Unser Autor: Matthias Keimerl und Dr. Hansgeorg Schönberger, N. U. Agrar GmbH
Der Mehrwert von Raps in der Fruchtfolge ist nicht zu verkennen. Doch sobald er aufgelaufen ist, warten erste Gefahren. Der Erdfloh kann durch Kahl- und durch Larvenfraß enorme Schäden anrichten. Erkennbare Sortenunterschiede lassen vermuten, dass das der Grund dafür ist, dass sich KWS-Sorten in den Landessortenversuchen nach vorne geschoben haben.
Ertragsstabilität ist gefragt
Abgesehen vom Schädlingsauftreten beeinflusst die Witterung im Jahresverlauf den Erfolg des Rapsanbaus. Gute Sorten sind robust gegenüber Wetterextremen wie Hitze, Kälte, Trockenheit, Nässe oder Spätfröste. In Regionen mit hoher Kahlfrostgefahr sollte man generell auf die Winterhärte einer Sorte achten, auch wenn sie in den letzten Jahren kaum beansprucht wurde. Darüber hinaus sollte man Eigenschaften wie der Virustoleranz gegen das Wasserrübenvergilbungsvirus (TuYV) oder in Roten Gebieten der N-Effizienz genügend Aufmerksamkeit schenken.
Insgesamt ist Ertragsstabilität auf hohem Ertragsniveau eines der wichtigsten Kriterien für die Sortenwahl. Sie ist im Rangtest in der Übersicht dargestellt. Eine Sorte mit Rang (Ziffer) 1,0 steht auf allen Standorten einer Region an der Spitze und ist uneingeschränkt zu empfehlen.
Sorten mit Rängen bis 3,5 sind für den Anbau in der betreffenden Region (noch) gut geeignet. Bei Rang 3,5 bis 5,0 schwanken sie stärker im Ertrag oder können mit den Spitzensorten nicht ganz mithalten. Bei noch höherem Rang schneiden andere Sorten meist besser ab.
Die Empfehlung beschränkt sich auf fünf Sorten pro Region, was aber nicht bedeutet, dass nicht auch andere Sorten für den Anbau geeignet sind – insbesondere, wenn Sie mit Ihrer Rapssorte bislang gut gefahren sind.
Empfehlungen für 2024
Berücksichtigt man die verschiedenen Boden- und Klimaverhältnisse, ergibt sich für 2024 folgende Orientierung:
Sandböden im Nordwesten (meist ausreichende Niederschläge): Hier zählen Daktari, Ambassador, Smaragd, Ivo KWS und Ernesto KWS zu den ertragsstärksten Sorten.
Auf den Geeststandorten in Schleswig-Holstein und Nordniedersachsen sind neben Daktari und Ambassador die Sorten Ivo KWS, Smaragd und Ernesto KWS zu empfehlen.
Sandböden mit Frühjahrstrockenheit (Ostniedersachsen, Altmark, Südmecklenburg, Nordbrandenburg): Auf diesen Standorten überzeugten Allesandro KWS, Ambassador, Daktari, Aganos, LG Activus und Scotch.
Auf den Sandstandorten mit Frühjahrs- und Sommertrockenheit (Sachsen, Südbrandenburg) eignen sich Alessandro KWS, Ambassador, Aganos, Scotch und Daktari.
Auf den Lehmböden im Norden (NW-Mecklenburg, Ostküste Schleswig-Holsteins) bei meist ausreichenden Niederschlägen erwiesen sich die Sorten LG Activus sowie Ernesto KWS, Ivo KWS, Ambassador und Smaragd als relativ ertragsstabil.
Auf den trockeneren Lehmböden im Nordosten (Vorpommern, Uckermark) waren vor allem Ernesto KWS, Allesandro KWS, Daktari, LG Activus, Scotch und Ivo KWS erfolgreich.
Im Nordwesten und auf den Löss- standorten in Südniedersachsen und Nordhessen zeigten sich die Sorten Picard, Otello KWS, Ivo KWS, Ernesto KWS und LG Activus ertragsstabil.
Auf den Lössstandorten im Mitteldeutschen Trockengebiet sind die Sorten Scotch, DK Exlibris, LG Activus, Daktari und Ambassador zu empfehlen.
Auf den Marschböden an der Westküste Schleswig-Holsteins sowie an der Nordseeküste sind Ivo KWS, Daktari, Ernesto KWS, Smaragd sowie Ambassador und Allesandro KWS die Favooriten.
Im Sauerland, der Eifel und im Hunsrück (Höhenlagen) lagen Ernesto KWS, Otello KWS, Allesandro KWS, Scotch, Daktari und LG Activus an der Spitze. In den Höhenlagen in Ostwestfalen, Nordhessen und Südniedersachsen waren Allesandro KWS, Daktari, Ernesto KWS, LG Activus und Ivo KWS unter den besten Sorten. Weiter östlich für die Höhenlagen in Sachsen und Thüringen sind Ambassador, Allesandro KWS, Aganos und LG Activus geeignet. Auch Architect konnte dort noch mithalten. Auf den ost- und nordbayrischen Höhenlagen erwiesen sich die Sorten Allesandro KWS, Otello KWS, Ambassador, LG Activus und Ernesto KWS als ertragssicher. In den höheren Lagen Südwestdeutschlands schnitten vor allem Otello KWS, Ernesto KWS, Daktari, LG Activus und Aganos gut ab.
In den Gäulagen und im Tertiären Hügelland in Süddeutschland liefern Ernesto KWS, LG Adonis, Daktari, Otello KWS und DK Expansion hohe und sichere Erträge.
Tipps für Kohlhernieflächen
Trat auf einer Fläche in der Vergangenheit Kohlhernie auf, sollte man hier auf kohlhernieresistente Sorten setzen. Aktuell kommen dafür Credo, Crocodile, Cromat, Croozer, Crossfit, DK Plasma, DMH 585, LG Alledor, LG Alltamira, LG Baracuda, LG Scorpion, SY Alibeat, SY Aliboom und PT 284 in Frage. Die zuletzt zugelassenen resistenten Sorten haben nur noch geringe Ertragsunterschiede zu den konventionellen Sorten. Zudem sind sie teils auch mit einer TuYV-Resistenz und/oder Phomaresistenz versehen.
Somit ist ein wirtschaftlicher Rapsanbau auch auf kohlhernieverseuchten Flächen möglich. Um einem teilweise bereits erfolgten Resistenzbruch bestimmter Kohlhernierassen nicht noch zusätzlich Vorschub zu leisten, sollte der Anbau resistenter Sorten nur auf Befallsflächen erfolgen.