Zurzeit sind auf vielen Kartoffelflächen deutliche Auflaufprobleme zu beobachten, wie stark verzettelter Auflauf und Fehlstellen bis hin zu Totalausfällen.
Die Gründe dafür sind vielschichtig: Witterungsbedingt sehr späte Pflanzungen, physiologisch altes und stark gekeimtes Pflanzgut, das abgekeimt wurde oder bei dem die Keime beim Pflanzen abbrachen.
Die lange Liegedauer der Knollen in kühlen, nassen Böden förderte zudem Rhizoctonia, Fusarium sowie Nass- und Braunfäulen. Bei Staunässe unter anaeroben Bedingungen können sich die Nassfäuleerreger besonders gut entwickeln, dann verfaulen die Knollen schon im Feld.
Unter schwierigen Bodenbedingungen können obendrein noch die Beizmittel den Auflauf beeinträchtigen. Auch zeigte Kühlhausware deutlich mehr Probleme beim Auflaufen als angewärmtes Pflanzgut. Teilweise stellt sich sogar die Frage, ob besonders stark betroffene Flächen umgebrochen werden müssen. Wenden Sie sich in diesem Fall bitte an Ihren Regionalberater vor Ort.
Um zu klären, ob die Auflaufprobleme durch eine mangelhafte Pflanzgutqualität verursacht wurden, können Pflanzgutrückstellproben in Diagnoselaboren auf mögliche Schaderreger untersucht werden. Wenden Sie sich bitte auch dazu vorab an Ihren Regionalberater. Achten Sie darauf, dass schon gepflanzte Knollen nicht sinnvoll untersucht werden können, da kein klarer Nachweis erfolgen kann, ob das Pflanzgut vorbelastet war oder ob die Symptome Ursache einer Bodeninfektion sind.
Fraßschäden durch Kartoffelwanzen
Kürzlich traten auf einer Kartoffelfläche virusähnliche Symptome auf, die von Kartoffelwanzen verursacht wurden. Die saugenden Insekten wandern von angrenzenden Bäumen und Sträuchern in die Kartoffelflächen ein.
Beim Anstechen der Blätter übertragen sie zellgiftigen Speichel, wodurch folgende Schadsymptome entstehen: zunächst punktförmige, gelb-rötliche Saugflecken, die sich später braun verfärben. Das angestochene Blattgewebe stirbt ab und reißt unregelmäßig auf. Zum Teil entstehen größere Löcher, weil nekrotische Bestandteile herausfallen.
Besonders das Kräuseln der Fiederblätter ähnelt den Symptomen einer A- oder M-Mosaik-Virusinfektion. Auch ein Absterben der Triebspitzen ist möglich, wodurch zusätzliche Seitentriebe gebildet werden, die zum Verbuschen der Pflanzen führen.
In vielen Bundesländern, wie z.B. in Nordrhein-Westfalen, hielt sich das Ausmaß des Schädlings in der Vergangenheit in Grenzen. Ein bekämpfungswürdiger Befall beschränkt sich auf Einzelsituationen und -jahre. Hier die Erkennungsmerkmale von Kartoffelwanzen:
- maximale Größe: 6 bis 7 mm (schlanke Körperform)
- zwei schwarze Punkte auf dem Halsschild
- schmutzig-gelbgrüne Flügelfärbung
- schreckhaft (schwierig auf Kartoffelpflanzen zu erkennen, reagieren bereits auf Schattenwurf)
- weitere Wirtspflanzen: z.B. Kohl, Zuckerrüben, Möhren und Erdbeeren
Empfehlung: Falls ein bekämpfungswürdiger Befall auftritt, kann z.B. mit Karate Zeon (Lambda-Cyhalothrin-haltige Mittel mit Indikation gegen saugende Insekten) behandelt werden. Eine gezielte Bekämpfung sollte sich auf Starkbefall und befallene Bereiche beschränken. Vorbeugende Maßnahmen sind derzeit nicht bekannt.