Wolken, Sonne und immer wieder kräftige Regenschauer: Das Wetter beschert den Landwirten in diesem Jahr keine einfachen Bedingungen für die Getreideernte. „Aktuell nutzen die Bauern jede regenfreie Minute, um die Ernte von den Gerstenschlägen einzuholen“, berichtet Karsten Trunk, Präsident des Bauernverbandes Mecklenburg-Vorpommern.
Der Regen der vergangenen Tage brachte das Erntegeschehen immer wieder ins Stocken. Trotzdem zieht Trunk eine erste Bilanz: Die Wintergerste sei landesweit etwa zur Hälfte eingefahren. „Die Ergebnisse fallen regional sehr unterschiedlich aus. Je nachdem, ob es in der Region heftige Gewittergüsse gab oder Regengebiete strikt vorbeizogen, ernteten die Landwirte durchschnittliche bis leicht überdurchschnittliche Erträge.“
Raps macht Sorgen - Und wie wird der Weizen?
Mit Sorge blicken sie jedoch auf die als nächstes anstehende Rapsernte. „Ein massiver Schädlingsbefall seit dem Herbst lässt hier schlechte Erträge befürchten.“ Für ihre Hauptanbaukultur, den Winterweizen, hoffen die Landwirte im Nordosten auf einen guten Ertrag. „Hier ist es wichtig, dass nicht nur die Menge, sondern auch die Qualität stimmt“, betont der Bauernpräsident. Im vergangenen Jahr konnte ein großer Teil der Weizenernte nicht als Brotweizen, sondern nur als Futtergetreide verkauft werden.
In Mecklenburg-Vorpommern wird auf rund 526.500 ha Getreide angebaut. Die Fläche ist das fünfte Jahr in Folge gesunken. In einem Durchschnittsjahr werden in Mecklenburg-Vorpommern 3,7 Mio. t Getreide geerntet. In diesem Jahr wird der Gesamtertrag vermutlich etwas geringer ausfallen.
Übrigens: Die Herbstkulturen wie Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln, die zum jetzigen Zeitpunkt bereits gut entwickelt sind, profitieren von den aktuellen Regenfällen.
Landwirte brauchen effektive Auswahl an Wirkstoffen
Durch ungünstige Vegetationsbedingungen stieg 2024 aber der Unkraut- und Krankheitsdruck in fast allen Kulturen spürbar an, so Trunk weiter. Die Folge: Die Landwirte hatten einen höheren Aufwand in der Feldpflege und mussten mit Pflanzenschutzmitteln unter anderem pilzliche Krankheiten sowie Virusüberträger bekämpfen.
Einmal mehr habe sich hierbei gezeigt, dass den Landwirten immer weniger geeignete Mittel zur Verfügung stehen. Die Chance für Schädlinge schneller Resistenzen zu entwickeln steigt. „Landwirte brauchen eine breite Palette von Wirkstoffen, um ein gutes Resistenzmanagement durchführen zu können“, stellt der Bauernpräsident klar und zieht einen Vergleich zur Humanmedizin. Auch hier steht dem Arzt eine breite Auswahl an Antibiotika zur Verfügung, um verschiedene Bakterien ganz gezielt behandeln zu können.
In der Europäischen Union habe man diese Notwendigkeit erkannt und in diesem Jahr die geplante Verordnung zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) zurückgezogen. „Deutschland hingegen steht auf der Bremse und bedroht mit dem „Zukunftsprogramm Pflanzenschutz“ zunehmend den Anbau von Getreide und Ölfrüchten in Deutschland.
Sortenwahl und Pflanzenschutz gewinnen an Bedeutung
Für den Vorstandsvorsitzenden der Agrargenossenschaft Papendorf, Steven Hirschberg, hätte die Gerstenernte in diesem Jahr besser laufen können. Der Betrieb baut auf 185 ha Wintergerste an. „Anfang der Woche haben wir den letzten Gerstenschlag abgeerntet“, berichtet er. „Die Erträge und die Qualität stimmen mich aber nicht zufrieden.“
Die feuchte Witterung der vergangenen Wochen habe Pilzerkrankungen begünstigt. Die Wahl der richtigen Sorte und ein optimaler Einsatz von Pflanzenschutzmitteln habe seiner Meinung nach in diesem Jahr enorme Auswirkungen auf das Ernteergebnis gehabt. Die Erntepause nutzen der Agrargenossenschaft Papendorf derzeit für den zweiten Schnitt der Grünlandflächen und die Strohbergung.
Mit Blick auf die Raps- und Weizenernte hat Steven Hirschberg gedämpfte Erwartungen. Die Nachtfröste im April sowie der Regen der vergangenen Wochen hätten die Bestände in ihrer Entwicklung beeinträchtigt, so dass mit geringeren Erträgen und schlechterer Qualität zu rechnen ist.
