Unser Autor: Ulrich Lehrke, LWK Niedersachsen
Trotz der hohen Ertragsrisiken beim Raps, welche u. a. auf schlechte Witterungsbedingungen oder die Restriktionen der Düngeverordnung (DüV) zurückzuführen sind, setzen viele Landwirte nach wie vor auf den Anbau der gelb blühenden Pflanze. Denn die Aussaatfläche blieb in 2024 im Vergleich zu den Vorjahren relativ konstant bei 1 Mio. ha. Die Rapserträge konnten im letzten Jahr zwar oft nicht überzeugen, jedoch besteht bei vielen Anbauern die Hoffnung auf gute Marktaussichten für die kommende Saison. In den nächsten Jahren lässt sich sogar mit einer Zunahme des Rapsanbaus rechnen, z. B. aufgrund des beginnenden Wegfalls von Biogasanlagen und dem damit rückläufigen Maisanbau.
Nichtsdestotrotz machen die Düngevorgaben mit der fachlich nicht zu vertretenden Begrenzung der Stickstoffdüngung (N) den erfolgreichen Rapsanbau zu einer großen Herausforderung. Denn eine ausreichende Nährstoffversorgung wird auch in diesem Frühjahr nicht überall möglich sein. Vor allem die volle Anrechenbarkeit der Herbstdüngung lässt sich besonders bei schwacher Pflanzenentwicklung nur selten kompensieren. Die zusätzlichen Begrenzungen der Düngung, in den von einigen Ländern deutlich ausgeweiteten Roten Gebieten, wird darüber hinaus noch höhere Ertragsverluste nach sich ziehen.
Düngebedarfsermittlung muss auch im Raps sein
Den maximalen Rahmen der Stickstoffdüngung müssen Sie durch die Berechnung des Bedarfswertes auf Grundlage der DüV ermitteln. Der N-Bedarfswert für Raps beträgt 200 kg N/ha. Die Basis für die Düngeplanung bei Phosphat (P), die ebenfalls verpflichtend durchgeführt werden muss, ist die Abfuhr sowie die Empfehlung zur P-Düngung in den einzelnen Ländern, in Abhängigkeit vom Nährstoffgehalt im Boden.
Zur Anpassung des N-Bedarfswertes ist der durchschnittliche Ertrag des Betriebes der letzten fünf Jahre heranzuziehen. Sie dürfen den Bedarfswert erhöhen, wenn der Ertrag den Basiswert von 40 dt/ha überschreitet. Je 5 dt/ha Mehrertrag steigt der Bedarfswert um 10 kg N/ha an. Im Umkehrschluss ist jedoch der Bedarf um 15 kg/ha bei 5 dt/ha Minderertrag zu reduzieren. Durch die schlechten Ernten in den letzten Jahren sind inzwischen viele Betriebe im Durchschnitt unter den Standardertrag von 40 dt/ha gerutscht. Die Übersicht 1 zeigt ein Beispiel für die Berechnung des Düngebedarfes.
Nmin-Wert vor der Rapsdüngung ermitteln
Im Gegensatz zu anderen Kulturen spielt der Nmin-Wert im Rapsanbau eine weniger wichtige Rolle. Raps nimmt den Stickstoff aus dem Herbst meist vollständig auf. Dies ist auch in diesem Jahr zu erwarten, denn die meisten Bestände haben sich aufgrund der milden Herbstwitterung und der guten Feldaufgänge sehr gut über Winter entwickelt. Die Nmin-Werte schwanken daher in den meisten Fällen (auch nach erfolgter Herbstdüngung) zwischen 10 – 30 kg/ha (0 – 90 cm). Nur dort, wo sich der Raps nicht optimal entwickeln konnte sowie auf Standorten mit sehr hohem Nachlieferungspotenzial, sind höhere Nmin-Werte zu erwarten.
Um die Düngung richtig zu bemessen, ist es wichtig, im Betrieb eigene Nmin-Werte zu ziehen. Der Landwirt hat – unabhängig vom Resultat – das freie Wahlrecht, auf welche Werte er in der Düngebedarfsermittlung zurückgreift. In den Roten Gebieten müssen Sie jedoch auf allen Schlägen eigene Werte ermittelt. Schläge auf vergleichbaren Standorten und nach gleicher Vorfrucht darf man zu Schlageinheiten zusammenfassen.
