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Wie Milchviehhalter Zeitfresser im Betrieb bändigen können

Gerade Milchviehhalter sind wegen der täglichen Stallarbeit einer hohen Belastung ausgesetzt. Umso wichtiger ist es, die Abläufe gut zu strukturieren, Hilfsmittel zu nutzen und Arbeiten auszulagern.

Lesezeit: 5 Minuten

Unsere Autorin: Julia Kehrle, Landwirtschaftlicher ­Beratungsdienst Ravensburg

Schnell gelesen

  • Arbeitsbereiche zu gliedern und Zuständigkeiten festzulegen hilft, Zeitfresser zu bändigen. Wochen- und Monatspläne tragen dazu bei, dass wichtige Arbeiten zuverlässig erledigt werden.

  • Management-Software erleichtert die tägliche Arbeit. Zudem ist es ökonomisch sinnvoll, bestimmte Arbeiten auszulagern.

Die hohe Arbeitsbelastung ist ein Dauerbrenner in vielen Milchviehbetrieben. Zu täglich wiederkehrenden Arbeiten kommen zunehmend äußere Zeitfresser, auf die Landwirte nur begrenzt Einfluss nehmen können. Hierzu zählen wachsende gesellschaftliche und politische Forderungen an die Landwirtschaft, z. B. in  Form des steigenden Bürokratieaufwandes.

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Auf die inneren Zeitfresser in landwirtschaftlichen Betrieben haben Betriebsleiter/innen dagegen einen großen Einfluss, da sich diese gut optimieren lassen. Dazu zählen z. B. schlecht organisierte Arbeitsabläufe oder eine unklare Aufgabenverteilung. Ein weiterer Zeitfresser ist das Han­dy, weil die Ablenkungsgefahr enorm ist. Außerdem bieten die sozialen Medien eine Flut an Informationen, die verarbeitet werden müssen und schwer zu filtern sind.

Um mehr Zeit für sich selbst, seine Familie und neue Perspektiven zu gewinnen, sollten Landwirte sich Gedanken machen, wo und wie sich Zeitfresser reduzieren lassen.

Arbeitsbereiche aufteilen

Ein erster Schritt ist die Aufteilung der Arbeitsbereiche im Betrieb. Sobald Familien- und/oder Fremdarbeitskräfte mit auf Hof tätig sind, sollte der Betriebs­leiter oder die Betriebsleiterin die Arbeitsorganisation planen, anfallende Aufgaben delegieren und Zuständigkeiten festlegen.

Hierzu kann ein Organigramm hilfreich sein, das die Arbeitsbereiche detailliert darstellt und die Verantwortlichkeiten genau zuweist. Es empfiehlt sich die verschiedenen Betriebszweige, z. B. Ackerbau, Grünland und Milchvieh, aufzuführen. Umfangreichere Betriebszweige, wie die Milchviehhaltung, lassen sich dann nochmals genauer in die dazugehörigen Arbeitsbereiche, z. B. Melken, Füttern, Kälber und Tiergesundheit aufgliedern.

Ein Organigramm ist unabhängig von der Betriebsgröße und der Mitarbeiteranzahl ein gutes Hilfsmittel. Denn nur wenn jeder weiß, für welche Auf­gaben er zuständig ist, erledigt er diese auch entsprechend.

Der nächste Schritt ist das Strukturieren und Standardisieren von Arbeitsprozessen. Dies bietet sich besonders für täglich oder wöchentlich wiederkehrende Aufgaben an, wie das Füttern oder die Frischmelkerkontrolle. Bei einer Standardarbeitsanweisung beschreibt man die Arbeitsschritte, die Vorgehensweise und das Ziel der Aufgabe möglichst ­genau. Damit lässt sich die Arbeitsgeschwindigkeit und -qualität bei den Mitarbeitern besser aufrecht erhalten. Neue Mitarbeiter haben gleich eine Arbeitsanweisung an der Hand und die Einarbeitung läuft besser. Das Erstellen von betriebsindividuellen Standardarbeitsanweisungen ist zwar zeitaufwendig, langfristig lassen sich damit aber viele Zeitfresser beheben.

