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topplus Erfahrungen F.R.A.N.Z.-Projekt

Landwirt zum Artenschutz: „Wir sind nicht die Caritas" - Es muss sich rechnen

Das Artenschutz-Projekt F.R.A.N.Z. läuft seit sieben Jahren. Es zeigt, Artenvielfalt passt in die Fruchtfolge, wenn die Bedingungen stimmen und auf Unerwartetes reagiert werden kann.

Lesezeit: 4 Minuten

Für die meisten Landwirte ist Artenschutz keine Frage, sondern selbstverständlicher Teil ihrer generationenübergreifenden nachhaltigen Wirtschaftsweise. Die Frage ist nur, wie man ihn in die Bewirtschaftung der Flächen integriert, ohne dass der Bauer am Ende draufzahlt. Die Öko-Regelungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) sind der Ansatz Brüssels seit 2023. Sie kamen in der Praxis bisher jedoch bestenfalls mäßig an: Zu unflexibel, zu umständlich und am Ende für viele Landwirte nicht lohnenswert.

Einen anderen Weg geht das Verbundprojekt F.R.A.N.Z. (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft). Hier testen seit inzwischen sieben Jahren zehn landwirtschaftliche Demonstrationsbetriebe Maßnahmen, die dem Naturschutz dienen und gleichzeitig praxistauglich und wirtschaftlich tragfähig sind. Dafür gibt es in dem Projekt auch eine betriebswirtschaftliche Auswertung und Honorierung.

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Artenschutz als „weiteres Fruchtfolgeglied“

Auf der „Woche der Umwelt“ wurde am Mittwoch unter Schirmherrschaft von Bundespräsident Steinmeier in Schloss Bellevue in Berlin Zwischenbilanz gezogen. Jürgen Maurer, Betriebsleiter eines der zehn Demonstrationsbetriebe in Hohenlohe ist seit sieben Jahren dabei und weiß, was für ihn funktioniert und was nicht.

Mehrjährige Blühstreifen sind nach seiner Erfahrung eine bewährte Maßnahme und auf jeden Fall besser als einjährig angelegte Bestände, da durch die zwangsweise Neubestellung immer wieder entstandene Lebensräume für die Insekten zerstört werden.

Für Maurer ist Artenschutz inzwischen ein „weiteres Fruchtfolgeglied“. Grundsätzlich stellt er allerdings fest, dass es sich auch rechnen muss, denn „wir sind nicht die Caritas und haben Verantwortung für Familie und Betrieb“.

Enge Abstimmung mit Beratung und Forschung

Maurer macht das auch am Beispiel „Extensivgetreide“ fest, bei dem zu Gunsten der Artenvielfalt deutlich weniger Dünger und Pflanzenschutz eingesetzt werden. Der Ertrag sinkt hier nach seinen Angaben jedoch je nach Bodengüte zwischen 30 und 70 %. Deshalb müsse neben einem nachweisbaren Vorteil für die Umwelt auch über eine entsprechende Honorierung die Wirtschaftlichkeit sichergestellt sein, betont der Landwirt.

Und darüber hinaus braucht es nach seiner Überzeugung die Flexibiltät, beispielsweise bei zu starker Verunkrautung auf solchen Flächen auch einmal Umbruch und Neuansaat durchzuführen. Anders als bei oft starren Agrarumweltmaßnahmen ist das im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projektes in Abstimmung mit der Beratung und Begleitforschung auch möglich.

Nicht jeder Verpächter duldet Insektenwälle

Ein Element von F.R.A.N.Z. ist die Anlage von Insektenwällen, bei der Erddämme angepflügt, gefräst oder angebaggert werden. Maurer setzt es auf seinem Betrieb allerdings nicht um. Er verweist auf das Problem, dass Verpächter möglicherweise nicht einverstanden mit solchen Maßnahmen sind. „Nicht alle Verpächter wollen das“, sagte der Landwirt. Das Risiko, die Pachtfläche deswegen zu verlieren, sei da und müsse ebenfalls bedacht werden.

Umso wichtiger ist eine enge Beratung auch bei Artenschutzmaßnahmen. Die leistet auf Maurers Hof Lisa Monika Hausmann. Ihr zufolge ist eine vorausschauende Planung auch bei den Artenschutzmaßnahmen wichtig und beginnt meist schon im Juli für das Folgejahr. Dabei müssten Beratung und Betrieb aber flexibel bleiben, denn das Wetter und die Logistik machten den Plänen oft einen Strich durch die Rechnung. Im Rahmen von F.R.A.N.Z. sei das aber machbar, so dass dann bei einer unerwartet übergrünten Schwarzbrache in Abstimmung mit der Begleitforschung auch mal eben Ziegen auf die Fläche gebracht werden können.

Mehrjährige Blühstreifen sind besser

Den wissenschaftlichen Teil von F.R.A.N.Z. deckt unter anderem Naema-Elisa Schlagowski der Universität Göttingen ab. Auch sie brach eine Lanze für die mehrjährigen Blühstreifen, da die nach ihrer Auffassung wesentliche Vorteile gegenüber den einjährigen haben: Neben dem zusätzlichen Nahrungsangebot sind die Bestände in der Übergangszeit und im Winter zusätzlicher Rückzugsraum für Insekten. Zudem sind Wildbienen oft nur Kurzstreckenflieger und profitieren davon, wenn lokale Blühinseln über längere Zeiträume bestehen bleiben.

Aus diesem Grund plädiert auch Schlagowski für eine Anpassung der Öko-Regelungen. Die müssten in der neuen GAP-Periode ambitionierter und auf jeden Fall flexibler werden. „Die Landwirte wollen Biodiversität fördern, aber nicht nach Kalender, sondern nach Wachstumsperioden und Witterungsbedingungen“, ergänzt Maurer. Er wünscht sich weniger „Planwirtschaft“ von der Agrarpolitik und dafür mehr Ideologiefreiheit in Politik und Praxis.

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