Dieser Kommentar von Wochenblatt-Redakteurin Katja Stückemann ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Auch wenn gerade Wahlkampf ist. Die Farbe rot hat an dieser Stelle nichts mit meiner politischen Gesinnung zu tun. Es geht um messbare Fakten, um die Klimakrise, die Erderwärmung. Prof. Ed Hawkins von der University of Reading in England hat die Temperaturveränderungen der vergangenen 170 Jahre für verschiedene Länder und Regionen und – wie unten abgebildet – für die globale Durchschnittstemperatur visualisiert. Je dunkler blau die Streifen sind, desto mehr weicht die Temperatur im jeweiligen Jahr vom Temperaturdurchschnitt der Jahre 1960 bis 2010 nach unten ab. Es war also kälter. Je dunkler rot die Streifen, desto wärmer war es im Vergleich zum Basiszeitraum. Die Abbildung zeigt ganz klar: Es wird sehr schnell wärmer auf der Erde.
„Besondere“ Wetterereignisse nehmen zu
Die Auswirkungen sind nur allzu deutlich: Die Zahl der „besonderen“ Wetterereignisse nimmt zu. Natürlich gab es schon immer Dürren, Hitzeperioden und Waldbrände, Starkregen, Überschwemmungen und Stürme. Doch die Ereignisse werden häufiger und heftiger.
Das Wissen um Ursachen dieser Entwicklung, um den Treibhausgaseffekt und den menschlichen Anteil daran ist nicht neu. Erste Ideen dazu gab es schon um 1900. Erste Warnungen sprachen Wissenschaftler in den 1960er-Jahren aus. Heute stimmen mindestens 97 % der Klimaforscher darin überein, dass der Mensch die globale Erwärmung und den Klimawandel verursacht.
Trotz der hohen Brisanz und der wissenschaftlichen Fakten gibt es immer noch Menschen, die wenn auch nicht den Klimawandel an sich, so doch zumindest den Anteil des Menschen und die furchtbaren Auswirkungen bestreiten. In jüngster Zeit scheint es sogar wieder mehr dieser Stimmen zu geben. Da braucht es keinen Blick in die USA. Auch in Deutschland gibt es Zweifler: in vielen Familien, vermutlich in fast jedem Bekanntenkreis und, besonders fatal, öffentlich in der Politik.
Vorwurf der einseitigen Berichterstattung
Unsere Redaktion erreichen nicht oft, aber doch immer wieder Briefe von Lesern, die uns ihre Argumente gegen den menschlichen Anteil am Klimawandel liefern. Die uns vorwerfen, wir würden einseitig berichten und der Gegenseite keine Stimme geben. Jüngst konnten wir in sehr freundlichem Ton lesen, dass wir Redakteure von unseren Chefs bestochen oder unter Druck gesetzt seien, damit wir an den „Klima-Lügen“ festhalten.
Auch deshalb haben wir das Thema „Klimawandel noch einmal umfassend aufgegriffen. Wir werfen einen wissenschaftlichen Blick auf die Zusammenhänge, erklären aber auch, wieso so viele Mythen im Umlauf sind.
Zum Schluss seien Sie gewiss: Weder zu diesen Sätzen noch zu den weiteren Texten hat mich und meine Kollegen etwas anderes gezwungen als das Vertrauen in die Wissenschaft und in faktenbasierte Entscheidungen.