Der Milchprüfring Bayern testet ab 1. Juli 2020 Hemmstoffe in der Milch mit dem BRT hi-sense. Warum stellen Sie um?
Baumgartner: Grund ist das EU-Lebensmittelhygienerecht, das seit 2006 auch für Landwirte die Einhaltung von Rückstandshöchstmengen vorschreibt. Der BRT hi-sense deckt die Anforderungen besser ab.
Wird es dann mehr positive Hemmstofffälle geben?
Baumgartner: Ja, voraussichtlich wird es mehr Hemmstofffälle geben, wenn wir sie eins zu eins vergleichen. Aber ich rechne damit, dass die Landwirte durch diese Umstellung noch mehr Sorgfalt walten lassen und es daher nicht zu einer deutlichen Zunahme kommt. Letztes Jahr hatten wir mit 226 Fällen in Bayern schon sehr wenige Hemmstofffälle. Das waren nur 0,014 % der untersuchten Proben. Die Landwirte haben dieses Problem also schon sehr gut im Griff.
Können Milcherzeuger wie bisher Einzelkühe oder die Tankmilch selbst testen oder Proben einschicken, um Hemmstofffälle zu verhindern?
Baumgartner: Ja, beides geht. Wir empfehlen aber, nur die Tankmilch mit dem neuen Test zu beproben. Bei Einzeltieren ist dieser Test schwieriger anzuwenden, weil er je nach Inhaltsstoffen unterschiedlich reagiert. Bei den Einzeltierproben reichen die bisherigen Tests, die auf dem Markt sind, völlig aus.
Von April bis Juni gibt es eine Einführungsphase mit dem neuen Test. Wie läuft diese ab?
Baumgartner: Für die Milchviehhalter ändert sich in der Einführungsphase überhaupt nichts. Wir haben diese drei Monate vorgeschaltet, um die Abläufe bei uns im Labor an die Routine anzupassen. Zudem wollen wir die Proben, die mit dem neuen Test positiv sind, mit dem bisherigen Test untersuchen und schauen, was die Ursachen für das positive Ergebnis sind. Wir wollen ja die Lücken schließen, die wir bisher noch haben.
Der hi-sense wird von der Firma Analytik in Milch hergestellt, die eine Tochter des Milchprüfrings Bayern und des Milchwirtschaftlichen Vereins Baden-Württemberg ist. Warum haben Sie sich für diesen Test entschieden.
Baumgartner: Der BRT hi-sense ist ein Brillant Reduktions-Test, den wir sehr gut kennen. Wir setzen ihn im Labor schon seit 2015 ein und haben an seiner Entwicklung mitgearbeitet. Der andere Test, der auf dem Markt ist, ist im vorliegenden Format nicht für die Automatisation tauglich. Und er entspricht aktuell auch nicht den Vorgaben der Milchgüte-Verordnung.
Der Interview stammt aus der April-Ausgabe von top agrar-Südplus.