"Der wichtigste Zeitfresser in unserem Betrieb sind die täglichen Stallarbeiten“, sagt Alexander Weber. Der Milchviehhalter aus Berneck auf der Schwäbischen Alb hält zusammen mit seiner Frau Daniela 90 Fleckviehkühe mit weiblicher Nachzucht und mästet alle männlichen Kälber selbst aus. „Wir verbringen zu zweit jeden Tag viereinhalb Stunden nur im Stall.“ Auch familiär sind sie gefordert. Ihre Kinder sind neun, sechs und drei Jahre alt.
Schwester angestellt
Um für Entlastung zu sorgen, hat das Ehepaar mehrere Maßnahmen ergriffen. Sehr hilfreich war dabei der Austausch mit Beryl Godel vom Beratungsdienst Göppingen.
Seit zwei Jahren ist Danielas Zwillingsschwester Corinna Kneer 20 Stunden pro Woche auf dem Betrieb beschäftigt. „Ich erledige vor allem Stallarbeiten, die nicht täglich anfallen, wie das Einziehen von Ohrmarken oder das Einstreuen der Liegeboxen“, erzählt die gelernte Altenpflegerin. Bei Bedarf unterstützt sie ihre Schwester im Haushalt oder fährt Schlepper, um zu schwaden oder zu eggen. Anfallende Arbeiten notieren Webers in einer App, die von jedem eingesehen und bei freiem Zeitfenster erledigt werden können.
Im Stall haben Webers Arbeitsabläufe vereinfacht und in Technik investiert. So mischt Alexander Weber seit einiger Zeit alle Sonderfuttermittel für seine Teil-TMR in den Eiweißergänzer und lagert diesen in einem Kraftfuttersilo. Über Förderschnecken mit Funksteuerung dosiert er dann Eiweißergänzer und Getreideschrot in den Mischwagen. Das Nachschieben des Futters erledigt ein Nachschieberoboter.
Zwei Melkroboter
Bereits seit 2010 melkt ein Melkroboter die Kühe. „Das hat trotz der 90 Kühe mit dem Feedfirst-System geklappt“, sagt Alexander Weber. Allerdings musste er bei Störungen immer sofort reagieren, um die Melkpausen kurz zu halten. Beim Tausch des alten Roboters gegen einen neuen hat er einen zweiten Melkplatz eingerichtet und den alten Roboter behalten, ohne die Kuhzahl zu erhöhen. Das hat nicht nur die Melkfrequenz und Milchleistung erhöht. Das ganze Melken läuft jetzt entspannter und bei Störungen muss Weber nicht mehr sofort reagieren. Ab 24.00 Uhr hat er den Alarm sogar ganz abgeschaltet. „Ich schlafe jetzt wesentlich ruhiger als früher“, sagt Weber.
Begeistert von Boli
Das Tränken der Kälber erleichtert seit einem Jahr ein Milchtaxi. Milch von Kühen mit erhöhtem Zellgehalt wird in den Behälter des Taxis gepumpt, wo sie gekühlt wird. Vor dem Tränken wird sie angewärmt und dann direkt in die Tränkeeimer dosiert.
Erleichterung hat Weber die Überwachung der Herde mit Pansenboli gebracht. „Mit der Temperaturmessung. kann ich Entzündungen sehr früh erkennen und sofort reagieren. Seit einem Jahr musste ich keine einzige Kuh mehr am Euter behandeln“, lobt der Milcherzeuger.