Auswuchsmengenmessung im Raps
Als eine alternative Methode zur N-Bedarfsermittlung hat sich die Aufwuchsmengenmessung etabliert. Untersuchungen haben gezeigt, dass üppige Rapsbestände im Frühjahr einen geringeren Düngebedarf haben. Hierzu müssen Sie den Frischmasseaufwuchs bestimmen. Dies kann durch wiegen oder durch eine optische Messung mithilfe von Kameras (z. B. über AT Farm von Yara), Sensoren oder Satellitenbilder erfolgen. Bei einer überdurchschnittlichen Rapsentwicklung von etwa 2 – 2,5 kg/m2 Aufwuchs sind etwa 100 – 125 kg N/ha in der Blattmasse gebunden. Dieser Wert ist um den mittleren Gehalt eines normalen Bestandes von etwa 50 kg/ha zu reduzieren. Von der Differenz können auf Grundlage dieser Methode 70 % – also etwa 30 – 50 kg/ha – vom Bedarfswert im Frühjahr abgezogen werden. Dies entspricht etwa der Höhe einer Herbstdüngung. Als untere Grenze wird eine Düngung von etwa 120 kg N/ha angesetzt, die Sie nur in Ausnahmen unterschreiten sollten. Ein Bestand, der in Folge einer guten Bestandsetablierung und gefördert durch eine Herbstdüngung eine entsprechend gute Entwicklung vollzogen hat, dürfte daher mit dem berechneten Bedarfswert von etwa 130 kg N/ha zurechtkommen.
Problematisch sind jedoch Rapsbestände, die trotz einer Herbstdüngung, aufgrund später Saat oder ungünstiger Witterung, nur schlecht entwickelt in das Frühjahr starten. Hier wären auf Basis der Aufwuchsmengenmessung bei schlechter Pflanzenentwicklung von etwa nur 0,5 kg/m2 Frischmasse Zuschläge von etwa 10 – 20 kg/ha erforderlich. Diese sind jedoch nach Düngerecht nicht mehr erlaubt. Ein Abschlag für die Herbstdüngung – wie vorgeschrieben – wird daher Ertragsverluste nach sich ziehen.
Organische Düngung im Raps so früh wie möglich
Viele Betriebe setzen im Raps im Frühjahr organische Dünger ein, um die Kosten zu begrenzen. Ein Vorteil organischer Dünger ist, dass diese den Bestand nicht nur mit Stickstoff, sondern auch mit anderen Makro- und Mikronährstoffen versorgen. Aufgrund des hohen Nährstoffbedarfs des Rapses empfiehlt sich der Einsatz schnellverfügbarer flüssiger Wirtschaftsdünger. In der Düngeverordnung wird bei Gärresten und Rindergülle sowie HTK eine Mindestwirksamkeit von 60 % gefordert (bezogen auf den Gesamt N-Gehalt des Wirtschaftsdüngers), bei Schweinegülle sogar 70 %. Diese Werte werden jedoch in Versuchen vor allem unter trockenen Bedingungen nicht erreicht.
Je früher die Ausbringung möglich ist, desto mehr Zeit bleibt für die Umsetzung des organisch gebundenen Stickstoffes und umso höher ist dann auch die N-Ausnutzung. Auch eine Kombination aus organischer und mineralischer Düngung kann die Wirkung deutlich verbessern. Es empfiehlt sich allerdings, den Gesamt-N-Einsatz bei dieser Kombination auf etwa 100 bis 120 kg/ha zu begrenzen.
Die aktuelle Düngeverordnung erlaubt jedoch keine Düngung auf Frost bzw. auf morgendlich gefrorene Böden. Diese Auflage erschwert die fristgerechte Düngung besonders auf den schweren Böden und verlangt von den Lohnunternehmen eine hohe Schlagkraft.
Da der Raps bereits Ende März einen sehr hohen Nährstoffbedarf hat, ist eine Düngung mit Wirtschaftsdüngern im April nicht mehr sinnvoll. Ist die Ausbringung aufgrund der Witterung nicht möglich, sollte die gesamte Düngung vorzugsweise mineralisch erfolgen, um N-Verluste zu vermeiden.
Kann die Organik passend ausgebracht werden, erfolgt zu Beginn der Vegetation ab Ende Februar die mineralische Ergänzungsdüngung. Bei guter Rapsentwicklung ist die verbleibende N-Menge möglichst in zwei Gaben aufzuteilen. Bei schwacher Entwicklung kann es sinnvoll sein, den verbleibenden Rest in einer Gabe auszubringen.
