In den USA haben sich zahlreiche Milchkühe mit dem Vogelgrippe-Virus (HPAIV H5N1) infiziert. Aktuell sind es mindestens 36 Herden in neun Bundesstaaten. Das nicht-infektiöse Virusgenom wurde auch in pasteurisierte Milch im Supermarkt gefunden und mindestens ein Mitarbeiter eines Betriebes hat sich infiziert. Doch die Ursache für die Infektion der Kühe, die bisher als kaum empfänglich galten, bleibt unklar.
Deshalb forscht jetzt das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, das Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) dazu. "Wir wollen verstehen, wie das Virus in die Kuh gelangt und warum die Tiere erkranken", sagt der Leiter des Instituts für Virusdiagnostik, Professor Martin Beer, gegenüber dem NDR. In Abstimmung mit Virologen in den USA und in Kanada werden die Wissenschaftler in Kürze im Hochsicherheitstrakt des Forschungsinstituts auf dem Riems Rinder künstlich mit H5N1 infizieren.
"Wir werden das Euter infizieren mit einem Virus aus den USA und werden es vergleichen mit ähnlichen Viren aus Europa", so Beer. Denn im Euter und in der Milch der infizierten amerikanischen Tiere waren die Viruslasten besonders hoch.
Geringes Risiko in Deutschland
Für Deutschland schätzt das FLI das Risiko von Vogelgrippe-Infektionen bei Milchkühen aktuell als sehr gering ein. „Sofern kein Kontakt zu Rohmilch aus den USA besteht“, erklärte FLI-Präsidentin Prof. Christa Kühn im top agrar-Interview. „Theoretisch könnten sich auch hier Kühe direkt anstecken. In den letzten Jahren ist das aber trotz vieler H5N1-Fälle bei Wildvögeln nie vorgekommen. Dennoch sollten Verunreinigungen durch Wildvogelkot vermieden werden, z. B. in großen Viehtränken oder im Futter.“