trend, werden aktuell aber durch die Krise überlagert.“ Das führt dazu, dass günstige Handelsmarken im Vordergrund stehen und die Menschen weniger zu Premiumprodukten greifen.
Während es in der Coronakrise einen regelrechten Bioboom gab, gerät der Absatz nun ins Stocken.“ - Prof. Achim Spiller
Hinzu komme, dass die Anlieferungsmengen von Biomilch im Jahr 2022 zugenommen haben. Zentral seien nun Nachfragesteigerungen für Bio. Denn nur ein Drittel der Deutschen sei überzeugter Bio-Käufer: „Ich schlage eine staatliche Info-Kampagne für den Biosektor vor“, formulierte Prof. Achim Spiller seinen Vorschlag.
§210a GMO als Chance
Bioland-Präsident Jan Plagge zufolge bietet auch der §210a GMO eine Chance zur Stabilisierung des Biopreises. „Dieser Artikel löst das Spannungsfeld und könnte sofort durchgeführt werden“, so sein Standpunkt. Jan Plagge sprach von einem Paradigmenwechsel: „Anstatt einer Kalkulation von oben nach unten wie es momentan der Fall ist, dürften sich Landwirte untereinander abstimmen. Sie würden die Vereinbarung an die Molkereien weitergeben, die wiederum ihre Preise dem Handel mitteilen.“ Dieser Artikel sei ein erster Lichtblick aus Brüssel.