Und so wird das Agrarwetter
Am Rande eines von Frankreich nach Dänemark ziehenden Tiefs wird aktuell feuchtwarme Mittelmeerluft herangeführt.
Heute wechselnd, teils stark bewölkt, dabei zeit- und gebietsweise kräftige Schauer und starke, teils auch schwere Gewitter, vor allem in der Osthälfte und im Alpenvorland mit Unwetterpotential durch heftigen Starkregen und Hagel. Höchstwerte im Nordwesten 17 bis 22 Grad, sonst 23 bis 29 Grad. Von örtlichen Sturmböen bei Gewittern abgesehen überwiegend schwacher bis mäßiger Wind aus unterschiedlichen Richtungen.
In der Nacht zum Samstag in der Osthälfte sowie im Alpenvorland zunächst weitere starke bis schwere Gewitter. Sonst einige Schauer und nur noch einzelne Gewitter, teils auch niederschlagsfrei. Abkühlung auf Tiefstwerte zwischen 19 Grad an der Oder und 9 Grad im westlichen Bergland.
Samstag
Am Samstag im Osten und Nordosten zunächst abziehender, teils noch gewittriger Regen. Sonst zunehmend wechselnde Bewölkung mit einzelnen Schauern und Gewittern. Höchstwerte 19 bis 24, in der Lausitz um 25 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus Südwest bis West, im Norden und Westen teilweise mit starken Böen.
In der Nacht zum Sonntag im äußersten Norden und im Nordseeumfeld noch Schauer, sonst aufklarend und weitegehend niederschlagsfrei. Abkühlung auf 15 bis 8 Grad.
Sonntag
Am Sonntag im Norden bei starker Bewölkung weitere Schauer oder schauerartiger Regen. Sonst meist heiter, gebietsweise wolkig und trocken. Nur an den Alpen geringe Schauer- und Gewitterneigung. Höchstwerte an der Nordsee um 18 Grad, sonst 22 bis 27 Grad. An der Nordseeküste stürmische Böen aus Südwest, sonst meist schwacher bis mäßiger, im Nordwesten in Böen auffrischender Südwestwind.
In der Nacht zum Montag gering bewölkt oder klar und niederschlagsfrei. Tiefstwerte 16 bis 8 Grad.
Montag, 15. Juli
Am Montag zunächst verbreitet sonnig und trocken. Ab Nachmittag im Südwesten, am Abend auch im Westen und Süden Deutschlands aufziehende kräftige Gewitter mit Starkregen sowie anfangs Sturmböen und Hagel. Unwetter möglich. Höchstwerte im Norden und Nordwesten 24 bis 28, sonst 28 bis 32 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus Ost bis Süd.
In der Nacht zum Dienstag in den Nordosten und Südosten ausweitende Schauer und Gewitter, später in kräftige Regenfälle übergehend. Ausgangs der Nacht im Westen auflockernde Bewölkung und niederschlagsfrei. Tiefstwerte 19 bis 13 Grad.
Dienstag
Am Dienstag wechselnd bewölkt mit Aufheiterungen und im Südosten, Osten und Nordosten, abends auch im äußersten Nordwesten, örtlich Schauer oder Gewitter, teils mit stürmischen Böen, Starkregen und Hagel. Höchstwerte im Nordwesten 21 bis 25, sonst 26 bis 29 Grad. Schwacher bis mäßiger, im Norden auch frischer Wind um West.
In der Nacht zum Mittwoch im Norden noch einzelne Schauer und kaum noch Gewitter. Sonst wolkig bis klar und meist trocken. Tiefstwerte 16 bis 9 Grad.
Mittwoch
Am Mittwoch meist heiter, örtlich auch wolkig. Im äußersten Norden sowie im Alpenraum einzelne Schauer oder Gewitter, sonst trocken. Höchstwerte zwischen 21 Grad an der Nordsee und 29 Grad im Südosten. Schwacher bis mäßiger Wind aus West, im Süden aus Nordost.
In der Nacht zum Donnerstag Tiefstwerte 16 bis 10 Grad.
Donnerstag
Am Donnerstag überwiegend sonnig, im Norden auch mal wolkig und meist trocken. Sehr warm bis heiß mit Höchstwerten zwischen 25 Grad im Norden und 31 Grad örtlich in Bayern und in der Lausitz. Tiefstwerte nachts 17 bis 12 Grad. Schwacher bis mäßiger Wind aus unterschiedlichen Richtungen.
Trendprognose vom 19. bis 21. Juli 2024
Von Freitag bis Sonntag teils sonnig, teils wolkig und vor allem im Nordwesten sowie im süddeutschen Bergland einzelne Schauer oder Gewitter. Temperaturen im sommerlichen Bereich zwischen 25 und 31 Grad, an der See um 22 Grad. Nachts oft recht mild mit Werten um etwa 15 Grad. Meist schwacher Wind, in der Regel aus westlichen Richtungen.