Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im "Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben".
Von Pflugsaat bis Direktsaat ist alles möglich und in der Praxis kann man zu jedem Verfahren Beispiele für gutes und schlechtes Gelingen finden.
Funktionierende Direktsaat
Die Direktsaat fußt darauf, dass der Boden über Jahre in einen Zustand gebracht wurde, in dem er gefestigt, aber dennoch durchgängig für Wasser und Wurzeln ist. Ist es gelungen, das Stroh gut zu verteilen und Bodenverdichtungen bei der Ernte zu vermeiden, sind die Grundvoraussetzungen für eine Direktsaat erfüllt. Nun ist abzuschätzen, ob man mit Ungräsern und/oder Schnecken in diesem System fertig wird.
Ungräser sicher im Griff
Der Auflauf von Ungräsern ist in der Direktsaat nicht zwangsläufig höher als in Verfahren mit vorheriger Bodenbearbeitung. In den ersten sechs bis acht Wochen nach dem Samenfall keimen nur 1 bis 2% der Samen. In der weiteren Vegetation bis zum Winter steigt der Anteil auf 10 bis 20%. Ob dem Herr zu werden ist, hängt von der produzierten Samenmenge ab. Sind zehn Ackerfuchsschwanzähren/m² zur Samenreife gekommen, kann man grob mit 1000 keimfähigen Samen kalkulieren, von denen im Raps 100 bis 200 auskeimen. Damit lässt sich umgehen. Gegebenenfalls sind 500 bis 1000 Pflanzen noch zu bewältigen. Darüber hinaus wird es immer unwahrscheinlicher, dass sich Ackerfuchsschwanz im Raps reduzieren lässt. Voraussetzung dafür ist, dass Herbizide mit Blattwirkung noch wirksam sind bzw. eingesetzt werden dürfen.
Strategie mit Herbiziden
Wird Raps in die Getreidestoppel geschlitzt, muss gewährleistet sein, dass ein Glyphosat-haltiges Produkt vorhandene Ungräser vor der Saat ausschalten kann. Dies ist in Wasser-/Heilquellenschutzgebieten nicht der Fall.
Des Weiteren braucht es ein noch wirksames Blattherbizid, das die erste Auflaufwelle in der Kultur bekämpfen kann. In der Regel sind Clethodim-haltige Produkte wie etwa Select 240 EC noch wirksam.
Ist das nicht der Fall, sind die Ungräser zum Einsatz von Propyzamid-haltigen Präparaten, wie etwa Kerb flo, zu groß. Durch Vorlage von Metazachlor-haltigen Produkten wie Fuego im Vorauflauf lässt sich der Auflauf reduzieren, aber selten ausreichend beseitigen.
Wenn Ungräser in der Direktsaat in den Griff zu bekommen sind, stellt sich noch die Frage, ob dies auch für Schnecken gilt. Auch in weniger kritischen Jahren konnte der auflaufende Raps nicht immer ausreichend geschützt werden.
Oder doch pflügen?
Gehen wir ins gegenteilige System. Der Boden wird gepflügt. Ob kurz nach der Ernte der Vorkultur oder kurz vor der Rapssaat hängt von den Zielen ab. Soll über ein falsches Saatbett Ungras und Altraps bekämpft werden, sollte das falsche Saatbett so früh wie möglich angelegt werden. Der Aufwuchs wird kurz vor der Rapssaat chemisch oder mechanisch beseitigt.
Geht es vor allem darum, die frische Saat vor Schnecken zu schützen, ist es von Vorteil, die Weichtiere kurz vor Saat auf den Kopf zu stellen und Kriechwege durch eine gute Rückverfestigung zu verbauen. Das System, das der Pflug in Sichtweite des Säschleppers läuft, bietet unter trockenen wie nassen Verhältnissen die Gewähr, die Saat gut in den Boden zu bekommen.
Ob sich die Saat gut entwickelt, hängt von nachfolgenden Niederschlägen ab. Starkniederschläge kurz nach dem Drillen können besonders in Pflugsaaten zu Verschlämmung und Erosion führen.
Also doch der Mittelweg? Stoppelbearbeitung nach Bedarf. Zwei, eventuell auch drei Bearbeitungsgänge. Zu Beginn eher flach, damit man, falls es zwischendurch ergiebig regnet, noch unter die Schwammschicht kommt. Kurz vor der Saat dann so tief, wie Bodenverdichtungen dies erfordern.
Weitere mögliche Effekte
Die Bodenbearbeitung stört Schnecken und Mäuse, verteilt die stickstoffbindenden Spreu- und Strohreste im Oberboden. Gleichzeitig bleibt über Erntereste und die streifenweise Bearbeitung eine gewisse Stabilität des Bodens erhalten. Ausgefallener Ungrassamen wird in den Boden eingearbeitet und verfällt dann, zu einem großen Teil, in die sekundäre Keimruhe. Wie beim Sparbuch wird was für spätere Jahre zurückgelegt. Andererseits wird aber auch Samen, der schon länger im Boden gelegen hat, zum Keimen angeregt. Bei der Frage nach dem vorzüglichen Verfahren sollte die sichere Etablierung eines gleichmäßigen Rapsbestandes, der auch in tiefere Bodenschichten wurzeln kann, die höchste Priorität haben.
Sonderfall: Mulcher und/oder Strohstriegel
Versuche in Schleswig-Holstein haben gezeigt, dass mithilfe von Strohstriegeln deutlich mehr frisch ausgefallene Ackerfuchsschwanzsamen zum Auflaufen gebracht werden konnten als durch Einsatz einer flach eingestellten Scheibenegge. Letztlich lag aber auch die Keimrate nach Strohstriegel im einstelligen Prozentbereich. Der Vorteil liegt eher darin, dass die Strohrotte vorangetrieben werden kann, ohne dass Ungrassamen in tiefere Bodenschichten eingearbeitet wird. Bei langem Stroh bietet sich ein vorheriger Mulchgang an. Schnecken und Mäuse werden, nach Berichten von Praktikern, durch mehrmaliges Striegeln dezimiert. Für eine Saatbettbereitung sind zwei bis drei Striegelgänge erforderlich.