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Schweine günstig mit Nebenprodukten füttern

In der Industrie fallen immer größere Mengen an Nebenprodukten für den Schweinetrog an. So können Schweinehalter die günstigen Preise nutzen.

Lesezeit: 8 Minuten

Schweinehalter, die Nebenproduk­te verfüttern, sind derzeit in einer komfortablen Situation. Denn das Angebot an Nebenerzeugnissen aus der Industrie ist so groß, dass man von einem echten Käufermarkt sprechen kann. So ist aus Sicht der Veredlungs­betriebe in den letzten Monaten eine äußerst günstige Marktentwicklung zu verzeichnen.

Seit dem Hochpreisjahr 2022 haben sich die Bezugspreise bis zum Frühjahr 2024 praktisch halbiert. Besonders ausgeprägt ist die Abwärtsentwicklung der Preise seit Beginn dieses Jahres. Fast im Wochentakt mussten die Händler ihre Kurse für Nebenprodukte senken.

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Schnell gelesen

Die Preise wichtiger Nebenprodukte ­haben sich seit dem Preishoch 2022 ­zeitweise fast halbiert.

Der Hebel zur Senkung der Futter­kosten ist derzeit besonders groß.

Die Lager- und Pumptechnik für ­flüssige Nebenprodukte schlägt mit bis zu 30.000 € zu Buche.

Das große Angebot lässt weiter eine hohe Preiswürdigkeit im Vergleich zum Getreide erwarten.

Das Thema Nachhaltigkeit fördert den Einsatz von Nebenprodukten.

Einen guten Überblick über den Preisverfall geben aktuelle Auswertungen des niederländischen Fachmagazins Boerderij. Die Erhebungen spiegeln auch die hiesige Marktsituation gut wieder. Denn die Vermarkter bieten viele Nebenprodukte unter ähnlichen bzw. denselben Produktnamen grenzüberschreitend an.

Flüssige Nebenprodukte haben einen besonderen Stellenwert in der Schweinefütterung. Hierzu zählt vor allem Weizenstärke. Sie fällt bei der Gewinnung von Stärke an und zeichnet sich durch ihren hohen Energiegehalt und ihre Schmackhaftigkeit aus, wie Übersicht 1 zeigt.

Preisverfall seit Anfang 2024

Im Sommer 2022 lag der Bezugspreis von flüssiger Weizenstärke eines größeren Anbieters noch bei 4,65 € je Tonne und Prozent Trockensubstanz. Im vergangenen Jahr brach der Preis bereits um rund 30 % auf etwa 3 € ein. Ab Januar dieses Jahres kam es dann bei Weizenstärke zu einem Preissturz mit einem Tiefpunkt im Mai von 1,90 € je Tonne und % TS. Seither hat sich der Kurs auf etwa 2,70 € leicht erholt.

Ähnlich rasant ist der Preisverfall bei Weizenschlempe, die ebenso einen hohen Stellenwert im Schweinetrog hat. Weizenschlempe entsteht bei der Gewinnung von Bioethanol und zeichnet sich durch hohe Proteingehalte von 25 % bei 88 % Trockensubstanz aus. Aufgrund des Geschmacks sind die Einsatzmengen aber insbesondere bei jüngeren Schweinen zu begrenzen.

Im Herbst 2022 mussten Landwirte für Weizenschlempe eines namhaften Anbieters noch mehr als 4 € je Tonne und Prozent Trockensubstanz bezahlen. Im letzten Herbst fiel der Preis für das Produkt bereits zeitweise unter die 3 €-Marke. Ab Februar dieses Jahres ging es noch mal steil bergab. Zum Tiefpunkt im Mai kostete die Weizenschlempe nur noch 1,75 € je Tonne und Prozent TS. Bis zum Hochsommer gab es nur eine leichte Erholung auf 2,25 €, wo der Preis stagniert.

Noch früher begann der Preisrutsch bei Kartoffeldampfschalen. Von Januar bis März dieses Jahres brach der Preis bei wichtigen Anbietern von 2,50 € auf 1,60 € je Tonne und Prozent TS ein, wo er bis einschließlich Mai verharrte. Das markiert etwa die Hälfte des Spitzenpreises aus dem vorletzten Jahr. Bis zum Spätsommer konnten sich die Preise für Kartoffeldampfschalen auf etwa 2,40 € je Tonne und % TS etwas erholen.

