Beim Arion erkennt man die klare Handschrift des deutschen Herstellers Claas . Was hat das Testteam von top agrar, Georg Schuller, Johann Grasser, an Details beim Modell 660 CMATIC herausgearbeitet?
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Der Arion 660 ist mit bis zu 205 PS das stärkste Modell aus dieser Baureihe.
Unser Testtraktor war mit dem stufenlosen CMATIC-Getriebe ausgestattet. Dieses konnte im Praxiseinsatz durch seine Technik überzeugen.
Mit seinem Federungssystem von Kabine und Vorderachse sowie dem CEBIS-Bedienterminal macht die Arbeit auch am Ende eines langen Tages noch Freude.
Das Fahrerassistenzsystem CEMOS ist optional erhältlich. Es optimiert sowohl den Traktor als auch Anbaugeräte. Damit wird die Effizienz erhöht.
Claas hat bei der inzwischen vierten Generation der Arion-Baureihe vom Design her wenig geändert. Allerdings gibt es bei der in Le Mans produzierten Baureihe vor allem im Bereich Komfort etliche Verbesserungen zur Vorgänger-Generation.
top agrar Österreich konnte im Sommer einen Claas Arion 660 mit dem serienmäßigen stufenlosen Getriebe CMATIC einem umfangreichen Test unterziehen. Die Arion-Baureihe umfasst sieben Modelle, drei mit 4 Zylindern (Modelle 510 bis 550) und vier mit 6 Zylindern (610 bis 660).
Knapp 9.000 kg schwer
Das größte dieser Modelle, der Arion 660, hat mit Boost eine maximale Leistung von bis zu 205 PS. Das Eigengewicht beträgt laut unserer Wiegung 8.970 kg inkl. Ballastierung und Reifendruckregelanlage, die Spurweite 1,97 m. Somit kommt der Testtraktor mit der aufgezogenen Bereifung von 710/60-42 auf ein Außenmaß von 2,68 m. Dies sorgte im steilen Gelände für eine ausgezeichnete Hangtauglichkeit. Der innere Wendedurchmesser ohne Allrad beträgt 5,9 m und mit Allrad 6,9 m. Das ist in dieser Leistungsklasse sehr gut.
Übersichtliche Kabine
Der Aufstieg in die Kabine bietet genug Platz und stabile Stufen für ein sicheres und bequemes Auf- und Absteigen. Die Kabine bietet genügend Platz für Fahrer und einen Beifahrer. Sie ist übersichtlich in alle Richtungen. Einzig die Sicht auf die Anhängekupplung ist in tieferer Position deutlich eingeschränkt. Auch der Spiegel auf der Heckscheibe macht dies nicht viel besser.
Die Federung des Arion 660 lässt durch die auf vier Federpunkten stehende Kabinenfederung und mit der PROACTIV-Vorderachsfederung keine Wünsche offen. Dies trägt u. a. zu dem ausgesprochen guten Fahrkomfort bei.
Auch bei den Ablagefächern hat Claas nicht gespart, dazu kommt ein großes Kühlfach unter dem Beifahrersitz. Den Geräuschpegel in der Kabine empfanden wir als niedrig. Unterm Strich bietet das Führerhaus somit fasst alles, um einen langen Arbeitstag darin zu verbringen.
6,8 l-Motor von John Deere
Unter der Haube arbeitet ein 6 Zylinder DPS-Powertech-Motor mit 6,8 l Hubraum aus dem Hause John Deere. Dieser erfüllt die Abgasstufe V. Bei unserem Zapfwellentest konnten wir bei einer Zapfwellenumdrehung von 906 U/min ein Drehmoment von 1.286 Nm und eine Leistung von 167 PS ermitteln. Zusätzlich stehen 20 PS Boost-Leistung für Zapfwellen- und Transportarbeiten zur Verfügung.
Der Motor ist laufruhig und durchzugsstark. Der Durchschnittsverbrauch liegt laut Powermix-Messungen des DLG-Testzentrums sowohl bei Zapfwellenarbeiten, aber vor allem auch bei Transportarbeiten unter dem Durchschnitt aller dort bisher getesteten Traktoren (Profi 12/2024).