Schwefel im Raps zeitig düngen
Neben Stickstoff hat vor allem der Schwefel als weiterer Hauptnährstoff im Raps eine wichtige Funktion. Schwefelmangel kann die Effizienz der N-Düngung erheblich mindern. Raps hat bekanntlich eine sehr hohe Schwefelaufnahme (S) von 60 bis 70 kg S/ha. Um zu prüfen, ob eine Düngung notwendig ist, empfiehlt sich eine Smin-Analyse (0 – 60 cm) in Verbindung mit der Nmin-Analyse.
Der Sollwert für die Schwefeldüngung beträgt 60 kg S/ha. Die Differenz vom Sollwert sollte mineralisch mit gut löslichen Düngern ergänzt werden. Sofern keine Informationen zur Bodenversorgung vorliegen, kann man eine mittlere Gabe von 30 bis 40 kg/ha Schwefel einplanen.
Gut geeignet sind unter anderem SSA (21 % N; 24 % S); ASS (26 % N; 13 % S) oder auch Piamon (33 % N; 12 % S). Bei dem Einsatz von SSA kann nach einer Startgabe von 2 bis 2,5 dt/ha die fehlende Stickstoffmenge nach etwa 14 Tagen in einer weiteren Teilgabe erfolgen, um eine dritte Überfahrt zu vermeiden.
Eine Blattdüngung mit Bittersalz deckt den hohen Bedarf nur in Ausnahmefällen. Schwefel in elementarer Form eignet sich nicht, da die Umsetzung erst über den Boden erfolgen muss. Wichtig ist ebenfalls die Ergänzung der organischen Düngung mit einem mineralischen S-Dünger, da der geringe Schwefelgehalt hier organisch gebunden ist. Für die S-Düngung gilt dasselbe, wie für die N-Düngung: je früher, desto besser. ▶
Aktuelle Empfehlungen für die N-Gaben im Raps
In diesem Frühjahr sind die Rapsbestände vergleichsweise gut und auch gleichmäßig entwickelt. Eine zu frühe und überzogene Andüngung ist daher nicht erforderlich. Nur in wenigen Ausnahmen, insbesondere dort, wo der Raps unter staunassen Bedingungen nur zögerlich gewachsen ist, sollte eine frühe und hohe Düngung bereits ab Ende Februar erfolgen.
Im Grundsatz wird bei einer reinen mineralischen Düngung eine Zwei-Gaben-Strategie empfohlen. Als Standard gilt eine erste Gabe von 130 kg/ha abzüglich Nmin etwa ab Ende Februar beim Einsetzen der Vegetation. Bei sehr guter Rapsentwicklung ist jedoch eine eher verhaltene Andüngung ratsam (100 kg je ha abzüglich Nmin), um ein Überwachsen der Bestände zu vermeiden. Die verbleibende Stickstoffgabe können Sie dann bis etwa Mitte März ausbringen. Durch den frühen Vegetationsbeginn des Rapses hat eine spätere Düngung häufig Nachteile. Kann die Düngung erst ab Mitte März erfolgen, ist in diesem Falle eine einmalige Gabe sinnvoll.
Unter sehr trockenen Bedingungen hat sich in den letzten Jahren zusätzlich eine Blattdüngung in Verbindung mit der Blütenbehandlung als vorteilhaft erwiesen. Mit 30 bis 50 l/ha AHL werden etwa 10 – 20 kg N/ha gedüngt. Diese Menge müssen Sie jedoch bei der Düngeplanung berücksichtigen. Eine Aufteilung in drei Gaben hat sich in Versuchen nicht als ertragssteigernd gezeigt.
N-Form bei der Rapsdüngung beachten
Um dem frühen N-Bedarf gerecht zu werden, kann es vor allem auf schweren und trägen Böden sinnvoll sein, die Düngerform darauf abzustellen. Dünger mit hohen Nitratanteilen wie ASS oder Sulfan zeigten sich in Versuchen als vorteilhaft. Eine Startgabe mit SSA (Ammonium) können Sie auch zeitnah (nach 10 bis 14 Tagen) mit einer abschließenden KAS-Gabe kombinieren.
In normal entwickelten Beständen bietet sich der Einsatz von Harnstoff mit Ureasehemmer an. Der Einsatz von stabilisierten Düngern sollte unterbleiben, da der Stickstoff früh gebraucht wird. N-Verluste lassen sich unter Raps auch bei früher Düngung selbst auf Sandböden nicht erwarten.
Bringen Beisaaten mit Leguminosen zusätzlichen Stickstoff in den Raps?