Kartoffeldampfschalen fallen bei der technischen Aufbereitung der Rohware z. B. in der Pommes-Industrie an. Sie zeichnen sich durch einen hohen Anteil aufgeschlossener Stärke aus. Kartoffeldampfschalen sind in Betrieben mit Flüssigfütterung beliebt, da sie den Futterbrei über längere Zeit homogen halten können.

Mischprodukte sind gefragt

Im Sog der mengenmäßig wichtigen Produkte aus der Weizen- und Kartoffelverarbeitung sind weitere Nebenerzeugnisse wie Molke oder Brot- und Schokomehle deutlich billiger geworden.

Ähnliche Preistendenzen zeigen sich auch bei den Mischerzeugnissen aus mehreren Nebenprodukten, die eine wachsende Marktbedeutung einnehmen. Mischerzeugnisse sollen die Vorteile verschiedener Nebenprodukte kombinieren und mit vergleichbar geringem Aufwand für die Lager-, Rühr- und Pumptechnik größere Mengen Getreide in den Futterrationen ersetzen. Viele Misch­erzeugnisse durchlaufen inzwischen eine Fermentation, um vergleichbar mit den Einzelkomponenten eine höhere Lagerstabilität zu ermög­lichen. Dass die Preise für Nebenprodukte so stark eingebrochen sind, führen Marktkenner auf das Zusammentreffen mehrerer Ereignisse zurück. Als Hauptfaktor gilt die deutlich gestiegene Angebotsmenge.

Mehr Ware verfügbar

Insbesondere der Markt für flüssige Weizenstärke ist hierdurch stark unter Druck geraten. Großen Einfluss hat dabei der US-Konzern Cargill, der letztes Jahr ein neues Weizenstärke-Werk für umgerechnet fast 200 Mio. € im rheinländischen Krefeld in Betrieb genommen hat.

Allein dieser Standort produziert eine zusätzliche Jahresmenge von 250.000 t flüssiger Weizenstärke. Nach dem vollständigen Hochfahren der neuen Ka­pazitäten kann sich der Ausstoß dieses Nebenproduktes in Krefeld auf 500.000 t verdoppeln. Eine weitere Angebotserhöhung um etwa 200.000 t flüssige Weizenstärke erwarten Insider beim Mühlenbetrieb Jäckering, der sei­ne Kapazitäten im westfälischen Hamm ebenfalls ausbaut.

Ein erheblich größeres Angebot gibt es auch bei Kartoffeldampfschalen. Dies hat damit zu tun, dass viele Kartoffeln relativ feucht geerntet wurden und nun schnell verarbeitet werden müssen. Zudem ist die Kartoffelqualität geringer, sodass bei der Verarbeitung größere Mengen an Abschnitten anfallen. Außerdem hatte u. a. die Pommes­industrie ihre Produktion kräftig hochgefahren, um für die Großereignisse um die Fußball-EM und die Olympischen Spiele in Paris gerüstet zu sein.

Nachfrage geht zurück

Das große Angebot an Nebenprodukten trifft derzeit auf einen begrenzt aufnahmefähigen Markt. Ähnlich wie die Mischfutterindustrie leiden auch die Vermarkter von Nebenprodukten darunter, dass die Schweinebestände in Deutschland aber auch in den Niederlanden stagnieren bzw. weiter rückläufig sind.

Hinzu kommen größere Mastbetriebe, die ihre Ställe nicht mehr voll auslasten. Leere Mastplätze sind sehr schmerzlich, da die Vermarkter dort ganz besonders große Futtermengen einbüßen.

Neben dem Ungleichgewicht aus Angebot und Nachfrage hat der Preisrutsch bei den Nebenprodukten auch mit den gesunkenen Getreide- und Mischfutterpreisen zu tun. Denn beide Futterschienen konkurrieren um den Einsatz im Schweinetrog. So ist seit Jahren eine enge Kopplung zwischen den Preisen für Getreide und denen für Nebenprodukte zu verzeichnen.

Allerdings scheint die Preiskopplung seit Anfang dieses Jahres unterbrochen. So konnten sich die Getreidekurse in den letzten Monaten stabilisieren und zogen zuletzt sogar wieder leicht an. Im Gegensatz dazu ging es für die Nebenprodukte aufgrund des hohen Angebotsdrucks preislich weiter steil bergab.

