„Es gibt keine wissenschaftliche Evidenz dafür, dass der Verzehr von Fleisch ungesund ist", machen Wissenschaftler in einer aktuellen Publikationen im Journal Animals Frontiers deutlich (Johnston et. al 2023). In moderaten Mengen konsumiert, erhöhe Fleisch nicht das Risiko für Erkrankungen. Viel wichtiger sei eine insgesamt ausgewogene Ernährung.
Der Artikel ist Teil der aktuellen Ausgabe "The societal role of meat" in dem Magazin. In verschiedenen Artikeln ordnen Wissenschaftler die Themen Nutztierhaltung sowie Fleischproduktion und -kosum ein. Darunter z.B. die Rolle von Fleisch in der menschlichen Ernährung, der Bedeutung von Nutztieren für Ökosystemen oder einer Einschätzung von Fleisch aus dem Labor. Die Texte sind kostenlos verfügbar auf der Homepage des Journals Animals Frontiers.
Wissenschaftler fordern sachliche Debatte
Den Artikeln vorausgegangen war die Fachtagung "The Societal Role of Meat - What the Science Says" (dt.: Die gesellschaftliche Rolle von Fleisch - Was die Wissenschaft sagt) im Oktober 2022 in Dublin. Diese hatte die irische Beratungs- und Forschungsorganisation Teagasc organisiert.
Ergebnis der Tagung war unter anderem die „Dublin Erklärung der Wissenschaft zur gesellschaftlichen Rolle der Tierhaltung“ (www.dublin-declaration.org). Diese haben mittlerweile fast 1.000 internationale Forscher online unterzeichnet. Sie weisen grundsätzlich darauf hin, dass die Tierhaltung eine entscheidende Rolle für die Weltbevölkerung spielt und fordern eine sachlichere Diskussion. Nicht zielführend seien Vereinfachungen und Populismus in der Diskussion um Tierhaltung und Fleischkonsum. Teilweise würden fehlerhafte Aussagen von der Politik für Entscheidungen genutzt.
"Wissenschaftliche Fakten statt Polarisierung!"
Ein bekannter Unterzeichner und Mitwirkender ist Prof. Wilhelm Windisch. Er betont: „Mit der Erklärung wollen wir nicht ein ‚weiter wie bisher‘ der Tierhaltung rechtfertigen! Wir brauchen Veränderungen und ausbalancierte Kreisläufe. Doch wissenschaftliche Evidenz muss Propaganda und Polarisierung überwinden. Ein Großteil der Anti-Nutztier-Debatte und der daraus folgenden, negativen Bewertung von Lebensmitteln tierischer Herkunft, wie z.B. dem Nutriscore, beruht auf unzulässigen Annahmen.“
Fleischkonsum ist nicht grundsätzlich ungesund
Auf einer Pressekonferenz zur Dublin Declaration gab die Medizinerin Prof. Alice Stanton aus Irland (Royal College of Surgeons) ein Beispiel für fehlerhafte Aussagen: Der 2019 veröffentlichte „Global Burden of Disease Risk Factors Report“ (dt: Bericht zur globalen Belastung durch Krankheitsrisiken) behaupte, dass schon der Verzehr kleinster Mengen roten Fleisches gesundheitsschädlich sei. Die jetzt veröffentlichten und überprüften Artikel zeigten, dass dies fatale wissenschaftliche Falschaussagen sind und deshalb zurückgezogen werden sollten.
Politik nutzt wissenschaftliche Falschaussagen
Ernährungswissenschaftler seien sich laut Prof. Alice Stanton heute einig, dass der komplette Verzicht von Frischfleisch und Milchprodukten der menschlichen Gesundheit schaden würde. Besonders betroffen seien Frauen, Kinder, ältere Menschen und Menschen mit geringem Einkommen. Obwohl die fehlerhafte Datenanalyse der „Global Burden of Disease“ inzwischen bekannt sei, beeinflusse der Bericht die Politik der FAO, der UN, der WHO und auch der „Farm to Fork“-Strategie der EU.