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topplus Pflugsteuerung nachrüsten

Schnurgerade Furchen pflügen mit VarioPloughControl

VarioPloughControl macht Vario-Pflüge zusammen mit den Agco-Traktoren Fendt, Massey Ferguson, Valtra smart. Wir setzten die Nachrüstlösung ein und sprachen mit einem Praktiker über seine Erfahrungen.

Lesezeit: 9 Minuten

Schnell gelesen

  • Mit VarioPloughControl lassen sich alle Vario-Pflüge nachrüsten. Es macht das Pflügen auf Zielfurche deutlich ­entspannter.

  • Das System gibt es für die Traktoren des Agco Konzerns über Michael Zumfeld. Für andere Traktoren vertreibt ein niederländischer Händler die Steuerung.

  • Die Pflugsteuerung arbeitet lediglich ­innerhalb der Arbeitsbreite einer aktiven Spurlinie.

Gerade Furchen sind nicht nur ­Optik. Auch das exakte säen fällt anschließend leichter. Bereits in der letzten Ausgabe zeigten wir das  iQblue connect  von Lemken, welches die Furche automatisch gerade zieht.

In dieser Ausgabe stellen wir Ihnen die Lösung  VarioPloughControl  vor. Zudem haben wir mit Landwirt Rene Keutmann gesprochen, warum er das System bereits auf dem zweiten Traktor einsetzt, obwohl er die meisten Früchte in Mulchsaat bestellt.

Der Vertrieb in Deutschland läuft seit 2019 über Michael Zumfeld (VarioPloughControl@gmail.com) – allerdings nur für Agco-Traktoren (Fendt, Massey Ferguson, Valtra). Die gleiche Pflugsteuerung gibt es aber auch für CNH-Schlepper sowie für Claas-, Deutz-Fahr- und John Deere-Traktoren. Hier nennt sie sich Track-Control oder smartPlough und wird z. B. vom niederländischen Unternehmen Mechanisatiebedrijf Vermeulen BV an deutsche Händler vertrieben. Der Landwirt wendet sich dafür direkt an seinen regionalen Landmaschinenhändler. Teils ist bei den Modellen ein separates Load-Sensing-Hydraulikventil auf dem Pflug zu montieren. Dann kann man aber auch schnell und unkompliziert andere Traktoren einsetzen. Bei dem von uns ge­fahrenen Fendt 728 Vario ist hingegen kein extra Ventil auf dem Pflug nötig.

Lenksystem ist ­Voraus­setzung

Michael Zumfeld bietet den Landwirten die Pflugsteuerung kostenlos zum Testen an. Nach zweiwöchiger Versuchsphase kann man das System dann kaufen oder zurückschicken. Das VarioPloughControl-System kann Zumfeld an allen Agco-Traktoren mit ab Werk integriertem RTK-Lenksystem nachrüsten – heißt z. B. für Fendt seit 2010 mit der Einführung der „SCR“-Modelle. Das Set kommt per Post. Die Installation und Erstkonfiguration übernimmt der Landwirt in Eigenregie. Dafür liegt eine ausführliche Anleitung bei. Bei ­Problemen gibt es Telefonsupport.

Im Set sind folgende Teile enthalten:

  • Jobrechner

  • Ventilkabel

  • Näherungssensor

  • Drehpotentiometer

  • Isobuskabel

Für den Einbau der Komponenten setzt der Händler ca. vier Stunden an. Dabei ist besonders die Konstruktion von individuellen Haltern für den Näherungssensor, den Drehpotentiometer und den Jobrechner zeitintensiv.

Den Drehpotentiometer montiert man an die Schnittbreitenverstellung des Pfluges, sodass der Sensor die ak­tuelle Breite messen kann. Der Näherungssensor findet optimalerweise am Pflugturm Platz und erkennt hier die Stellung des Wendezylinders. So weiß die Steuerung, in welcher Richtung der Pflug gerade steht. Auf welche Seite der Sensor montiert wird, ist dabei egal. Die Position muss man lediglich einmal im Kalibriermenü einstellen. Den Jobrechner installiert man ebenfalls am Anbauturm. Auch wenn alle Kom­ponenten spritzwassergeschützt sind, sollte man die Box so positionieren, dass die Anschlüsse nach unten zeigen.

Das Ventilkabel verlegt man schlepperseitig. Dazu ist das Kabel mit dem Can-Bus-Stecker der Hydraulikventile zu verbinden. Diese offene Schnittstelle liegt bei den neusten Fendt-Modellen hinten am Ventilblock. Bei Modellen wie dem Fendt 700 Vario Gen6 ist die Schnittstelle im Bereich des Mittelachssteuergerätes zu finden. Das andere Ende des Kabels hat eine kleine Steckdose, welche man im Traktorheck befestigt. Auch bei älteren Modellen ohne Fendt One-Bediensystem gibt es nun ein Ventilkabel. Die teils noch bekannte kleine Platine muss deshalb nicht mehr in die Armlehne eingebaut werden.