Die Preiswürdigkeit von Nebenprodukten bleibt vermutlich gut."

Hierbei ist zu beachten, dass der Preis der Nebenprodukte keine Steuerungsfunktion hat. Das heißt, selbst sehr niedrige Erlöse sorgen nicht dafür, dass das Angebot zurückgeht. Denn allein die Hauptprodukte wie Pommes oder Stärke bestimmen, wie viele Nebenprodukte anfallen. Und hier sind sich alle Marktbeteiligten einig: Das Aufkommen an Nebenprodukten bleibt hoch und steigt vermutlich weiter.

Hohe Transportkosten

Erschwerend hinzu kommt die geringe Transportwürdigkeit von Nebenprodukten. Denn aufgrund der niedrigen TS-Gehalte von 20 bis 25 % ist der Wasseranteil in den Produkten relativ hoch. Bei dem anhaltend knappem Frachtraum bzw. hohen Logistikkosten ist das ein gravierender Nachteil.

Ein wichtiger Ansatz für die Anbieter von Nebenprodukten ist es daher, den Absatz anzukurbeln. Doch neue Abnehmer zu finden ist schwierig. Denn viele Schweinehalter scheuen auch vor dem Hintergrund der unsicheren poli­tischen Rahmenbedingungen vor Investitionen zurück. Je nachdem, ob auch gebrauchte Komponenten zur Verfügung stehen, sind für den Lagertank sowie für die Misch- und Pumptechnik für ein flüssiges Nebenprodukt überschlägig Investitionen zwischen 15.000 und 30.000 € zu kalkulieren. Um den Einstieg zu erleichtern, stellen etliche Anbieter potenziellen Neukunden Leihcontainer bereit. So können diese testen, wie die Komponenten und die Technik bei ihnen funktionieren.

Rationsanteil erhöhen?

Ein weiterer Hebel ist die Einsatzmengen der Nebenprodukte bei den bestehenden Kunden zu erhöhen. Allerdings sind bei den Rationsanteilen der Nebenprodukte die Obergrenzen der Fütterungsberatung einzuhalten, um die Mast und Schlachtleistungen nicht zu gefährden. Bei manchen Nebenerzeugnissen sind auch Geschmacksnachteile zu beachten, was insbesondere die Einsatzmöglichkeiten bei jungen Schweinen begrenzt.

Aufgrund der gestiegenen Preiswürdigkeit sehen Anbieter von Nebenprodukten Luft nach oben. So sind Nebenprodukte in Holland und Belgien länger etabliert und hohe Einsatzmengen von 30 bis 50 % üblich. In vielen deutschen Betrieben liegt der Rationsanteil von Nebenerzeugnissen im Bereich von 15 %.

Nachhaltigkeit wichtiger

Mehr Rückenwind können Nebenprodukte in Zukunft auch durch das Thema Nachhaltigkeit erlangen. Denn viele Lebensmittelerzeuger und LEH-Ketten wollen ihren CO2-Fußabdruck weiter verbessern. Und mit den Neben- bzw. Restprodukten gehen erhebliche CO2-Mengen aus der Verarbeitung und dem Vertrieb von Lebensmitteln in Richtung Landschaft.

Im Rahmen der Kreislaufwirtschaft spielt das Schwein dabei als Resteverwerter eine große Rolle. In den kommenden Jahren wird dies noch wichtiger und kann den Einsatz von Nebenerzeugnissen fördern.

Wie sich der Markt für Nebenprodukte weiterentwickelt, hängt letztlich auch von den Bezugspreisen ab. Die Vermarkter erwarten, dass die hohe Preiswürdigkeit von Nebenerzeugnissen auch in den nächsten Monaten bestehen bleiben wird. Denn das Angebot aus der Lebensmittelindustrie dürfte insbesondere bei wichtigen Produkten aus der Weizenverarbeitung sogar noch etwas zulegen. Während die Abnahme bei stagnierenden oder sinkenden Schweinezahlen begrenzt ist.

Letzter Ausweg Biogas

Wie groß der Marktdruck ist, zeigt die Tatsache, dass die Lebensmittelindus­trie bereits jetzt erhebliche Mengen an Nebenerzeugnissen mit vergleichsweise geringen Erlösen an Biogasanlagen abgeben muss.

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