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topplus Tipps für Trockensteher

Trockensteher: Mehr Birnen als Äpfel im Stall

Wie Landwirte und Landwirtinnen die Kontrolle über ihre Transitkühe behalten, berichtete Henk-Jan Hetterschijt beim Dairy Event.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Transitphase beim Milchvieh ist die wohl kritischste Phase im ­Produktionszyklus einer Kuh. Drei Wochen vor und nach der Kalbung verändert sich im Muttertier viel. Wie gut Milchkuhhalter und Milchkuhhalterinnen die Fütterung und die Umgebung der Kühe in der Zeit steuern, beeinflusst die Gesundheit und damit den Milchproduktionsstart maßgeblich.

Viel Platz im Stall

Die Kuh braucht nach dem Trockenstellen vor allem eins: Quadratmeter. Die voranschreitende Trächtigkeit und die gewollt hohe Futteraufnahme führen dazu, dass die Kühe runder werden: Die „Tonne wird größer“.

Bei Liegeboxen kann es sich daher lohnen, die Boxenmaße weiter als in der Herde einzustellen. Jede Kuh muss dabei zwingend eine Box haben. Je mehr Platz da ist, desto mehr und länger am Stück liegen Kühe. Die Fressplatzbreite sollte mindestens 75 cm betragen. Auch hier gilt – gerne mehr.

Nachgewiesen ist auch, dass die Fresszeit mit Nackenrohren höher ist als bei Fressgittern. Landwirte sollten mit 120 bis 130 % der Boxen/Fläche/Fressplätze planen, falls mal mehr Kühe trockenstehen als geplant. Wenn vorhanden, geht es drei Wochen vor der Kalbung in den Close-Up-Stall. Hier sind stabile Gruppen wichtig. Bei 200 Milchkühen im Betrieb kommt man dafür schnell auf 120 bis 140 m2 benötigten Platz.

Futter fein abgestimmt

Milchfieber, Nachgeburtsverhalten und Ketose sind die drei Hauptprobleme nach der Kalbung. Das Risiko dazu kann man über die Fütterung verringern, die je nach Betrieb und Gegebenheiten unterschiedlich ist. Grundsätzlich gilt aber: Wir brauchen eine fitte Kuh und keine fette Kuh. Bildlich gesprochen: Die Form von Trockenstehern sollte mehr birnen- als apfelförmig sein. Und die Grundfutteraufnahme muss bekannt sein. Ziel sind mindestens 12 bis 14 kg Trockenmasse (TM). Damit kann dann individuell die Feinabstimmung beginnen.

Dazu einige Impulse:

  • Kalium  beeinflusst die Kationen-Anionen-Bilanz positiv, also nach oben. Der Kaliumgehalt von Futtermitteln muss beprobt werden. Beim Stroh in der Trockensteherfütterung sollten Landwirte z. B. darauf achten, dass dieses reif ist. Denn unreifes Stroh hat viel Kalium.

  • Gras­silage in der Trockensteherration wird oft wegen ihres Kaliumgehalts vermieden. Dabei hat Gras wenig Stärke, ist gut für den Pansen, schmackhaft und meist günstig vorhanden. Und den Kaliumgehalt kann man beim Gras über die Produktion steuern. Altes Gras bzw. spätere Schnitte haben weniger Kalium. Wer kein Kalium düngt, hat auch weniger im Gras: Der Effekt ist auf Sand­böden stärker als auf Lehmböden.

  • Wenig  Calcium  im Futter trainiert die Regelmechanismen der Kuh für die Mobilisation und Aufnahme in der Frühlaktation. Seit einiger Zeit setzen Landwirte das Zusatzfuttermittel Zeolith ein. Dieses bindet Calcium, aber auch Phosphor. Mit Anionischen Salzen lässt sich die Kationen-Anionen-Bilanz der Ration steuern. Der Geschmack ist allerdings sehr schlecht, darauf muss man bei der Fütterung achten.

  • Magnesium  wird oft unterbewertet. Mindestens 4 g Magnesium/kg TM in der TS-Ration sind wichtig. Magnesium begrenzt z. B. die Calciumaufnahme aus dem Futter.

Gerade kleine Betriebe haben Schwierigkeiten, eine frische bzw. eigene Ration für die Trockensteher zu mischen. In der Praxis zeigen sich immer wieder interessante Lösungen, wie eine Vorrats-Totale-Mischration (TMR) durch externe Unternehmen als Silo oder im Ballen. Einzelne Betriebe silieren Gras, Mais und Stroh auch direkt zusammen ein und bauen sich damit eine TMR.

Nach dem Kalben

Der Abbau von Körpermasse nach dem Kalben ist zunächst einmal normal – genauso wie die geringere Futteraufnahme. Bei zu fetten Kühen ist das noch verstärkt, weswegen diese mehr Probleme haben. Eine Kuh, die in der Trockenstehzeit hohe Futteraufnahmen hatte, schafft das auch als Frischkalber besser. Auch Futterzusätze wie Lebendhefen und Kräuterextrakte zeigen gute Effekte. Zusätzlich bietet eine „Frischmelkergruppe“ – wenn es betrieblich möglich ist – den Kühen Platz, Ruhe und mehr Aufmerksamkeit für den Laktationsstart.

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