Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Die EuroTier ist gelaufen. Doch große Innovationen waren auf der Messe Mangelware – zumindest im Schweinebereich.
Ein Drittel steigt aus
Die aktuelle Umfrage der ISN mit nahezu 600 beteiligten Betrieben liefert ernüchternde Ergebnisse. Schon jetzt planen demnach 31 % der Sauenhalter, vor dem verpflichtenden Umbau ihres Abferkelstalls auszusteigen. Das wäre 2036, in Härtefällen zwei Jahre später.
Tatsächlich könnten es noch mehr sein, weil überdurchschnittlich viele große Betriebe abgestimmt haben. Weitere 37 % halten sich die Entscheidung noch offen.
War das wirklich nötig?
Mäster sind laut Umfrage etwas optimistischer. Zwei Drittel wollen langfristig weiterproduzieren. Allerdings scheint der Markt sich gerade zu spalten: Es geht entweder zurück zum gesetzlichen Standard (Haltungsform 1) oder gleich zu höheren und teureren Haltungsstufen. Hintergrund sind Anpassungen bei der privatwirtschaftlichen Initiative Tierwohl an die staatliche Haltungsform 2.
Unter anderem geht es um 2,5 % mehr Platz. Die hätte Landwirtschaftsminister Cem Özdemir sich auch sparen können. Bisherige ITW-Teilnehmer sind ohnehin schon frustriert: Die Kosten für teils fragwürdige Strukturelemente summieren sich, während der Bonus unsicherer wird.
ASP bremst Investitionen
Was alle Mäster eint, ist die Sorge vor der Afrikanischen Schweinepest. Wer im Restriktionsgebiet landet, dem drohen weitreichende Vermarktungssperren. Mit etwas Glück darf man seine Schweine dann doch schlachten lassen – selbstverständlich ohne Erlös.
Was ist heute anders als früher?
Jetzt könnte man sagen: Tierseuchen, wechselnde Haltungssysteme und den Schweinezyklus gab es doch früher schon. Da ging es auch weiter. War der Unternehmergeist in der Schweinehaltung damals größer? Nein. Vermutlich ist er es sogar jetzt, denn die Herausforderungen haben eine andere Dimension bekommen:
Steigerungen bei der biologischen Leistung sind kaum mehr möglich. Die Produktion ist aber teurer denn je.
Der Ruf nach Tierwohl wird immer größer. Das übt Druck auf gesetzliche Entwicklungen und die öffentliche Wahrnehmung der Branche aus.
Der ökologische Fußabdruck der Schweinehaltung wird relevanter. Doch es fehlt ein gemeinsamer Weg, ihn zu erfassen – und vor allem, ihn in zusätzliches Einkommen umzuwandeln.
Künstliche Intelligenz (KI) hält Einzug in den Stall. Die Chancen für sich zu erkennen, erfordert Ruhe und Zeit – zusätzlich zum Betriebsalltag.
Fragt man eben diese KI – in Form von ChatGPT – nach den Eigenschaften eines Unternehmers, nennt sie Beharrlichkeit und Zielorientierung. Das trifft auf deutsche Schweinehalter zu. Sie fokussieren sich auf ihr Tagesgeschäft und produzieren trotz aller bisherigen Auflagen weiter hochwertige Lebensmittel.
Es geht trotzdem weiter
Dabei gehen gerade junge Leute neue Wege und lassen sich nicht beirren. Das zeigt das Beispiel von Heinrich Kruse. Er hat sich in Ostdeutschland eine Existenz in Sachen Schwein aufgebaut, mit Mut und Unternehmergeist – zwei Eigenschaften, die Schweinehalter schon immer auszeichnen.