Möchte man den Pflug mit der au­tomatischen Schnittbreitenverstellung auch an weiteren Traktoren nutzen, müssen die ebenfalls mit dem Ventil­kabel (etwa 235 €) ausgestattet sein. Kommt ein neues Schleppermodell auf den Hof, ist gegebenenfalls ein Softwareupdate für die Steuerbox notwendig. Dies geht per Computer und Micro-USB-Kabel. Bei Bedarf unterstützt Michael Zumfeld online per Teamviewer.

Erste Einstellungen

Hat man alle Teile montiert, kann man den Pflug wie üblich anbauen. Zusätzlich sind nur das Isobus-Kabel und die Verbindung zum Ventilkabel zu ­stecken. Bei vielen Schleppertypen ist aktuell darauf zu achten, dass die Hy­draulikkupplungen für die Schnittbreitenverstellung in den roten Anschlüssen gesteckt sind. Bei neueren Baureihen (wie z. B.: 600, 700 Gen7, 900 Gen7, 1000 Gen3) ist das wiederum egal. Hier kann man im Kalibriermenü das passende Ventil auswählen. Diese Auswahlfunktion soll in Zukunft auch für weitere Traktormodelle kommen.

Wir haben die Isobus-Bedienmaske auf das Schlepperterminal gelegt. Laut Hersteller soll man aber auch ein eigenständiges Isobus-Terminal nutzen können. Das ist z. B. bei den SCR- und S4-Modellen angenehm, da es hier schlepperseitig nur ein 10"-Terminal gibt. Die Darstellung auf nur einem 12"-Terminal des FendtOne-Schleppers hingegen fanden wir in Ordnung. Bedienmaske und Lenksystem sind parallel zu sehen.

Die Kalibrierung ist einfach: Im Menü muss man lediglich die Schar­anzahl und die aktuelle Pflugposition links/rechts angeben. Zudem fährt man einmal die Arbeitsbreite auf ganz schmal, misst die Breite pro Schar und gibt diese im Terminal ein. Das Gleiche macht man dann auch für die volle ­Arbeitsbreite. In den Einstellungen gibt man dem System auch vor, ab welcher Abweichung die Arbeitsbreite verstellt werden soll. Das reduziert die nötigen Steuerbefehle für das Hydraulikventil deutlich. Bei unserer Probefahrt haben wir diese Differenz auf 3 cm gestellt. Diese ganzen Eingaben sind nur einmal zu erledigen.

Vor dem Pflügen

Damit der Jobrechner des Pfluges mit den nötigen Informationen versorgt wird, muss im Traktor die Isobus-Funktion und der Taskcontroller aktiv sein. Die GPS- sowie die Hubwerks-Position und die Fahrgeschwindigkeit holt sich der Rechner dann über den Isobus.

In der Hauptbedienansicht gibt der Fahrer die gewünschte Gesamtarbeitsbreite in Zentimetern an. Der Isobus-Jobrechner meldet sich am Lenksystem mit dieser Arbeitsbreite an. Zudem lässt sich in der Hauptansicht die mini- und maximale Abweichung davon eingeben.

Damit der Pflug beim Regeln die Schnittbreite nur langsam verstellt und nicht überregelt, sollte man die Durchflussmenge des Hydraulikventils im Fendt-Menü auf einen niedrigen Wert einstellen (z. B. auf etwa 10 %).

Furche parallel halten

Ist im Feld die Software noch deaktiviert, kann man mit dem Hydrauliksteuergerät ebenso wie mit zwei Softbuttons in der Isobus-Bedienmaske die Arbeitsbreite einstellen. In der Bedienmaske lässt sich die Pflugbreite auch über die Taste „Mitten“ auf die eingestellte Sollarbeitsbreite stellen.

Die Software bietet zwei Modi an: Standard und Advanced (Fortgeschrittene). Wir fingen im Standardmodus an. Damit lassen sich Furchen parallel zur Lenksystemspurlinie halten, egal ob Gerade oder Kontur. Nachdem man die erste Furche (und falls noch nicht gespeichert, die erste Spurlinie) gezogen hat, aktiviert man das System über den Softbutton „Start“. Erst wenn der Pflug abgesenkt und der Traktor fährt, fängt die Steuerung an zu arbeiten. Das dient der Sicherheit, z. B. beim Anhängen.

Die Besonderheit im Standardmodus: die tatsächliche Arbeitsbreite kalibriert sich nach drei Bahnen von selbst. Da­zu greift der Jobrechner auf die GPS-Daten vom Bus-System zu. Durch diese automatische Kalibrierung pflügt man fast durchgehend mit genau der Soll­arbeitsbreite. Problematisch wird es ­allerdings, wenn man einen Keil auspflügen möchte. Denn wählt man eine Lenkspurlinie aus, die die Furche schnei­­det, springt das System von Spurlinie zu Spurlinie – der Pflug schwenkt z. B. von ganz schmal auf ganz breit – ein Zickzackmuster würde entstehen. Für diesen Einsatzzweck hat VarioPloughControl den Advanced-Modus.

