Verschärfungen im Düngerecht, Rote Gebiete und weitere Auflagen sorgen seit langem dafür, dass Landwirte mitunter längst nicht alles an Nährstoffe auf ihre Äcker ausbringen können, was die Bestände für eine optimale Entwicklung brauchen. Die Folge: Tendenziell sinkende Erträge und Backqualitäten, da der Eiweißgehalt im Weizen nun einmal unmittelbar mit dem Düngerangebot und gesunden Pflanzen zusammenhängt.
Bund: Annahme trifft nicht zu
Anscheinend ist dieser Zusammenhang für das Bundeslandwirtschaftsministerium aber doch nicht so klar. In ihrer Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD-Bundestagsfraktion weist die Bundesregierung jedenfalls einen Zusammenhang zwischen ihrer Politik und sinkenden Eiweißgehalten im Weizen zurück. Sie sagt: „Die Annahme, dass sinkende Qualitätsweizenanteile auf strengere Regeln bei Düngung und Pflanzenschutz zurückzuführen wären, trifft nicht zu.“
Interessanterweise räumt die Bundesregierung gleichzeitig ein, dass ihr keine Informationen darüber vorliegen, dass die dünge-bzw. pflanzenschutzrechtlichen Vorgaben Einfluss auf die Selbstversorgung mit Qualitätsweizen in diesem Jahr gehabt haben. Nach Auffassung des Bundes und letztlich des BMEL wirkten gerade bei der diesjährigen Ernte vielmehr vielfältige ungünstige Witterungsfaktoren, die ein gutes Ergebnis regional erschwert hätten. Für die Ampel letztlich ein Grund mehr, die Anstrengungen im Klimaschutz zu intensivieren.
Proteingehalte im Keller
Tatsächlich fielen die Proteingehalte im deutschen Weizen in diesem Jahr besonders schwach aus: Im Durchschnitt aller untersuchten Proben der diesjährigen Winterweichweizenernte aus dem Bundesgebiet wurden lediglich 11,4 % Rohproteingehalt festgestellt – 0,5 Prozentunkte weniger als im Vorjahr. (Vorjahr: 11,9). Spitzenreiter im Bundesdurchschnitt bleibt auch 2024 Thüringen mit einem Mittleren Gehalt von 12,3 % RP, was aber deutlich schlechter ist als die 13,3 % RP im Vorjahr. Das Schlusslicht bildet Nordrhein-Westfalen mit 10,3 %, allerdings nur knapp übertroffen von Niedersachsen mit 10,6 %.
Mühlen machen Politik verantwortlich
Für den Verband der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS) ist das wiederum nicht allein die Folge schlechten Wetters. VGMS-Geschäftsführer Dr. Peter Haarbeck gab gegenüber top agrar zu bedenken, dass in Deutschland vor nicht allzu langer Zeit noch 25 Mio. t Weizen geerntet wurde, wovon das meiste backfähig gewesen ist. Nun liege man bei 18 Mio. t und sehe viel Futterweizen.
Haarbeck beklagt, dass Deutschland zunehmend seinen Statuts als Qualitätsweizenland beispielsweise mit durch eine Düngeverordnung aufs Spiel setzt, die in weiten Gebieten keine bedarfsgerechte Düngung zulässt. „Die Erzeugung von Qualitätsweizen am Standort Deutschland kommt dadurch zunehmend unter Druck“, warnt der Mühlenvertreter. Dafür macht er jedenfalls die Politik verantwortlich. Nach Auffassung von Haarbeck gibt es auch bessere Möglichkeiten als eine starre Düngeverordnung, um das Grundwasser vor Nährstoffeinträgen zu schützen und gleichzeitig bedarfsgerechte Düngung zu ermöglichen.