Ein Pflanzenschutzmittel nur dort ausbringen, wo es erforderlich ist, und das in der passenden Menge: Im Frühjahr 2022 stellte Amazone das System DirectInject vor, das genau das können soll. Im Februar 2022 berichteten wir über erste Erfahrungen von drei Praktikern. Nach zwei weiteren Einsatzperioden haben wir jetzt bei Christian Hinz nachgefragt, wie sich das System bei ihm bewährt hat.
Christian Hinz war einer der drei Landwirte und ist Geschäftsführer des Guts Klein Bünzow in der Nähe von Usedom. Der Betrieb bewirtschaftet rund 2.000 ha und arbeitet mit Strip Till und Direktsaat. Er baut Zuckerrüben, Raps, Mais, Sonnenblumen, Weiße Lupinen sowie Weizen, Roggen und Gerste an.
In Klein Bünzow arbeitet das DirectInject an einer Amazone UX 6 201 mit 36 m Arbeitsbreite. Es ist in den Flüssigkeitskreislauf und die Reinigung der Spritze integriert. Es besteht aus einem 50 l-Tank für ein unverdünntes Pflanzenschutzmittel, einem Rührwerk, einer hochgenauen Dosierpumpe und einer Mischkammer. DirectInject kann also (je Einheit) eine weitere Komponente bedarfsgerecht in die Spritzbrühe dosieren. Durch eine separate Leitung gelangt die so „aufgeladene“ Brühe bis zu den Einspeisepunkten vor der Einzeldüsenschaltung.
Wie Landwirt Christian Hinz DirectInject einsetzt
Eine Möglichkeit, das DirectInject-System zu nutzen, ist, dass der Fahrer das System manuell nutzt, um bspw. Distelnester mit einem Herbizid zu erfassen. Christian Hinz hat das ausprobiert und hält es für bedingt praktikabel. Denn der Fahrer muss bei hoher Arbeitsbreite und Geschwindigkeit permanent aufmerksam sein, den Abstand einschätzen und vorher passend schalten, damit das gewünschte Mittel dann genau über dem Befallsnest ankommt.
In der Startphase war die variable Applikation noch nicht möglich. Mittlerweile hat Amazone die Software aber weiterentwickelt, und der Betrieb schöpft das Potenzial seines DirectInjects mit Applikationskarten aus.
Ein Einsatz ist die variable Gabe von Wachstumsreglern. Die Grundbrühe enthält dann z.B. ein Fungizid und ein Insektizid. Aber auch Fungizide selbst bringt der Betrieb variabel aus. Dann ist bspw. nur ein Insektizid in der Grundbrühe. „Wir nutzen aktuelle Satellitenbilder und erstellen Biomassekarten, teils auch Ertragspotenzialkarten. Am Rechner bauen wir daraus dann die Applikationskarten.“
Die Applikationskarte überträgt Christian Hinz auf den Bordrechner Amatron4. Dessen Programm ist in der Lage, die notwendigen Schaltzeiten passend vorauszuberechnen. Noch genauer geht es nach Erfahrungen des Betriebsleiters, wenn er bei einer früheren Überfahrt die Fahrtschleifen, also die Fahrtrichtung durch die einzelnen Fahrgassen, aufgezeichnet hat. Für den Einsatz von speziellen Herbiziden kann er sich auch vorstellen, Drohnenaufnahmen für die Applikationskarten zu nutzen.
Welche Effekte DirectInject auf Christian Hinz‘ Flächen bisher hatte
Was sind die Effekte aus Sicht des Betriebsleiters? „Wir verteilen genauer und schöpfen z.B. bei der Wachstumsreglergabe das Ertragspotenzial besser aus. Stellen, die bereits schwach sind, bekommen nur eine geringe Gabe, in wüchsigen Bereichen gehen wir höher ran. Die Schläge sind sichtbar homogener.“
Bezogen auf den Hektar springt meist keine Mitteleinsparung heraus. Christian Hinz sagt, dass es schwer sei, einen genauen Mehrertrag oder eine messbare Einsparung von Kosten zu nennen. Sein Gefühl als Ackerbauer sagt ihm aber, dass er durch den standortgerechten Pflanzenschutz Vorteile hat. Insgesamt gefällt ihm der Einsatz des DirecInjects, vor allem die gute Integration und die effiziente Reinigung. Gleichzeit steht für ihn fest: Um das volle Potenzial nutzen zu können, muss man in der Lage sein, mit entsprechenden Programmen Applikationskarten zu erstellen. Unabhängig vom Amazone DirectInject sieht er bei der allgemeinen Software am Markt noch Verbesserungspotenzial. •