Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist in Brandenburg ausgebrochen. Wie Agrarministerin Hanka Mittelstädt (SPD) laut verschiedener Medienberichte am 10. Januar mitteilte, sind drei Wasserbüffel in Kreis Märkisch-Oderland davon betroffen und verendet. Der Landkreis habe mit Spezialisten alle erforderlichen Maßnahmen angeordnet, um die Ursache zu untersuchen. Wo sich die Tiere infiziert haben könnten, ist bisher unklar.
"Die Maschinerie ist angelaufen", so wird Mittelstädt zitiert. "Der Tierbestand wird derzeit tierschutzgerecht getötet und unschädlich beseitigt." Ob weitere Tierbestände im näheren Umkreis ebenfalls betroffen sind, ist noch nicht bestätigt.
Die Hinweise auf MKS wurden offenbar im Rahmen von Abklärungsuntersuchungen bezüglich der Blauzungenkrankheit (BTV) festgestellt. Um den Ausbruchsbestand werde mit einem Radius von mind. 3 km eine Schutzzone und mit einem Radius mind. 10 km eine Überwachungszone eingerichtet.
Für das gesamte Land Brandenburg gilt ein stand still für 72 Stunden (Einstellung jeglicher Bewegung) für Klauentiere, so berichtet das Nachbarland Mecklenburg-Vorpommern in einer Pressemitteilung.
FLI bestätigt MKS-Virus in Brandenburg
Auf Nachfrage von top agrar bestätigt eine Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) den Ausbruch: "Das Nationale Referenzlabor für Maul- und Klauenseuche (MKS) des FLI bestätigt für Proben eines Wasserbüffels aus Märkisch-Oderland in Brandenburg eine Infektion mit dem MKS-Virus. Die örtlich zuständigen Behörden leiteten entsprechende Bekämpfungs- und Schutzmaßnahmen ein. Am FLI laufen weitere Untersuchungen zur genaueren Bestimmung des Virus. Ein Team des FLI unterstützt die Ausbruchsuntersuchungen vor Ort. MKS ist eine reine Tierseuche und nicht auf den Menschen übertragbar, also keine Zoonose."
Die Maul- und Klauenseuche (MKS) ist eine hochansteckende Viruserkrankung bei Klauentieren (Rinder, Schafe, Ziegen und Schweine). Auch viele Zoo- und Wildtiere können an MKS erkranken. International gelten für die Verhütung und Bekämpfung der MKS sehr strenge Regeln. Es gibt keine Behandlungsmöglichkeit für erkrankte Tiere. Ist in einem Betrieb auch nur ein Tier erkrankt, müssen alle Klauentiere getötet und unschädlich beseitigt werden, berichtet das FLI.
Erster MKS-Ausbruch in Deutschland seit 1988
Den letzten Ausbruch der MKS in Deutschland gab es 1988 in Niedersachsen. In Europa wurde der letzte Ausbruch in 2011 aus Bulgarien gemeldet. Davor waren 2001 das Vereinigte Königreich und in der Folge Frankreich, Irland und die Niederlande vom einem großen MKS-Geschehen betroffen.
Das MKS-Virus kommt in der Türkei, im Nahen Osten und in Afrika, in vielen Ländern Asiens und in Teilen Südamerikas nach wie vor endemisch vor. Illegal eingeführte tierische Produkte aus diesen Ländern stellen eine ständige Bedrohung für die europäische Landwirtschaft dar.
Backhaus mahnt zur Wachsamkeit
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus zeigt sich besorgt: „MKS gehört zu den weltweit wirtschaftlich bedeutsamsten Tierseuchen. Durch die Zunahme des globalen Handels- und Reiseverkehrs besteht ständig die Gefahr einer Wiedereinschleppung und rasante Ausbreitung der MKS in Europa. Jetzt ist es besonders wichtig, dass sich Tierhalter bei unklaren klinischen Befunden wie Fieber, Schleimhautveränderungen oder Lahmheit ihrer Wiederkäuer oder Schweine an die bestandsbetreuenden Tierärzte und auch an die zuständigen Veterinärämter wenden. Das ist extrem wichtig, denn die Erreger verbreiten sich über den Wind. Wir dürfen keinen Flächenbrand kriegen – das wäre ein Katastrophe.“
Wie geht es jetzt weiter?
Was bedeutet der bestätigte MKS-Fall in Deutschland jetzt für Tierhalter? Dazu scheint es noch keine eindeutige Antwort zu geben, wie Anfragen bei den zuständigen Behörden zeigen.
Das Landwirtschaftsministerium in Brandenburg teilt auf Nachfrage mit: "Das MLEUV ist in einem engen Austausch mit dem Landkreis, dem Bund und den weiteren zuständigen Stellen, um Maßnahmen zur Eindämmung der Tierseuche abzusprechen und anzuordnen. Zudem wird derzeit überprüft, wie die Eintragung in den Bestand erfolgt ist.
Wir bitten um Verständnis, dass zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht alle von Ihnen erfragten Informationen hinreichend verdichtet sind. Wir informieren Sie, sobald weitere Maßnahmen getroffen werden."
Niedersachsen rät von Jagd in Brandenburg ab
Vor dem Hintergrund des MKS Ausbruches mahnt das niedersächsische Landwirtschaftsministerium alle Betriebe mit Klauentieren, Neuweltkameliden (Lamas, Alpakas) und Wildwiederkäuer zu erhöhter Wachsamkeit und der strengen Einhaltung von Biosicherheitsmaßnahmen. Auf die Teilnahme an Jagden und Veranstaltungen mit Tieren jeglicher Art in Brandenburg sollte verzichtet werden.
Hierzu Landwirtschaftsministerin Miriam Staudte: „Der Ausbruch der Maul- und Klauenseuche in Brandenburg ist absolut besorgniserregend. Die Viruskrankheit ist hoch ansteckend und es gibt für die erkrankten Tiere keine Behandlungsmöglichkeiten, alle Tiere eines Bestandes müssen getötet werden. Es höchste Vorsicht geboten und es gilt einen Eintrag nach Niedersachsen unbedingt zu verhindern. Daher fordere ich alle Halterinnen und Halter gefährdeter Tierarten auf, ihre Biosicherheitsmaßnahmen zu überprüfen und konsequent einzuhalten. Das gilt für hauptberufliche Betriebe ebenso wie für Hobbyhaltungen. Wir beobachten die Lage genauestens und stehen mit den entsprechenden Behörden und Verbänden im Austausch."
Symptome von MKS ähnlich zu Blauzunge
Sollten Halterinnen und Halter virustypische Krankheitssymptome wie Fieber, vermehrten Speichelfluss, eine gerötete Mundschleimhaut oder Bläschen an der Innenfläche der Lippen, am Zahnfleischrand, an Klauen und Zitzen entdecken, muss dies umgehend von einem Tierarzt oder einer Tierärztin abgeklärt werden, verdeutlicht das niedersächsische Ministerium. Insbesondere kleine Wiederkäuer seien zu beobachten, da sie häufig nicht von einer schweren Symptomatik betroffen sind.
Da die Symptome der MKS denen der Blauzungenkrankheit ähneln, sollte auch bei diesen Verdachtsfällen eine entsprechende Abklärungsuntersuchung vorgenommen werden.