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Rote Hautflecken bei Schweinen: Was tun bei Rotlauf?

Rotlauf ist eine bakterielle Erkrankung mit verschiedenen Verlaufsformen und Symptomen. Das Problem tritt gar nicht so selten auf, lässt sich bei frühzeitigem Erkennen aber recht gut behandeln.

Lesezeit: 5 Minuten

Unser Autor: Dr. Theodor Schulze-Horsel, Schweinegesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW. Dieser Ratgeber ist zuerst erschienen im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Während der Mast war der Durchgang eher unauf­fällig. Aber beim Verladen fielen Bernd Meier* (Name geändert) dann doch zwei Tiere auf, die etwas aus der Gruppe der übrigen Schlachtschweine ausscherten: Ein Schwein zeigte schwach rötliche Flecken auf der Haut. Ein anderes, das im Gewicht etwas zurücklag, war bereits nach wenigen Metern Treibweg sichtbar kurzatmig.

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Diagnose: Rotlauf

Einige Tage später kam dann die Schlachtabrechnung mit schlechten Nachrichten: Zwei Tiere wurden verworfen! Ein Anruf im Veterinäramt am Schlachthof brachte die Erklärung. Ein Schwein hatte sogenannte Backsteinblattern. Das andere eine Herzklappenentzündung – beides hervorgerufen durch Rotlauf-Bakterien.

Beim Telefonat mit dem Amts­veterinär erfuhr Landwirt Meier überdies, dass seine verworfenen Schweine kein seltener Einzelfall sind: Vielmehr ist der Rotlauf der Schweine eine seit Langem bekannte Erkrankung, die durch das Bakterium Erysipelothrix rhusiopathiae verursacht wird.

Der Erreger ist bei 30 bis 50 % aller gesunden Schweine auf den Rachenmandeln zu finden. Daneben ist er als Schmutzkeim, insbesondere im Umfeld von Schweinehaltungen, weit verbreitet. Von erkrankten Tieren wird das Rotlauf-Bakterium massenhaft mit Kot, Harn, Nasensekret und Speichel ausgeschieden. Nicht ­erkrankte Träger des Bakteriums scheiden die Keime mit dem Kot aus.

Der Erreger bleibt in Kot, Jauche, Gülle und im Erdreich über Monate infektiös. Neben Schweinen sind Schafe und Puten für die Infektion empfänglich. Man findet das Bakterium aber auch bei vielen anderen Tierarten, ohne dass diese erkranken. Vektor für die Erkran­kung können zum Beispiel erreger­tragende Ratten und Mäuse sein.

Mehrere Verlaufsformen

Erkrankte Schweine zeigen ent­weder die akute Verlaufsform mit hohem Fieber und klammem Gang oder das Bild des Hautrotlaufes mit sogenannten Backsteinblattern. Das sind scharf abgegrenzte, viereckige über die Haut erhabene, rote Flecken von etwa 2 bis 6 cm Größe. Die Tiere fressen nicht, liegen viel und wirken teilnahmslos. Wenn also derartige Symptome auftreten, gilt es stets auch, eine Rotlauf­erkrankung in Betracht zu ziehen.

Deutlich schwieriger ist der chronische Verlauf zu erkennen. Hierbei siedelt sich der Erreger in den Gelen­ken ab. Es kommt zur Polyarthritis oder das Bakterium besiedelt die Herzklappen. Davon betroffene Tiere sind aufgrund der verminderten Herzleistung auffällig und kümmern oft.

Die gute Botschaft: Mäster Meier hätte den Schaden zumindest beim Tier mit den Backsteinblattern vermutlich verhindern können, wenn er das Problem frühzeitig bemerkt hätte. Der Erreger ist nämlich sehr gut mit Antibiotika aus der Gruppe der Penicilline behandelbar. Sowohl eine Einzeltierbehandlung per Injektion, als auch eine hoch dosierte orale Behandlung sind möglich.

Eine wirksame orale Medikation erfolgt zum ­Beispiel mit Amoxycillin über das Futter oder über das Tränkwasser. Trotz jahrzehntelangem Einsatz sind keine Resistenzen gegen Penicillin bei Rotlauferregern bekannt.

