„Ein solider ökologischer Landbau ist ohne Tierhaltung nicht möglich“, erklärte Bioland- und Gemüsebauer Marcus Arzt in der Eröffnungsrede der Bioland-Fleischrindertagung in Ellwangen (Baden-Württemberg) und bezeichnete Kuhfladen als Treibsand der Biodiversität.
Hoher gesellschaftlicher Nutzen
Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg (LAZBW) betonte in seinem Vortrag über zukunftsfähige Haltungskonzepte, dass man auch kontrovers über Mutterkuhhaltung diskutieren könne. „Sie gilt als sehr naturnah, aber auch wenig effizient“, sagte er.
Auch wenn es Herausforderungen in der Fleischrinderhaltung gebe wie den Methanausstoß, Tierwohlfragen oder den abnehmenden Fleischkonsum, so stiftet die Rinderhaltung dennoch einen gesellschaftlichen Nutzen, so der Berater. Dazu gehört unter anderem der Beitrag zum Klimaschutz durch die Grünlandnutzung. Ebenso werde der ländliche Raum attraktiver durch offene Landschaften. Dagegen müssen Landwirte aber auch betriebliche Ziele wie die Wirtschaftlichkeit, Arbeitswirtschaft und Produktqualität im Blick haben.
Mehr Effizienz nötig
„Die Rindfleischerzeugung muss effizienter werden“, brachte es Uwe Eilers auf den Punkt. Das sei über Kohlenstoffbindung möglich durch eine ausgedehntere Weidesaison oder über Agroforstsysteme. „Es ist sinnvoll, Weidegras als Futterquelle zu nutzen, mehr Schlachttiere pro Kuh und mehr Fleisch je Schlachttier zu haben“, erklärte er und riet dazu, bei einer ausgedehnten (ganzjährigen) Weidehaltung die Tierwohlaspekte im Blick zu haben.
Um einen Effekt der CO2-Reduktion zu spüren, sollte das Mastendgewicht bei mindestens 550 kg liegen. „Eine extensive Haltung ist nur durch Zahlung von Ökosystemleistungen rentabel“, zeigte sich Uwe Eilers überzeugt. Diese Aussage warf bei einigen Teilnehmenden der Veranstaltung allerdings Fragen auf: "Wird bei intensiver Wirtschaftsweise auch der CO2-Ausstoß für den Bau von Maschinen oder der Diesel für die Futterbergung mit berücksichtigt, um nur einige Beispiele zu nennen?"
Wie es gelingen kann, Grünland mit Weidegang effizient zu nutzen und mit einer hohen Biodiversität zu verbinden, erklärte Kilian Obermeyer vom LAZBW: "Die Futterselektion auf der Weide ist gut für die Biodiversität", sagte er. Robustrassen fressen weniger selektiv als hochleistende. Den wichtigsten Einfluss auf die Selektionsfähigkeit hat aber der Weidedruck.
Überbeweidung vermeiden
Er empfahl, sich beim Viehbesatz an der Wachstumskurve des Grases zu orientieren: "Futterbedard und Weidewachstum müssen zusammenpassen", machte er deutlich. Der richtige Weidedruck schafft einen Kompromiss aus Geilstellen und kurzen, produktiven Weidebereichen. „Eine Überbeweidung ist aus Sicht von Tier- und Grünlandbestand schlecht“, so Obermeyer.