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So können Schweinehalter Schlachthofbefunde vergleichen

Schlachtbefunde liefern wichtige Hinweise zu Tiergesundheit und Management. Schweinehalter können verschiedene Serviceangebote nutzen, mit denen sich die Befunddaten vergleichen lassen.

Lesezeit: 7 Minuten

Am Schlachtband erhobene Befunddaten lesen sich wie die Biografie des Schweines. Chronische Atemwegserkrankungen können z. B. ein Indiz dafür sein, dass die Heizung oder die Lüftung im Stall nicht richtig eingestellt war. Milk Spots auf der Leber weisen auf einen Befall mit Spulwürmern hin. Und Schlagstriemen auf dem Schinken lassen vermuten, dass die Tiere beim Treiben oder Verladen zu ruppig behandelt wurden.

Schnell gelesen

  • Schlachthofbefunde liefern ­wertvolle Hinweise zur Tiergesundheit und Verbesserung des ­Management.

  • Für die Nutzung in der Beratung ­sollten die Daten vergleichbar und um Umwelteffekte bereinigt sein. Dafür gibt es verschiedene Serviceangebote.

  • Der QS-Tiergesundheitsindex Befunddaten umfasst vier Einzelindizes, in denen verzerrende Effekte aus unterschiedlichen Schlachthöfen bereinigt wurden.

  • Beim Befundindex von IQ-Agrar werden die Einzelbefunde je nach Ausprägung gewichtet und zu einem Index für insgesamt vier Gruppen verrechnet.

Deshalb ist es ratsam, die Schlacht­hofbefunde im Blick zu behalten. Landwirte, Tierärzte und Berater können sie nutzen, um die Tiergesundheit zu verbessern, weiter an der Haltungs- und Lüftungstechnik zu feilen und das Management zu optimieren.

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Das kommt nicht nur dem Tierwohl zugute, es macht sich am Ende auch im Portemonnaie des Mästers bemerkbar. Denn jeder Organbefund kostet Zunahmen. Neben dem finanziellen Verlust, ist die  Schweinefleischerzeugung wegen der schlechteren Futterverwertung der Tiere auch weniger nachhaltig.

Die Befunddaten lassen sich allerdings häufig nur schwer vergleichen. Denn erstens werden an den Schlachthöfen unterschiedliche Merkmalsumfänge bei den Befunddaten erfasst. Und zweitens können die Daten auch von Schlachthof zu Schlachthof, von Schlachttag zu Schlachttag und sogar innerhalb eines Schlacht­tages erheblich voneinander abweichen.

Verzerrung der Befunddaten

Eine wissenschaftliche Unter­suchung, die im Landkreis Cloppenburg von 2014 bis 2016 an den dort ansässigen Schlachthöfen durchgeführt wurde, ergab folgende Einflussfaktoren auf die Erhebung von Schlachtbefunden:

Saisonal: Brustfellentzündungen werden z. B. in den Wintermonaten häufiger registriert als im Frühsommer.

Regional: Je nach Region werden unterschiedliche Schweinegenetiken eingesetzt. Zudem wenden die Kreisordnungsbehörden bei der Befunderhebung unterschiedliche Maßstäbe an.

Subjektiv: Je nach Veterinär oder Fachassistent werden die Befunde subjektiv unterschiedlich bewertet.

Merkmalsumfang: Die Grenzen zwischen der Schwere eines Befundes, z. B. einer Lungenentzündung, werden unterschiedlich gesetzt.

Durch regelmäßige Schulungen des Personals sollen die subjektiven Bewertungsunterschiede zwar so gering wie möglich ausfallen. Die saisonalen und regionalen Einflüsse bleiben jedoch.

QS-Tiergesundheitsindex

Um diese verzerrenden Umwelteffekte bei den Schlachtbefunden herauszurechnen, hat die QS Qualitäts und Sicherheit GmbH die bereits seit 2018 bestehenden schlachthofspezifischen Indizes weiterentwickelt. Herausgekommen ist dabei ein statistisches Verfahren zur schlachthofübergreifenden Berechnung der Befunddaten von Schweinen, der sogenannte Tiergesundheitsindex (TGI) Befunddaten.