Der Arion ist mit zwei Getriebevarianten verfügbar: Mit dem Hexashift Lastschaltgetriebe und wie unser Testtraktor mit dem stufenlosen Getriebe CMATIC. Die maximale Geschwindigkeit von 50 km/h wird bereits bei 1.500 Motorumdrehungen erreicht. Es stehen in beide Fahrtrichtungen drei frei einstellbare Geschwindigkeitsbereiche zur Verfügung. Der jeweils aktive Fahrbereich wird im CEBIS (Touch-Bildschirm) angezeigt und kann während der Fahrt gewechselt werden.
Das CMATIC-Getriebe verfügt über drei Bedienarten: Fahrpedal, Fahrhebel und manueller Modus. Zwischen dem Fahrpedal und Fahrhebel-Modus kann während der Fahrt über einen Taster auf der Armlehne gewechselt werden. Mit welchem Modus man lieber fährt, muss jeder für sich selbst herausfinden.
Praktisch ist auch die aktive Stillstandregelung. Damit wird der Traktor immer im Stillstand gehalten, ohne die Bremse zu betätigen zu müssen. Die zwei Fahrstufen des Getriebes werden automatisch während der Fahrt gewechselt. Dieser Wechsel ist während der Fahrt kaum zu spüren und sorgt für ein gleichmäßiges Beschleunigen von 0 auf 50 km/h.
Über CEBIS leicht zu bedienen
Unser Testtraktor war in der Ausstattungsvariante CEBIS ausgerüstet. Diese zeichnet sich durch die Multifunktionsarmlehne und vor allem durch das CEBIS-Terminal mit 12"-Touchdisplay aus. Die Bedienung erfolgt somit überwiegend über die Armlehne. Diese ist sehr übersichtlich und einfach in der Bedienung.
Auf dem CMOTION-Multifunktionsgriff kann man Fahrtrichtung, Hubwerk, Steuergeräte etc. bedienen und hat somit alles in einem Griff. Weiters können sehr viele Tasten frei und individuell mit verschiedensten Funktionen belegt werden. Die Fahrtrichtung kann über Power Shuttle oder Multifunktionsgriff geschaltet werden, leider funktioniert nicht beides zugleich.
Wenn der Gang über das Power Shuttle eingelegt wird, dieser in Fahrtrichtung stehenbleibt und nicht in die Neutralstellung zurückkehrt, kann über den Multifunktionsgriff nicht mehr geschaltet werden − das hat uns etwas gestört. Hierzu merkt der Hersteller an: „Dies ist aber vor allem im Transport deutlich angenehmer, da der Fahrer nicht versehentlich eine Fahrtrichtungsänderung vornimmt.“ Ein Plus gab es für die Parkstellung des Power Shuttles, hier wird die Handbremse automatisch angezogen. Wenn man den Multifunktionsgriff zurückzieht, kann man die Motorbremswirkung deutlich verstärken. Dann wird die Getriebeübersetzung reduziert und damit die Motordrehzahl erhöht. Das wiederum verringert den Bremsverschleiß.
Über eine Streckbremse werden Anhänger mit der Betriebsbremse abgebremst. Gleichzeitig wird der Traktor mit dem Fahrpedal oder durch Drücken des Multifunktionsgriffes beschleunigt und gestreckt. Das erhöht die Fahrsicherheit. Im steilen Gelände ist so ein System unverzichtbar.
Als Option hatte die Testmaschine eine automatische Streckbremse verbaut, die das Gespann bei Straßenfahrten permanent und ohne Eingriff des Fahrers gestreckt hält. Dies hat auch gut funktioniert, allerdings ist bei langen Bergabfahrten darauf zu achten, dass die Bremsen des Hängers nicht überhitzen. Das 12" große Touchdisplay lässt sich sehr gut bedienen und bietet eine sehr gute Übersicht über die verschiedensten Einstellmöglichkeiten. Auch die ISOBUS-Geräte lassen sich sehr gut darüber steuern.
Pro und Kontra: Claas Arion 660
Das spricht für die Maschine:
Fahrkomfort
Bedienung
Getriebe
Hochwertige Verarbeitung
Nachteile:
Powershuttle
Scheibenwischer
Schnelle Reifendruckanlage
Auf der Testmaschine war die Claas-Reifendruckregelanlage CTIC 2800 montiert, die über ISOBUS steuerbar ist. Diese empfanden wir als extrem komfortabel. Die Anlage war zusätzlich mit einem größeren Schrauben-Kompressor ausgestattet. Dieser war auf der rechten Seite neben Tür montiert.