Keile auspflügen

In diesem Modus erscheint ein weiterer Softbutton, mit dem sich die aktuelle Spurlinie fixieren lässt. Schneidet man nun eine andere Spurlinie, springt das System nicht mehr um. Erst wenn man am nächsten Vorgewende den Pflug dreht, erkennt der Sensor am Wendezylinder die neue Position und VarioPloughControl wechselt zur nächsten Spurlinie. Damit lassen sich dann auch Keile auspflügen. Leider zeigt die Software jedoch nicht an, bei welcher Spur sie die Linie genau erreicht. Das wäre bei sehr unförmigen Schlägen, bei denen man gegebenenfalls die Arbeitsbreitenparameter anpassen muss, hilfreich. Einen Fächermodus, bei dem der Pflug in Keilen über die gesamte Feldlänge die Arbeitsbreite kontinuierlich verstellt, bietet auch dieses System nicht. Somit entsteht auch hier mitten in der Fläche zwischenzeitlich eine Z-Furche.

Auf die Zielfurche pflügen

Die mittlere Gerade der Z-Furche befindet sich in einer vielfachen Entfernung der Sollarbeitsbreite zur letzten Furche. Damit man später direkt am Feldrand passend auskommt, sollte man sich zuvor einmal parallel zur Feldgrenze mit dem Pflug in Sollbreite hinstellen und die Lenkspurlinie darauf zentrieren. Dann passt die letzte Furche später genau. Das Ganze funktioniert übrigens nicht nur mit A-B-Spurlinien, sondern auch mit Konturen bzw. beim Fendt auch mit „Kontursegmenten“.

Sind mehrere Bögen in der Furche, die ein Vielfaches der Arbeitsbreite zur aktiven Spurlinie haben, regelt das System nur innerhalb dieser Spurlinie. Dementsprechend priorisiert die Software auch nicht, dass zuerst eine Parallelität und anschließend ein vielfaches der Sollarbeitsbreite zur Zielfurche hergestellt wird. Das macht ein versierter Fahrer anders.

Fazit

VarioPloughControl kann Vario-Pflüge im Zusammenspiel mit vielen Traktoren mit integrierten Lenksystem smart machen. Die Bedienung ist einfach, die Darstellung zweckmäßig. Das System ermöglicht es, Furchen ­gerade oder auch feldkonturparallel zu ziehen. Für einen Preis von 3.950 € (o. MwSt.) lassen sich besagte Agco-Traktorbaureihen aufrüsten. Hierfür sind dann auch keine weiteren Investitionen in beispielsweise eine TIM- und SectionControl-Freischaltung und gegebenenfalls ein Terminal nötig. Bei anderen Schlepperfabrikaten ist möglicherweise ein Load-Sensing-Steuerblock erforderlich.

Reportage

Genau beim Legen

René Keutmann aus Jülich bewirtschaftet etwa 450 ha. Auf den Pflug verzichtet er häufig und setzt auf seinen Flächen größtenteils auf die Mulchsaat. Je nach Boden und Witterung pflügt der junge Unternehmer aber besonders vor Kartoffeln und Zwiebeln. Und ­genau hierfür hat sich der Landwirt bereits 2019 für das VarioPloughControl ­entschieden. Das System ist auf einem Lemken Juwel 8 mit sechs Scharen aufgebaut.

Die Kartoffeldämme sollen exakt auf 75 cm Abstand liegen, damit die Ernte mit dem Schwadleger zum Anreichern und später dem Roder ohne Verluste klappt. „Für das exakte Legen ist schon beim Pflügen die gerade Furche wichtig. Dann folgt die Pflanzmaschine deutlich besser dem Traktor“, sagt Keutmann. Dazu wählt der Landwirt beim Pflügen immer die Hauptspur zum Säen aus. Läuft eine Feldgrenze keilförmig zu, aktiviert er beim Pflügen bis zur ersten Fahrgasse das „Kontursegment“ dieser Feldseite. Anschließend wechselt er auf die Hauptspur. René Keutmann setzte das VarioPloughControl bereits auf seinem Fendt 724 Vario S4 ein – hier noch mit eingebauter Platine. Zwischenzeitlich rüstete er sogar einen Vorführschlepper mit dem Ventilkabel aus, um beim Pflügen die automatische Schnittbreiteneinstellung nutzen zu können. Aktuell nutzt er das System auf seinem Fendt 728 Vario. Damit die letzte Furche auch exakt an der Feldgrenze liegt, fährt er mit dem Schlepper zur Grenze und zentriert hier die Spurlinie. „Eine gerade und exakte Abschlussfurche sieht nicht nur gut aus, sondern sorgt auch für klare ­Feldgrenzen“, erklärt René Keutmann.

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