Der Arbeitskreis Sauenhaltung im Bauernverband Niedersachsen warnt vor einer Abwanderung der Schweinehaltung aus Deutschland wegen immer höherer Auflagen und fehlender Planungssicherheit.
Jörn Ehlers, Vorsitzender des Ausschusses Veredlung und Vize-Präsident im Landvolk, beklagt fehlende Antworten seitens der Politik, wie in Zukunft gewirtschaftet werden soll, sowie viel zu hohe Anforderungen, die den schweinehaltenden Betrieben große Sorgen bereiten.
"Während wir in Deutschland unseren Schweinebestand mit höchsten Tierwohlansprüchen immer weiter abstocken, wird er in den süd- und südosteuropäischen Ländern mit weitaus weniger Tierschutzauflagen aufgebaut. Wir brauchen endlich ein europäisch einheitliches Niveau in der Tierhaltung, dann hätten wir viel weniger Probleme und eine gute Strategie. Aber andere Länder – wie Spanien oder Polen – ticken anders. Ich bin mir sicher, dass Tierhaltung auch im kommenden Wahlkampf ein Thema sein wird“, so Ehlers.
Noch steht Deutschland beim Schweinepreis gut da
Dass die Schwankungsbreite beim Schweinepreis größer geworden ist, zeigte Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in seinem Bericht zur Konzentration des Schlachtsektors auf. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Schweinepreis zwar um über 7 %, aber im Jahresdurchschnitt steht Deutschland mit 2,23 € pro Kilogramm Schlachtgewicht auf dem zweiten Platz hinter Österreich mit 2,31 €/kg SG gut da. Der Durchschnitts-EU-Preis liegt bei 2,13 €/kg SG.
Da auch der Kostendruck gestiegen ist, sollte ein Preisvergleich nie ohne die Kostenseite gemacht werden, verweist Hortmann-Scholten auf die Kehrseite der Medaille mit der Folge, dass der Rückgang der Schweineproduktion nicht mehr aufzuhalten sei.
Rückgang der Schweinehaltung hält an
Seit acht Jahren haben Deutschlands Bauern die Schlachtschweine-Produktion reduziert. Waren es 2020 noch 53,4 Mio. Schweine, sank die Stückzahl der in Deutschland geschlachteten in- und ausländischen Schweine 2023 auf 44,1 Mio..
„Für 2024 scheint sich erstmals ein Stopp des Abwärtstrends anzudeuten, man rechnet mit 44,4 Mio. Stück – ein kleines Plus von 0,6 %“, führt der Fachmann der LWK aus. Die drei größten Schlachthöfe Tönnies, Westfleisch und Danish Crown schlachteten 2023 fast 60 %dieser 44,1 Mio. Schweine. Hortmann-Scholten warnte daher vor den Auswirkungen der zunehmenden Konzentration im Schlachtsektor auf einige wenige Player und vor den wirtschaftlichen Folgen für die Schweinebauern.
Seit 2008 sinken auch die Zuchtsauen-Bestände in Deutschland kontinuierlich. Von einst 2,3 Mio. Stück sind es 2023 nur noch 1,4 Mio. Zuchtsauen. Auch die Niederlande stocken mit ihren Rauskauf-Programmen die Sauenhaltung weiter ab, in Spanien hingegen wachsen die Bestände seit 2012 kontinuierlich von 2,3 Mio. Stück auf 2,8 Mio. im Jahr 2023.
Skeptisch sieht Landvolk-Vizepräsident Ehlers daher das Bundesprogramm Stallumbau für höhere Haltungsstufen mit mehr Tierwohl im Schweinebereich: „Die Initiative Tierwohl hat sich mit einem großen Marktanteil etabliert, jedoch sollte ein Wachstum in noch höhere Haltungsstufen nicht von der Politik mit der Brechstange erzwungen werden. Hier muss auch die Nachfrage am Markt entscheiden, ob ein Landwirt in diesem Bereich investieren kann.“