Durch den aktuellen Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Sanktionen gegenüber Russland sind die Agrar- und Lebensmittelmärkte sowie die Energiemärkte stark betroffen. Die gesamten Auswirkungen sind derzeit noch nicht abschätzbar.
Ukraine: Viel Käse aus der EU
Die Ukraine hat in den vergangenen Jahren zunehmend mehr Milchprodukte aus der EU importiert, ist aber bislang ein kleinerer Handelspartner geblieben. Die größte Bedeutung haben dabei die Käseimporte. 2021 war die Ukraine der fünftgrößte Markt für Käse aus der EU. Der Marktanteil lag aber lediglich bei knapp vier Prozent der gesamten Käseausfuhren der EU.
Bei den derzeitigen Kampfhandlungen dürften die Lieferungen zum Erliegen gekommen sein. Durch die Aufnahme von Geflüchteten in der EU im Umfang von voraussichtlich mehreren Millionen Menschen entsteht gleichzeitig ein deutlicher Mehrbedarf innerhalb der EU – auch an weiteren Milchprodukten. Die Milcherfassung und -verarbeitung in der Ukraine dürfte gestört sein, wozu derzeit aber keine Informationen vorliegen.
Russland: Kaum Milchimporte aus der EU
Russland ist weiterhin einer größten Importmärkte für Milchprodukte, wobei die Gesamteinfuhren in den letzten Jahren kontinuierlich geblieben niedriger sind als sie vor 2014 gewesen waren. Damals hat Russland als Reaktion auf westliche Sanktionen nach Annexion der Krim einen Importstopp für Milcherzeugnisse und weitere Lebensmittel aus westlichen Ländern verhängt, der bislang ununterbrochen andauert. Aus der EU werden lediglich noch in sehr geringem Umfang Spezialprodukte aus dem Milchsegment importiert. Etwa achtzig Prozent der Milchprodukteimporte Russlands stammen aus dem Nachbarland Belarus. Hier ist von einer Aufrechterhaltung der Lieferungen auszugehen.
Fonterra stoppt Milchexporte nach Russland
Die übrigen Mengen werden zum größten Teil aus Argentinien und Neuseeland bezogen. Die neuseeländische Molkereigenossenschaft Fonterra hat inzwischen angekündigt, den Export nach Russland einzustellen. Insgesamt werden die Auswirkungen der verschiedenen Sanktionen gegenüber Russland auf den internationalen Warenverkehr mit Milchprodukten gering sein, solange die Lieferungen aus Belarus nicht berührt sind.
Energie und Dünger: Indirekte Folgen für den Milchmarkt
Es ist mit verschiedenen indirekten Folgen auf den Milchmarkt zu rechnen, da Russland ein wichtiger Energieexporteur für Deutschland und die EU ist. Außerdem ist Russland der weltgrößte Exporteur von Mineraldünger und ein wichtiger Holzexporteur. Russland und die Ukraine sind auch wichtige Getreideexporteure.
Die Energiepreise, insbesondere für Erdöl, sind seit Ausbruch des Konflikts bereits deutlich gestiegen und es ist mit weiterhin deutlich erhöhten Preisen zu rechnen. Diese Faktoren führen voraussichtlich in der Milcherzeugung und -verarbeitung zu weiteren Kostensteigerungen und möglicherweise auch zu Engpässen, z.B. bei Dünger. Stark betroffen sind unter anderem Verpackungsmaterialen und Transporte.