Der Kompressor hat zwar die Sicht auf die rechte Seite etwas eingeschränkt. Auf der Habenseite steht allerdings, dass der Reifendruck damit in 1 Minute und 40 Sekunden von 0,8 bar auf 2 bar erhöht werden kann. Das ist wirklich schnell und bringt deutliche Vorteile im Bereich Bodenverdichtungen, Zugkraft und natürlich auch Reifenverschleiß, wenn man das System richtig nutzt. Der Traktor verfügt über die Zapfwellengeschwindigkeiten 540, 540 Eco, 1.000 und 1.000 Eco. Das Hubwerk arbeitet fein und genau und stemmt laut Hersteller 8.000 kg, das Fronthubwerk 4.000 kg. An beiden Kotflügeln können Hydraulik, ein Steuergerät und die Zapfwelle bedient werden.
Die LED-Scheinwerfer leuchten bei Dunkelheit den Arbeitsbereich optimal aus. Das Ein- und Ausschalten der gewünschten Scheinwerfer war einfach. Der Scheibenwischer an der Frontscheibe könnte etwas weiter nach unten wischen, dies wäre mit einem weiteren Drehradius des Motors leicht möglich.
Assistenzsystem CEMOS
Am Testtraktor war das Fahrerassistenzsystem CEMOS verbaut. Es optimiert den Traktor als auch Anbaugeräte wie Grubber und Pflug und unterstützt den Fahrer dabei, die Ballastie-rung und Reifendruck abzustimmen.
CEMOS erstellt Vorschlagswerte für alle wichtigen Einstellungen für z. B. Motor, Getriebe und Anbaugerät. So ist man immer mit optimaler Traktion und Bodenschonung unterwegs. Laut Hersteller steigert man damit die Flächenleistung, verbessert die Arbeitsqualität und spart bis zu 16,5 % Dieselkraftstoff. Auf unseren kleinen Schlägen war es allerdings nicht wirklich möglich, diese Verbrauchswerte zu überprüfen. Wir meinen aber, dass die Herstellerangaben realistisch sind.
Zur Wartung: Die Flüssigkeiten sind gut zu kontrollieren. Die Kühler werden durch das Sieb der Motorhaube bestens geschützt. Zum Ausblasen lassen sich die Kühler einfach aufklappen.
Datenkompass
Claas Arion 660 CMATIC
Motor: 6-Zylinder DPS Motor mit max. 205 PS inkl. CPM, max. 833 Nm (ECE R 120) und 6,8 l Hubraum, Zwei Leerlaufdrehzahlen (650 und 800 U/min) mit automatischer Anpassung reduzieren den Kraftstoffverbrauch bei Stillstand
Getriebe: Stufenlosgetriebe CMATIC, 1.500 U/min bei 50 km/h
Spurbreite: 1.856 mm
Gesamthöhe: ca. 3.180 mm (je nach Bereifung)
Eigengewicht: 7.860 bis 8.335 kg (je nach Ausstattung)
zul. Gesamtgewicht: 12.500 kg
zul. Achslast: VA 5.200 kg, HA 9.000 kg
Radstand: 2.820 mm
Hydraulische Steuergeräte: 4 elektr. Hecksteuergeräte, 2 elektr. Mittelachssteuergeräte
Hydraulikpumpe: Hydrauliksystem Load-Sensing 150 l/min
Hubwerk: Frontkraftheber 4,0 t, Heckkraftheber 8.000 kg, beide inkl. Schwingungstilgung und elektr. Lageregelung
Zapfwelle: Heckzapfwelle 540/540 ECO + 1.000/1.000 ECO U/min, Frontzapfwelle 1.000 U/min
Bereifung: VA 600/60 R30 VF, HA 710/60 R42 VF
Listenpreis inkl. MwSt.:Grundausstattung: 266.652 €Testtraktor: 325.100 €
Zusatzausstattungen u.a.: CEMIS 1200 Terminal inkl. RTK NET sowie Section Control und TC Geo (15.450 €), automatische Streckbremse (1.458 €), Reifendruckregelanlage (16.842 €), CEMOS Optimierungssytem (5.478 €)