Gut, dass die Fristverlängerung nach monatelangem Gezerre endlich unter Dach und Fach ist! Jetzt gilt es, die verbleibende Zeit effektiv zu nutzen. Viele offene Fragen müssen geklärt werden, Investitionsbeihilfen zeitnah auf den Weg gebracht und Schulungskonzepte erarbeitet werden.
Zu begrüßen ist auch, dass der Lebensmitteleinzelhandel (LEH) und die Schlachtbranche vom Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) auf klare Zusagen festgenagelt werden sollen. Sie müssen endlich Farbe bekennen, ob bzw. in welchem Umfang sie das Fleisch von Jung- bzw. immunokastrierten Ebern abnehmen. Hier hätte bereits Landwirtschaftsminister Christian Schmidt koordinierend eingreifen müssen!
Ungelöst bleibt bis auf Weiteres das Problem der Importferkel. Denn aus Dänemark und Holland dürfen demnächst Ferkel zu uns importiert werden, die per Lokalanästhesie oder unter CO2-Narkose kastriert wurden. Das führt zu einer Marktspaltung und es droht eine weitere Abwanderung der Ferkelproduktion ins Ausland, wo geringere Tierschutzstandards gelten.
Deshalb muss die Forschung in Richtung Lokalanästhesie weitergehen – allerdings mit neueren, wirksameren Betäubungsmitteln. Zugleich muss in den Versuchen mit Parametern gearbeitet werden, die wirklich den Schmerz der Tiere messen. Dazu zählen z.B. die eingriffsbedingten Reflexe oder die Aktivität der Schmerzreize im Gehirn per EEG. Stressparameter wie die Cortisolkonzentration im Blut eignen sich dafür nicht.
Und auch die im Gesetz geforderte „Schmerzausschaltung“ gehört auf den Prüfstand. Denn sie lässt sich durch eine Narkose kaum realisieren und wird weder in den Tierschutzgesetzen unserer Nachbarländer noch in der Humanmedizin gefordert. Wenn der Begriff im Gesetz stehen bleibt, werden die Sauenhalter zwischen den festgefahrenen Fronten der Bauernverbände, Tierschützer und Politiker zerrieben. Es wäre schön, wenn Politiker und NGOs den Mut hätten, frühere Fehler zu korrigieren. Lehnert/Arden