Besonders geschlossene, wärmegedämmte Mastschweineställe mit Vollspaltenböden haben ein höheres Emissionspotenzial für Ammoniak, denn die Gülle lagert meist während der gesamten Mastperiode unterhalb des Spaltenbodens. Die lange Lagerdauer verbunden mit der verhältnismäßig großen Oberfläche und den vergleichsweise hohen Temperaturen im Stall begünstigen die Ausgasung von Ammoniak.
Im Verbundprojekt „EmissionsMinderung Nutztierhaltung“ (EmiMin) untersuchten Forscherinnen der Universität Hohenheim unter der Leitung von Prof. Dr. Eva Gallmann deshalb, wie stark bestimmte Maßnahmen, z.B. die Kühlung der Gülle oder die Verkleinerung der Güllekanäle die Emissionen in geschlossenen Mastschweineställen reduzieren können. Dabei konzentrierten sich die Wissenschaftler vor allem auf Umbaulösungen für bereits bestehende Ställe.
Das Ergebnis: Die Maßnahmen minderten die Ammoniak-Emissionen um 10 bis 60 %. Dadurch verbesserte sich auch das Stallklima, wie die Universität Hohenheim in einer Pressemitteilung mitteilte. Der Effekt hängt jedoch auch stark von der Jahreszeit und der Mastphase ab, erklärte Prof. Gallmann.
Gülle kühlen durch Wasser
Die Temperatur der Gülle beeinflusst die Bildung von Schadgasen. Wenn die Gülletemperatur auf unter 15 °C abgesenkt wird, reduzieren sich die in der Gülle ablaufenden chemisch-biologischen Prozesse. Dadurch entstehen weniger Emissionen. Zur Kühlung der Gülle dienen entweder im Boden einbetonierte Kühlleitungen oder Kühlrippen, die im Güllekanal auf der Gülle schwimmen. Zweiteres bietet sich als Nachbaulösung für bestehende Ställe an.
In den Rippen zirkuliert gekühltes Wasser in einem geschlossenen Kreislauf und nimmt die Wärme aus der Gülle auf. Danach wird die Wärme über eine Wärmepumpe wieder abgegeben. Anschließend kann die Wärme in anderen Stallbereichen zum Heizen genutzt werden, wie z. B. bei den Liegeflächen in der Ferkelaufzucht. Der für die Kühlung benötigte Energiebedarf lässt sich so teilweise kompensieren
Verkleinerung des Güllekanals
Eine weitere Lösung kann die Verkleinerung der Gülle-Oberfläche und das Verlegen eines Teilspaltenboden sein. Dabei werden die Buchten der Tiere in verschiedene Funktionsbereiche eingeteilt. Die unterschiedlich gestalteten Liege-, Fress- und Kotbereichen sollen die Tiere dazu animieren, nur in dem vorgesehenen Kotbereich zu harnen und zu koten. Dadurch reduziert sich die verschmutzte bzw. emittierende Oberfläche in der Bucht und es entstehen weniger Schadgase.
Unter den Bereichen mit Spaltenboden befinden sich V-förmigen Güllewannen. Diese haben eine kleinere Oberfläche als ein herkömmlicher Güllekanal. Wenn die Wannen häufig entleert werden, verkleinert sich die Oberfläche noch weiter. Dadurch reduziert sich wiederum die im Stall gelagerte Güllemenge. Die Maßnahme führt jedoch dazu, dass an anderer Stelle zusätzlicher Lagerraum benötigt wird.
Effektivität schwankt
Wie effektiv die Maßnahmen genau sind, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen unter anderem die baulichen Gegebenheiten und das Verhalten der Tiere im Stall, so die Forscherinnen.
Darüber hinaus haben die Forscherinnen untersucht, ob die Kombination mit weiteren Fütterungsmaßnahmen oder der Zusatz von saurer Molke zur Gülle die Emissionen noch weiter verringern können. Dies ist auch für Ställe ohne eine baulich-technische Maßnahme erfolgt, um Landwirten in einem ersten Schritt schnelle und vergleichsweise günstige Lösungen anbieten zu können. Diese Verfahren werden nun ausgewertet.
Ein Video zum Hohenheimer Projektteil finden Sie hier.
Projektbeteiligte
Das auf fünf Jahre angelegte Projekt EmiMin startete am 01. Juli 2018 und wird mit Bundesmitteln in Höhe von rund 9 Mio. € finanziert. Die Verbundpartner neben der Universität Hohenheim sind das Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL), das auch die Projektleitung innehat, die Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, die Universität Bonn, das Leibniz-Institut für Agrartechnik und Bioökonomie e.V. (ATB) und das ZB MED - Informationszentrum Lebenswissenschaften in Köln. •