Wochen- und Monatspläne

Des Weiteren gibt es immer wiederkehrende Aufgaben, die sich in einem festen Wochen- oder Monatsplan integrieren lassen. Dies ist unabhängig von der Betriebsgröße und schafft wichtige Arbeitsroutinen auf den Höfen.

Bullenkälber werden z. B. meist montags verkauft. So können am Dienstag die weiblichen Kälber umgestallt und die Kälberboxen gemistet und gewaschen werden. Ein weiteres Beispiel ist die Trächtigkeitsuntersuchung bei den Kühen. Durch feste Arbeitsroutinen werden anstehende Aufgaben zeitnah erledigt und nicht vergessen.

Eine große Arbeitserleichterung bieten auch technische Hilfsmittel und Software-Programme. Diese können die ­Arbeitszeit verringern, Arbeitsschritte vereinfachen sowie wichtige Informationen frühzeitig und zuverlässig bereitstellen. Beispiele dafür sind Herden­managementprogramme oder Ackerschlagkarteien. Oft kann dies per App bereits während der Arbeit erfolgen, sodass es nach getaner Arbeit nicht noch zusätzlich dokumentiert werden muss.

Software-Programme

Für die Tierkontrolle und Tiergesundheit gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Hilfsmitteln, die in der Praxis sehr gut funktionieren und die Arbeit deutlich erleichtern. Die Brunsterkennung ist in vielen Milchviehbetrieben bereits ein etabliertes System, das zuverlässig Kühe erfasst. Darüber hinaus gibt es Systeme, die die Tiergesundheit überwachen und auffällige Kühe frühzeitig an Indikatoren erkennen, wie Körpertemperatur, Wiederkauen und Milchinhaltsstoffen.

Hierdurch erhält der Landwirt gezielte Informationen über seine Kühe und kann frühzeitig Maßnahmen ergreifen, um die Tiergesundheit zu sichern. Entscheidend für die erfolgreiche Anwendung ist, dass die Hilfsmittel auch entsprechend genutzt werden. Ansonsten sind sie zu teuer und bringen nicht die gewünschte Arbeitserleichterung oder sogar Mehrarbeit.

Arbeiten auslagern

Eine weitere Möglichkeit sich zu entlasten besteht darin, bestimmte Arbeiten auszulagern. Für viele Bereiche gibt es Dienstleister mit entsprechender Technik und dem dazugehörenden Know-how. Oft ist es sogar wirtschaftlicher, Arbeiten an Dienstleister abzugeben und selbst nicht die entsprechenden Maschinen vorhalten zu müssen. Ein gutes Beispiel dafür ist der Pflanzenschutz, der eine Spritze mit entsprechendem TÜV sowie die Sachkunde des Fahrers erfordert. Ebenso gibt es speziell für Milchviehbetriebe Dienstleistungen wie das Besamen oder die Klauenpflege, die sich gut auslagern lassen.

Dienstleister für das Büro

Neben der Arbeit im Stall und auf dem Feld bleibt häufig noch Büroarbeit liegen. Auch hier gibt es Dienstleister, die die Landwirte dabei unterstützen. So bieten Steuerberater die Kontierung an und geben ökonomische Kennzahlen in Form von Quartalsberichten und dem Jahresabschluss zurück.

Des Weiteren bieten klassische Beratungseinrichtungen ergänzend zu ihren Empfehlungen zu Fütterung und Tiergesundheit auch betriebswirtschaftliche Auswertungen an und unterstützen die Betriebe bei der Düngeplanung und Antragstellung.

Der Blick eines Außenstehenden auf den Betrieb und dessen Arbeitsabläufe kann oft hilfreich sein und Zeitfresser aufdecken. Wichtig ist, das Bewusstsein für die Zeitfresser zu schaffen und den eigenen Betrieb kritisch zu hinterfragen. Für alle Personen, die in der Landwirtschaft tätig sind, sollte es möglich sein, sich Zeit zu nehmen für Dinge, die jedem persönlich wichtig sind.

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