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Wahlkampf

Ökonom Edenhofer: "Manche tun so, als gehöre Klimaschutz zum Luxusgedöns"

Der Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer ist überzeugt, dass der Klimawandel in Zukunft gigantische Schäden und Kosten verursachen wird. Im Wahlkampf vermisst er Weitblick.

Lesezeit: 3 Minuten

Mit Blick auf das Reißen der 1,5-Grad-Grenze bei der Erderwärmung hat Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer eine Klima-Ignoranz im Bundestagswahlkampf beklagt. "Manche tun so, als gehöre Klimaschutz zum Luxusgedöns nach dem Motto: Wenn wir politisch nix mehr zu tun haben, wenn die Wirtschaft wieder richtig brummt, dann machen wir mal wieder Klimapolitik", sagte Edenhofer im Gespräch mit der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ).

"Wir reden - sehr zu Recht - über die Schwierigkeiten der Klimawende. Aber wir reden überhaupt nicht mehr darüber, was ein ungebremster Klimawandel kostet."

Gigantische Schäden erwarten uns

Laut dem EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus waren die Temperaturen im vergangenen Jahr erstmals um 1,5 Grad höher als vor der Industrialisierung. Die Tatsache, dass der ungebremste Klimawandel längst massivste Schäden hervorrufe, die immer gigantischer würden, "ist auch in diesem Bundestagswahlkampf irgendwie in Vergessenheit geraten", konstatierte Edenhofer, der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Dabei sei ein Produktionseinbruch um 20 % binnen 25 Jahren gegenüber einer Welt ohne Schäden absehbar. "Die Schäden des Klimawandels werden bis 2050 sechsmal so hoch liegen wie die Kosten des Klimaschutzes", sagte er.

Union wirbt mit weniger Klimaschutz

Edenhofer reagierte mit seiner Kritik insbesondere auf die Ankündigungen der Union, bei einem Wahlsieg das EU-Verbrennerverbot und das Heizungsgesetz zurücknehmen zu wollen. "Es gibt einen Konservativismus, der vor allem erzählt, wie wunderbar es in der Vergangenheit war. Für mich ist Nostalgie die Sehnsucht nach einem Ort, an dem wir nie gewesen sind", sagte Edenhofer der "NOZ".

"So ein Konservatismus wird uns nicht helfen, der wird uns in den Abgrund führen." Sein Ansatz für eine konservative Klimapolitik: "Wer viel verändern will, muss den Leuten sagen, was bewahrt wird. Die Menschen können Veränderungen nur dann akzeptieren, wenn sie nicht das Gefühl haben, ihnen werde der Boden unter den Füßen weggezogen. Das ist das Gegenteil davon, zu sagen, alles wird rückabgewickelt, und damit die Illusion zu erzeugen, es könnte so werden, wie es nie war."

Deutschland komme nur in der Zukunft an, wenn es sich neu erfinde. "Die Politik kann die Menschen nur mitnehmen, wenn sie ihnen sagt, was bleibt, was bewahrt wird, und dass Klimaschutz kein hirnloses In-die-Zukunft-Irren ist", sagte der Forscher und Institutsdirektor. "Es werden immer Fehler gemacht. Aber die Transformation ist nicht durch die Grünen induziert, sondern durch neue weltwirtschaftliche Entwicklungen, geopolitische Verschiebungen, und natürlich durch die Erderhitzung."

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