Mithilfe des TGI  Befunddaten sollen Schweinehalter auf einen Blick die Gesamtsituation ihrer Schlachthofbefunde erfassen. Außerdem können sie Handlungsbedarf im Bereich der Tiergesundheit frühzeitig erkennen und dadurch die Tiergesundheit sowie ihr Management optimieren.

Der TGI fasst die Befunddaten aller Schlachthöfe, an die der Landwirt in den letzten sechs Monaten geliefert hat, zusammen. Durch die Betrachtung dieses längeren Zeitraumes können Schwankungen der Befunddaten im gewissem Maße ausgeglichen werden. Voraussetzung dafür sind mindestens 50 gelieferte Schweine in dem Halbjahr.

Den Gesamt-TGI bildet das QS-System dabei aus vier Teilindizes:

  • Der  Atemwegsgesundheit  (Lunge, Brustfell, Herzbeutel);

  • der  sonstigen Organgesundheit  (Leber, Darm);

  • der  Gliedmaßengesundheit  (Gelenkentzündungen, Liegebeulen) und

  • der  Unversehrtheit  (Haut, Ohr, Schwanz, Treibspuren).

Die Berechnung hat QS in Zusammenarbeit mit Prof. Joachim Krieter vom Institut für Tierzucht und Tierhaltung an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entwickelt. Für die Berechnung werden dabei gezielte Kriterien herangezogen, die für die Beurteilung der Tiergesundheit entscheidend sind.

Infografik mit Ampelskala

Die Berechnung erfolgt viermal jährlich. Alle aussagekräftigen Werte erhalten die QS-Schweinehalter in einem quartalsweise erscheinenden Infobrief. Darüber hinaus können sie die einzelnen Befunddaten aus den jeweiligen Schlachthöfen auch jederzeit detailliert in der QS-Datenbank abrufen.

Übersicht 1: Schlachthofspezifische Auswertung der vier Teilindizes von QS

QS bereitet die Daten für seine Schweinehalter nun in zwei Varianten auf. Zum einen erhalten sie weiterhin eine schlachthofspezifische Auswertung der vier TGIs (siehe Übersicht 1). Hier bekommt der Tierhalter für jeden belieferten Schlachthof eine separate Auswertung. Das hat den Vorteil, dass er alle Daten detailliert einsehen kann.

Ergänzend dazu erhalten die Tierhalter die vier TGIs neuerdings auch als schlachthofübergreifende Auswertung, bei der die individuellen Schlachthofeffekte herausgerechnet werden (siehe Übersicht 2). Diese Ansicht bietet einen umfassenden Gesamtüberblick über die abgelieferten Schlachtschweine. Von dem neuen System profitieren daher vor allem Tierhalter, die mehrere Schlachtbetriebe beliefern. Denn sie haben früher zu jedem Schlachthof vier Teilindizes im Infobrief erhalten.

Übersicht 2: Schlachthofübergreifender TGI von QS

Die TGI-Werte mit den entsprechenden Kennzahlen werden in beiden Varianten sowohl tabellarisch als auch grafisch dargestellt. Grundsätzlich gilt: Je höher der jeweilige TGI-Wert, desto besser schneidet der Betrieb ab. Die Bewertung und Einordnung der TGIs ist jedoch nur mit den entsprechenden Kennzahlen möglich und erlaubt dann Rückschlüsse darauf, inwieweit ein Betrieb gut oder weniger gut bewertet wurde.

Auf dieser Basis können QS-Tierhalter ihre Daten auch anonymisiert mit den Schlachtbefunden von anderen Landwirten vergleichen. Zur Einordnung der eigenen Indizes erhält jeder Tierhalter die Kennzahlen aus dem ersten und dritten Quartil sowie den Median. Weil der schlachthofübergreifende TGI von QS auf dem Input aller am QS-System teilnehmenden Schlachthöfe sowie den Befunddaten aller teilnehmenden Tierhalter basiert, können Tierhalter ihre betriebseigenen Daten so in einen branchenübergeordneten Kontext einordnen.

Befundindex von IQ-Agrar

Um die Schlachtbefunde nutzbar für Landwirte und Berater zu machen, bietet auch die IQ-Agrar GmbH, Deutschlands größter QS-Bündler, eine Vergleichsmöglichkeit an – den sogenannten Befundindex. Er setzt sich aus zehn Einzelbefunden zusammen, die in vier Gruppen gebündelt werden:

  • Die  Atemwegsgesundheit  (Brustfellentzündungen, Lungenentzündungen und Herzbeutelentzündungen);

  • die  Organgesundheit  (Leberbefunde und Darmveränderungen);

  • die  Gelenkgesundheit  (Gelenkveränderungen)

  • und die  körperliche Unversehrtheit , (u. a. Schwanzveränderungen und Untauglichkeit).

