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Keine Pflanzenschutzmittel

Dramatische Ausbreitung von Krankheiten durch Schilf-Glasflügelzikade

Der DBV fordert Maßnahmen gegen die Schilf-Glasflügelzikade, die hierzulande den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Zuckerrüben bedroht. Die betroffenen Anbauflächen haben sich 2024 verdoppelt!

Lesezeit: 3 Minuten

Der Deutsche Bauernverband (DBV) fordert ein umfassendes Maßnahmenpaket, um die Ausbreitung der Schilf-Glasflügelzikade einzudämmen. Das Insekt überträgt Bakterien und Plasmodien, die den Anbau von Kartoffeln, Gemüse und Zuckerrüben hierzulande massiv gefährden.

Johann Meierhöfer, Leiter des DBV-Fachbereichs Pflanzliche Erzeugung, sieht durch den Schädling die Existenz ganzer landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet.

Notwendig sei jetzt „die gezielte Bekämpfung mit Insektiziden, außerdem der Einsatz von Pflanzenstärkungsmitteln, eine beschleunigte Züchtung von resistenten Sorten sowie die Anpassung von Düngestrategien und Fruchtfolgen“, erklärte Meierhöfer gegenüber AGRA Europe. Gleichzeitig müsse die Forschung deutlich intensiviert werden.

Kartoffel- und Rübenanbau schwer getroffen

Ähnliche Forderungen haben Anfang November neben dem DBV auch der Zentralverband Gartenbau (ZVG), die Wirtschaftliche Vereinigung Zucker (WVZ) und die Union der Deutschen Kartoffelwirtschaft (UNIKA) in einem offenen Brief an Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir gerichtet. In dem Schreiben weisen die Verbände darauf hin, dass die betroffene Anbaufläche von Zuckerrüben sich von 40.000 ha im Jahr 2023 auf 75.000 ha im laufenden Jahr nahezu verdoppelt hat – mit einem Schwerpunkt in Süddeutschland.

Um konkrete Lösungsansätze zu erörtern, regen die Verbände ein Treffen mit Özdemir an. Bislang sei ein solcher Austausch jedoch nicht zustande gekommen, berichteten die Verbände dann Ende November.

Das wollte das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) so nicht stehen lassen. Gemeinsam mit dem Julius Kühn-Institut (JKI) als zuständige nachgeordnete Behörde verfolge man die Ausbreitung der Zikaden beziehungsweise der durch sie übertragenen Pflanzenerkrankungen seit Jahren intensiv und beobachte die aktuelle Situation sehr engmaschig, erklärte eine Ministeriumssprecherin gegenüber AGRA Europe.

Vor Kurzem habe etwa ein Fachgespräch mit Experten aus relevanten Behörden stattgefunden. Zudem stehe das BMEL in kontinuierlichem Austausch mit den Anbauverbänden und Landesstellen. Für März kommenden Jahres plane das JKI eine Fachtagung, um weitere Maßnahmen zur Bekämpfung der Zikade zu diskutieren. Eine ähnliche Veranstaltung habe bereits zu Beginn dieses Jahres stattgefunden.

Keine passenden Pflanzenschutzmittel

Auf Einladung der bayerischen Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) fand derweil vergangene Woche ein Branchengespräch mit Verbandsvertretern in München statt. Wie ihr Haus anschließend mitteilte, hat Bayern in diesem Jahr Forschungsprojekte mit 500.000 € im Bereich Kartoffeln und mit 1,4 Mio. € im Bereich Zuckerrüben gefördert.

Erste Ergebnisse von Versuchen der Anbauverbände zeigen demnach, dass eine Anpassung der Fruchtfolgen die Ausbreitung der Zikade wirksam eindämmen könnte. Die Nymphen des Insekts entwickeln sich sowohl an Zuckerrüben als auch an Winterweizen. Um ihren Entwicklungszyklus zu unterbrechen, empfehlen Fachleute, in den betroffenen Gebieten vorerst auf den Anbau von Winterweizen nach Zuckerrüben zu verzichten.

Eine zusätzliche Herausforderung besteht laut bayerischem Agrarressort darin, dass ab der Saison 2025 keine Pflanzenschutzmittel zur Verfügung stehen könnten, die speziell gegen die Zikade wirksam sind. Kaniber rief daher den Bund dazu auf, die betroffenen Betriebe beim Pflanzenschutz nicht im Stich zu lassen. Es sei dringend notwendig, wirksame Pflanzenschutzmittel zu identifizieren und eine nationale Zulassung für den Einsatz gegen die Schilf-Glasflügelzikade zu beschleunigen.

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