Aufgrund der starken Reglementierung der N-Düngung im Raps wurde im letzten Herbst vermehrt eine Beisaat mit Leguminosen durchgeführt. Diese sollen die Herbstdüngung ersetzen und zusätzlich auch den Düngebedarf im Frühjahr senken. Gleichzeitig erhofft man sich davon positive Nebenwirkungen auf die Notwendigkeit von Insektizid- und Herbizidanwendungen. Als Beisaat wurden vermehrt kleinkörnige Leguminosen wie Alexandrinerklee und Bockshornklee eingesetzt. Vereinzelt kamen jedoch auch grobkörnige Leguminosen – unter anderem Ackerbohnen oder Wicken – zur Aussaat.
Erste Versuche zeigen, dass eine messbare Stickstoffwirkung anhand des Nmin-Gehaltes im Frühjahr vor allem von den grobkörnigen Leguminosen zu erwarten ist. Daher ist bei der Aussaat von Beisaatmischungen in jedem Fall zunächst eine Nmin-Beprobung anzuraten. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass nach einer guten Herbstentwicklung eine weitere Nachlieferung aus der N-Bindung der Leguminosen von etwa 10 bis 30 kg N/ha eintritt. Entsprechende Messungen liegen nach dem Anbau von Mischungen im Zwischenfruchtanbau vor.
Grundnährstoffversorgung im Raps absichern
Raps hat vor allem einen hohen Kalibedarf. Die Kaliaufnahme beträgt etwa 220 kg/ha. Davon können Sie die Nährstoffgehalte der Erntereste aus den Vorfrüchten (Stroh ca. 40 bis 80 kg/ha) sowie den Nährstoffgehalt der organischen Dünger abziehen. Die Kalidüngung sollte spätestens im März erfolgt sein, da eine ausreichende Kaliversorgung besonders bei einsetzender Trockenheit wichtig ist. Gut geeignet ist Kornkali, da er neben Natrium auch Magnesium enthält.
Zudem hat Magnesium im Raps eine große Bedeutung. Der Düngebedarf liegt bei etwa 50 kg/ha MgO. Kalkdünger decken den Bedarf. Der Anteil im Kornkali reicht alleine nicht aus. Bei Bedarf empfiehlt sich daher eine Düngung mit Kieserit (1,5 bis 2 dt/ha) als Startgabe. Damit ist auch der Schwefelbedarf gedeckt.
Der Raps reagiert kaum auf eine P-Düngung im Frühjahr. Die Düngung ist aufgrund der hohen Kosten nur bei einem schlecht entwickelten Bestand mit einer geringen Startgabe zu empfehlen (1 bis 1,5 dt je ha DAP u. a.). Die Phosphatdüngung sollte sich an der Abfuhr orientieren. Dabei können Sie meist auch die nachfolgende Frucht – häufig Weizen – mit einberechnen. Der Raps nimmt 1,8 kg/dt Phosphat auf. Bei durchschnittlichen Erträgen dementsprechend etwa 70 kg P2O5/ha. In Summe ist im Raps die Gehaltsklasse C mit etwa 140 kg/ha Phosphat anzustreben. Die über die Organik zugeführte Phosphatgabe ist zu 100 % anrechenbar.
Raps hat Hunger auf Spurennährstoffe
Vor allem auf leichten und flachgründigen Böden muss auch eine ausreichende Spurennährstoffversorgung erfolgen. Vielfach wird inzwischen bereits im Herbst Bor über das Blatt gedüngt. Im Frühjahr kann man eine Bordüngung gut mit frühen Insektizidspritzungen kombinieren. Der Bedarf liegt bei etwa 300 g/ha. Daneben empfiehlt sich vor allem auf humosen und sandigen Böden eine Mangandüngung über das Blatt. Hier eignen sich unter anderem Mangannitrat (1 – 2 l/ha) ebenfalls in Kombination mit frühen PSM-Anwendungen.
Die Notwendigkeit einer Düngung mit Spurennährstoffen können Sie jedoch vorab schon über eine Blattanalyse im frühen Schossstadium überprüfen. Durch die hohen Kosten für die Düngung rechnen sich inzwischen zunehmend die Ausgaben für die Analyse in Höhe von etwa 60 € je Pflanzenprobe. Beim Raps müssen dabei Blätter aus dem mittleren Blattbereich entnommen werden (ca. 300 bis 500 g). Untersuchungen bieten alle Bodenuntersuchungsinstitute an. Die Blattprobe gibt neben dem Ernährungszustand der Spurennährstoffe auch einen Überblick hinsichtlich der Versorgung mit allen Hauptnährstoffen.