Die Einzelbefunde werden je nach Ausprägung gewichtet und zu einem Index je Gruppe verrechnet. Aus den Gruppenindices wird dann der Befundindex der Partie berechnet. Anhand dessen ist es möglich, einzelne Lieferpartien zu bewerten und ein Benchmarking durchzuführen. Das heißt, die Lieferpartie kann mit allen am gleichen Tag und am gleichen Schlachthof geschlachteten Partien verglichen und der Lieferbetrieb entsprechend rangiert werden. Künftig sollen Schweinehalter zudem auch einzelne Einstallpartien auswerten können.

Dafür ist allerdings eine ausreichend große Datenmenge erforderlich. Deshalb nutzt IQ-Agrar als Vergleichsgröße für jeden Befund das durchschnittliche Niveau aller in den letzten zwölf Monaten durchgeführten Schlach­tungen.

Der Vergleichswert wird quartalsweise aktualisiert. Für jeden Befund berechnet das System alle drei Monate rückwirkend für das letzte Jahr die statistischen Häufigkeiten neu. Anschließend erfolgt die Aufschlüsselung in die 25 % besten bzw. schlechtesten Betriebe. Alle anderen bilden das statistische Mittelfeld.

Darstellung in Ampeloptik

Um das Ergebnis anschaulich darzustellen, nutzt IQ-Agrar ebenfalls Ampelfarben (siehe Übersicht 3). Die Schlachtpartien mit den wenigsten Befunden in dieser Kategorie repräsentieren den grünen, die Lieferungen mit mittleren Ergebnissen den gelben und die Partien mit den häufigsten Befunden den roten Bereich.

Übersicht 3: Befundindizes und Ranking bei IQ-Agrar

Der Befundindex der aktuell ausgewerteten Schlachtpartie wird in Form eines schwarzen, senkrechten Striches auf dem Farbbalken abgebildet. Er gibt den Rang des Befunds in Prozent wieder. Der niedrigste Wert entspricht dabei 0 % (ohne Befund) und der höchste Wert 100 %, der höchsten im Schlachthof erfassten Befundrate innerhalb der letzten zwölf Monate.

Zusätzlich wird vermerkt, wie viele Tiere der Schlachtpartie einen positiven Befund aufwiesen und welchen Rang (in %) die Partie innerhalb des Schlachthofes beim jeweiligen Befund einnimmt. Ein kreisrundes Ampelsymbol be­­wertet zusätzlich das Gesamtergebnis für die jeweilige Befundkategorie.

Zudem gibt es eine optische Darstellung von Mehrfachbefunden. Dadurch sieht man z. B. bei der Atemwegsgesundheit anhand der Schnittmengen, wie viele Schweine gleichzeitig an einer Entzündung des Lungengewebes, des Herzbeutels und des Brustfells litten.

Die Befundauswertung ermöglicht darüber hinaus einen schlachthofübergreifenden Vergleich, zumindest innerhalb gewisser Grenzen (siehe Übersicht 4).

Übersicht 4: Vergleich zwischen zwei Schlachthöfen Bei IQ-Agrar

Dazu wurden zwei Lieferpartien eines Mastbetriebes innerhalb einer Woche an zwei verschiedene Schlachtstätten geliefert. Alle Tiere stammten aus dem gleichen Bestand, der gleichen Stallhülle und waren augenscheinlich gleich gesund. Trotzdem wichen die Befundergebnisse voneinander ab. Im Schlachthof A wurden bei fünf Schweinen Milk Spots auf der Leber entdeckt, im Schlachthof B dagegen bei 17 Tieren. Ähnlich verhält es sich bei den Darmveränderungen.

Die Detailunterschiede ergeben sich dadurch, wie genau die Amtsveterinäre die Befunderhebung durchführen. Dennoch sind die Ergebnisse vergleichbar. Denn beide Mal rangiert die Leber­gesundheit im gelben und die Zahl der Darmveränderungen im roten Bereich.

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