Schutzimpfung verfügbar

Während sich akuter Rotlauf und Backsteinblattern gut behandeln lassen, sind Tiere mit Herzklappen­rotlauf in der Regel nicht zu retten, weil es als Reaktion auf die Bakterien zu massiven Wucherungen an den Herzklappen kommt. Diese haben zur Folge, dass die Herzklappen nicht mehr richtig schließen und dadurch die Pumpleistung des Herzens abnimmt.

Eine Impfung ist möglich. Sie wird bei Zuchtsauen als Parvo-Rotlauf-Kombinationsimpfung breit eingesetzt, um diese vor Gelenkentzündungen und fieberhaften Verläufen mit Aborten zu schützen. Neben den Parvo-Rotlauf-Impfstoffen für Sauen gibt es zudem einen reinen Rotlaufimpfstoff, der auch bei Mastferkeln eingesetzt werden kann.

Da jedoch zumeist nur Einzeltiere betroffen sind und sich die Infektion mit Penicillin gut behandeln lässt, wird von dieser Möglichkeit nicht sehr oft Gebrauch gemacht. Die Impfung würde allerdings auch der chronischen Erkrankung vorbeugen.

Wenn antibiotisch behandelt wird, reicht in den meisten Fällen schon eine Einzeltierbehandlung mit Peni­cillin aus. Nur wenn zunehmend mehr Tiere in einer Bucht oder einem Abteil erkranken, ist eine Therapie der Gruppe über das Futter oder Wasser sinnvoll.

Gute Hygiene hilft

Neben der Behandlung und ­einer eventuellen Impfung ist ein konsequentes Reinigungs- und Desinfektionsregime wichtig. Dazu gehören folgende Punkte:

  • Nach der Ausstallung zunächst Grobreinigung, Güllerühren und -ablassen,
  • gründliche Reinigung und Desinfektion der Abteile und aller Treibwege,
  • Alzogurbehandlung der Restgülle gegen Fliegen,
  • Nachspülen mit viel Wasser,
  • konsequente Mäusebekämpfung bis zum Einstallen neuer ­Ferkel. Dabei nicht vergessen, die Mäusekadaver einzusammeln!

Vorsicht: Zoonose!

Diese penible Hygiene empfiehlt sich nicht ohne Grund: Die Rotlaufinfektion ist eine klassische Zoonose, sie kann also auf den Menschen übertragen werden. Dann führt sie beispielsweise zu Unterhautentzündungen. Bei chronischen Verläufen können auch die Herzklappen betroffen sein.

Die Infektion kann erfolgen bei direktem Tierkontakt, durch Kontakt mit infektiösen Exkrementen aber auch bei Kontakt mit rohem Fleisch infizierter Tiere – zum Beispiel bei der Essenszubereitung.

Aufgrund der Infektionsgefahr für den Menschen sind Schweine mit erkennbaren Anzeichen einer Rotlaufinfektion als untauglich zu beurteilen. Das heißt, Tiere, die mit Backsteinblattern, Herzklappenrotlauf oder hohem Fieber am Schlachthof ankommen, sind genuss­untauglich.

Sie stellen schließlich eine potenzielle Gesundheitsgefahr für den Menschen dar: Und zwar für Mitarbeiter am Schlachthof, für alle, die das Fleisch zubereiten, und auch für all jene, die beispielsweise betroffenes Mett oder Rohwürste ver­zehren.

Die Entscheidung wird aufgrund der sichtbaren Merkmale gefällt: Backsteinblattern sind sehr charakteristisch. Eine Entzündung der Herzklappen könnte dagegen auch durch Streptokokken verursacht sein. Zur Abklärung des Erregers wird dann eine bakteriologische Untersuchung durchgeführt.

Aber auch Streptococcus suis hat das Potenzial, Infektionen beim Menschen zu verursachen. Insofern war das eingangs erwähnte Verwerfen der Schlachtkörper aus Landwirt Meiers Lieferung nur konsequent.

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