Grillwetter, Fußball-Europameisterschaft und Öffnung der Gastronomie – alles spricht für eine gute Nachfrage nach Schweinefleisch und damit auch für gute Preise für die Erzeuger. Doch stattdessen ist der Schweinepreis in dieser Woche um 9 Cent/kg auf nunmehr nur noch 1,48 € je Kilogramm Schlachtgewicht abgerutscht. Der Preisverfall sorgt für heftige Reaktionen unter den Bauern. „Die stark gestiegenen Anforderungen an Tierwohl und teuren Produktionskosten setzten die Betriebe wie selten zuvor unter Druck“, erklärt Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Sprecher für die Schweinehaltung im Deutschen Bauernverband. Dies sei so nicht hinnehmbar.
Mir fehlt jegliches Verständnis für das Einkaufsverhalten des Handels“ - Beringmeier
Die Bauern seien zu vielem bereit und setzen sich auf den Höfen - sowohl im Umwelt- als auch im Tierschutz - mit ständig steigenden Anforderungen auseinander. Im Widerspruch dazu würden die sinkenden Erlöse stehen, welche die Betriebe enorm belasten. „Es fehlen 20 Euro an jedem Schwein und wir haben einen Punkt erreicht, wo der Frust über das fehlende Einkommen auf den Höfen so groß ist, dass wir mit starken Strukturveränderungen zu Lasten der kleinen Betriebe, sowohl in der Schlachtwirtschaft als auch in der Landwirtschaft zu rechnen haben“, so Beringmeier. Resultierend daraus kommt die Ware zunehmend aus dem Ausland. Die steigenden Tierschutzstandards in Deutschland verlieren so auf dem EU-Binnenmarkt den Anschluss.
Auch BBV-Veredelungspräsident Gerhard Stadler kritisiert die Preissenkung massiv: „Die Schweinehalter sind fassungslos!“ Täglich würden neue Tierwohlanforderungen an die deutschen Schweinehalter gestellt – ob vom Lebensmitteleinzelhandel oder von der Politik. Außerdem wären schon allein wegen des massiven Anstiegs der Futterkosten höhere Preise unbedingt nötig, meint Stadler.
Diese Senkung der Erzeugerpreise bei guter Nachfrage und knappem Angebot ist nicht nachvollziehbar." - Stadler
Es scheine, als wenn einzelne Lebensmitteleinzelhandelskonzerne ihre Marktmacht ausspielen würden. „Und die Schlachtwirtschaft diesen Druck leider allzu willig weitergibt. Andererseits werden offenbar höhere insbesondere durch Corona-Auflagen bedingte Kosten in der Fleischwirtschaft auf die Erzeuger abgewälzt. Mit solchem verantwortungslosen Handeln werden wir die Schweinehaltung außer Landes drängen und dann Schweinefleisch aus Ländern importieren, in denen deutlich geringere Tierwohlstandards herrschen als bei uns“, so BBV-Veredelungspräsident.
Aktuelle Schweinepreise finden Sie hier.