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topplus Stellungnahme

Bringt die neue Düngeverordnung das Aus für Qualitätsgetreide?

Entgegen den Ergebnissen des JKI zur Wirkung der Düngeverordnung sagt Pflanzenbauberater Hansgeorg Schönberger, dass sich die strengen Düngeregeln sehr wohl auswirken.

Lesezeit: 5 Minuten

Weizen für den Export sollte mindestens 12,5 % Eiweiß, 40  ml Sedimentationswert und eine Fallzahl von 240 Sek. aufweisen. Diese Anforderungen konnte der in Deutschland produzierte Weizen in der Vergangenheit in der Regel gut erfüllen und hatte damit fast schon ein Alleinstellungsmerkmal für den Export.

Im Jahr 2014, also vor der Einführung der DüV, wurden in Deutschland fast 28 Mio. t Weizen geerntet. Da­­von wurden 8 Mio. t vermahlen und 10 Mio. t exportiert. Der Rest kam in den Futtertrog oder wurde industriell verwertet (z. B. Stärke, Alkohol).

Dieses Jahr sank die Weizenproduktion auf 18 Mio. t, woran auch die DüV einen Anteil hatte. Dadurch lassen sich nur noch 2 Mio. t exportieren, um gegen den Hunger auf der Welt vorzugehen.

Übersicht 1: Erträge, Proteingehalte, Proteinerträge und N-Entzüge im Korn in Winterweizen im Vergleich

DüV wirkt sich stark auf die Proteingehalte aus

Im Mittel der Jahre 2010 bis 2017 erreichte der Weizen 12,9 % Protein. Im Vergleich dazu wurden im Mittel der Jahre 2018 bis 2024 nur 12,2 % Protein gemessen. Das zeigen die Daten des Max Rubner-Instituts (s. Übersicht 1).

Das bedeutet: Der Proteingehalt in Deutschland ist nach Inkrafttreten der DüV um durchschnittlich 0,7 %-Punkte gesunken. In den letzten drei Jahren sanken die Proteingehalte sogar unter 12 % (0,5 % unter den Exportanforderungen). Am besten spiegelt aber der Proteinertrag das Dilemma wider, in dem wir uns befinden.

Gegenüber dem top-Jahr 2014 mit 893 kg/ha Protein ließen sich 2024 durchschnittlich nur noch 678 kg je ha Protein ernten. Das sogenannte Dänemark-Syndrom hat uns inzwischen also eingeholt.

Übersicht 2: Entwicklung der Weizenerträge

Zwischenfazit: Die Limitierung der Stickstoffdüngung durch die DüV hat bereits jetzt eklatante Auswirkungen auf die Proteingehalte.

Weniger Nmob aus dem Boden

Mittlerweile wirken sich die strengen Düngeregeln auch auf die Erträge aus. Dies wird sich künftig noch verstärken, weil die geringere Rücklieferung von Stickstoff aus den Ernterückständen der Vorfrucht die N-Nachlieferung aus dem Boden (Nmob) begrenzt.

So zeigen Versuche des Versuchsrings Ostholstein in Friedrichsthal, dass die N-Freisetzung aus dem Boden (Nmob) im Frühjahr in den Jahren ab 2018 im ­Vergleich zum Zeitraum von 2000 bis 2017 um durchschnittlich 27 kg/ha N abnahm. Im Durchschnitt wurden zwischen 2000 und 2017 unter Weizen nach Weizen 85 kg/ha N nachgeliefert, seit 2018 bis 2023 nur noch 58 kg/ha N.

Anders als Nmob haben die Nmin-Vorräte im Boden nach Winter kaum abgenommen und werden das auch nicht. Das ist nicht verwunderlich, wenn die N-Düngung auf den Entzug der Kultur ausgerichtet ist. Nmin bildet in diesem Fall die Stickstoffmenge ab, die als Reststickstoff im Boden bleibt und durch die Pflanze nicht aufgenommen wird. Der Wert kann nur dann stärker sinken, wenn Nitrat-N denitrifiziert wird.

Warum kommt das JKI zu ­anderen Ergebnissen?

Der Grund, warum das Julius Kühn-­Institut (JKI) in den Modellregionen (noch) keine Ertragsrückgänge durch die Vorgaben der DüV feststellen konnte, liegt in deren Auswahl. Laut JKI entspricht „eine Modellregion im räumlichen Zuschnitt einem Grundwasserkörper, der Nitratkonzentrationen von mehr als 50 oder 35 mg Nitrat je Liter mit steigender Tendenz an den Messstellen aufweist.“

Ausgewählt wurden demnach Regionen mit einem bislang im Vergleich zu den Entzügen schon höheren N-Input – sei es aus dem Boden oder durch (organische) Düngung. In diesem Fall ist es sogar von Vorteil, wenn weniger Stickstoff eingesetzt wird. Damit steigt zwangsläufig auch die N-Effizienz. Da­zu kommt, dass mit dem häufigeren Einsatz organischer Dünger dieser Modellbetriebe auch mehr Grundnährstoffe zugeführt werden, deren Mangel in reinen Ackerbaubetrieben oft ertragsbegrenzend wirkt.

Bei der Aussage des JKI, dass eine Herbstdüngung meist überflüssig sei, ist zu beachten, dass allein der N-Bedarf im Herbst für die Strohrotte der Vorfrucht schon bei 40 bis 60 kg/ha N liegt.

Insgesamt ist das größte Manko des Projekts aus meiner Sicht aber, dass sich die Auswertungen nur auf die Erträge beziehen, während Proteingehalte nicht diskutiert werden. Tatsächlich aber reagieren die Proteingehalte am stärksten auf die Restriktion der N-Düngung.

E M P F E H L U N G

So lassen sich Nitrat­einträge reduzieren

Diese Maßnahmen sind zu empfehlen:

  • Weil hohe Nitratwerte im Sickerwasser die Folge von Einträgen aus einer nicht bedarfsgerechten Düngung sein können, ist es wichtig, den N-Düngebedarf exakt zu berechnen. Zu berücksichtigen ist dabei auch die N-Freisetzung aus dem Boden.

  • Oft treten hohe Nitratwerte bei engen C/N-Ver­hältnissen im Boden auf. Durch die Messung des Humusgehaltes und der Bestimmung der C/N-Verhältnisse lässt sich die Düngung optimieren.

  • Problematisch ist eine verstärkte N-Freisetzung aus dem Boden, wenn die wachsende Kultur nur wenig Bedarf hat oder kein Aufwuchs vorhanden ist. Dann sollte man den Boden nicht tief lockern, um eine verstärkte N-Freisetzung aus den Ernterückständen der Vorfrucht zu vermeiden.

  • Tritt ein Mangel an anderen Nährstoffen auf, kann dies das Pflanzenwachstum und damit die N-Aufnahme hemmen. Sorgen Sie daher für eine ausreichende Grunddüngung. Zudem muss die Versorgung mit Spurenelementen gesichert sein.

  • Wichtig ist es auch, die Bestände möglichst gesund zu halten. Denn hohe Nitratwerte treten auch nach kranken, vorzeitig abreifenden Beständen auf, die das N-Angebot nicht nutzen können.

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