Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche (MKS) hat bereits Schockwellen durch die Märkte für tierische Produkte geschickt. Sollte sich der zweite Verdachtsfall vom Donnerstag bestätigen, dürfte das erst der Anfang gewesen sein. Politik und Behörden hätten aber Instrumente, die Folgen zumindest abzumildern.
Manderfeld: Milchstau vermeiden
Zum Auftakt der Grünen Woche hat Peter Manderfeld, Landwirt und Vorstand der Hochwald Molkerei, eine eindringliche Warnung an die Politik mitgebracht: „Wenn wir in den nächsten Tagen keine Lösung bei den Exportzertifikaten, werden wir in der nächsten Woche eine Protestwelle erleben, dagegen war die Welle letztes Jahr lauwarmer Kaffee.“
Manderfeld meint damit die für die Ausfuhr von Milchprodukten und anderen Erzeugnissen erforderlichen Veterinärzertifikate. Bei denen gibt es seit dem Ausbruch vor einer Woche regional Stillstand, weil manche Veterinäre wegen der unklaren Lage die Ausstellung verweigern oder die Papiere nur zögerlich erteilen. Dabei gibt es laut Manderfeld schon jetzt zumindest bei einem Teil der Zertifikate Varianten mit Regionalisierung, die problemlos ausgestellt werden könnten.
40 % der Hochwald-Milch gehen in den Export
Das passiert jedoch nicht oder in unzureichendem Tempo, was auf der Erzeugerseite Staueffekte nach sich ziehen könnte. Manderfeld verdeutlicht das am praktischen Beispiel: „Circa 40 % unserer Milch geht in den Export, davon knapp die Hälfte in den Drittlandsmarkt.“
Stocke der Export wegen fehlender Zertifikate, könnten die Erzeuger aber nicht mal eben die Produktion reduzieren. Binnen weniger Tage staue sich die Milch dann von der Grenze bis zurück zur Molkerei. „Wenn der Spotmarkt reagiert und die Milch nicht mehr absetzbar ist, kommen wir irgendwann in die Situation unseren Bauern zu sagen, aber wir können deine Milch nicht mehr verarbeiten.“
Manderfeld appelliert daher eindringlich an die Politik, sehr schnell eine einheitliche Regelung für die Exportzertifizierung zu finden, um den Warenfluss zu erhalten.
Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Raiffeisenverbandes (DRV), Jörg Migende, befürchtet ähnliche Effekte bei Rind und Schwein. Ihm zufolge beläuft sich der Schaden des Sektors schon jetzt auf mindestens 1 Mrd. €, insbesondere wegen bereits erfolgter Ausfälle bei Drittlandsexporten sowie innereuropäischen Verwerfungen.
Er gibt zu bedenken, dass bei entsprechend behandelten Verarbeitungsprodukten kein Übertragungsrisiko besteht und wirbt bei den potenziellen Kunden für Vertrauen in solche Produkte. Großbritannien akzeptiere beispielsweise bereits wieder pasteurisierte Milch aus Deutschland.
Migende: Haben nicht viel Zeit
Gleichwohl fordert Migende von der Politik noch mehr Anstrengungen beim Erhalt des Exports und der dafür notwendigen Regionalisierungslösungen. Die entsprechenden Erleichterungen „brauchen wir in den nächsten Tagen – wir haben nicht viel Zeit“, betont der DRV-Hauptgeschäftsführer. Die eigentliche Seuchenbekämpfung sei unterdessen genauso wichtig.
Agravis-Vorstandschef Dr. Dirk Köckler weist zusätzlich auf die enorme Bedeutung der Biosicherheit auf den Höfen hin. Die Agravis hat ihm zufolge reagiert und reduziert beispielsweise den Kontakt beim Warenverkehr und den Futtermittellieferungen mit Landwirten auf ein Minimum. Köckler wirbt vorerst für Ruhe im Umgang mit dem Thema und ein hohes Maß an Verantwortung bei allen Akteuren.