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Ist Roggen der neue Nachhaltigkeitsstar im Ackerbau?

Wenn Fruchtfolgen nach dem Willen der EU künftig nach ihrer Umweltbilanz bewertet werden, wird der Anbau von Roggen interessanter. Da hilft es, dass sich auch in Sachen Mutterkorn etwas tut.

Lesezeit: 5 Minuten

Lange Zeit konnte Roggen trotz seines hohen Wasser- und Nährstoffaneignungsvermögens nicht ausreichend punkten. Weizen und Gerste waren ihm in der Absatzattraktivität überlegen. Doch in Zeiten immer häufiger auftretender Trockenheit sowie strengeren Reglementierungen bei Düngung und Pflanzenschutz rückt der Roggen wieder stärker in den Fokus.

Dazu trägt auch bei, dass die Hybridzüchtung deutliche Fortschritte beim Ertragsvermögen, der Standfestigkeit und der Gesundheit erzielt hat. Insgesamt  lässt sich der Ertrag mit geringerer Intensität generieren als beim Weizen. Das erfüllt auch den Wunsch nach mehr Nachhaltigkeit im Ackerbau.

Schnell gelesen

Der Wunsch der Politik nach nachhal­tigem Ackerbau, zunehmende Wetter­extreme und eine höhere Marktnachfrage holen den Roggen aus seiner Nische.

Die Hybridzüchtung beschert erhebliche Fortschritte in puncto Ertrag, Standfestigkeit und Gesundheit – sie senkt ­damit auch die Behandlungsintensität.

Versuche belegen: Roggen reagiert auf eine 20%ige Kürzung der N-Düngung nicht zwangsweise mit Ertragsverlusten.

Die Gefahr von Mutterkorn ließ viele vom Anbau zurückschrecken. Neuere ­Sorten schaffen jahresabhängig aber sogar die neuen, strengeren Grenzwerte.

Auch die Mutterkornproblematik – ein Grund, warum viele Landwirte den Roggen kritisch sehen – konnte die  Züchtung entschärfen. Hinzu kommt, dass sich die Absatzmärkte trotz der aktuell etwas schwächeren Erzeugerpreise positiv entwickelt haben. Bäckereien und Futtermischer fragen vermehrt Roggen nach. All diese Aspekte tragen dazu bei, dass es sich lohnt, über den Anbau von Roggen nachzudenken.

Roggen holt ertraglich auf

Die Effektivität der Hybridzüchtung hat dazu geführt, dass es Roggen mittlerweile auf guten Standorten gelingt, ertraglich mit Weizen gleichzuziehen. Das belegen umfassende Auswertungen der bundesweiten Ergebnisse der Landessortenversuche: Bei Betrachtung aller Futtergetreidearten erzielte Hybridroggen in den Jahren 2011 bis 2019 in der behandelten Variante nur in 2014 ein schlechteres Ergebnis als C-Weizen. Triticale und Hybridroggen wurden auf insgesamt 294 Standorten verglichen. Im Mittel erzielte der Roggen einen Mehrertrag von 4,4 dt/ha.

Doch alleine der Ertrag reserviert dem Roggen noch keinen Platz in der Fruchtfolge, solange der Preis nicht stimmt. Zwar liegt der Preis von Brotweizen in den vergangenen zwölf Monaten relativ stabil um 3 €/dt höher als von Brotroggen, durch seine hohen Erträge und die geringeren Anbaukosten kann Hybridroggen bei der Grundrente auf vielen Standorten mit Wintergerste und Stoppelweizen aber mithalten.

Der Trockenheit trotzen

Weil Roggen ein ausgeprägtes Wurzelsystem ausbildet, kann er sich Wasser auch in lang andauernden Trockenperioden effektiver aneignen als andere Getreidearten. Seine Wurzeln reichen bis zu 1 m tief. Eine Auswertung der Landessortenversuche NRW von 2011 bis 2017 zeigt, dass der Wasserverbrauch von Roggen pro kg Erntegut um 25 % niedriger ist als beim Weizen. Somit kann er sein Ertragspotenzial in trockenen Phasen länger ausschöpfen.

Starke Wurzeln, hohe ­N-Aneignung

Was für Wasser gilt, trifft auch auf die Nährstoffeffizienz zu. „Dass Roggen die beste Nährstoffaneignung aller Getreidearten besitzt, wird auch durch den vergleichsweise niedrigen Bedarfswert im Rahmen der Düngeverordnung unterstrichen“, so Dr. Ulrich Lehrke von der LWK Niedersachsen.

Bei einem Basisertrag von 70 dt/ha liegt der Bedarfswert von Roggen bei 170 kg N/ha, während Weizen bei einem Ertrag von 80 dt je ha 230 kg N/ha benötigt. Zudem wird Roggen, neben Mais und Rüben, zugeschrieben, dass er auf die in den Roten Gebieten geforderte 20 %ige Kürzung der N-Düngung mit geringeren Ertragseinbußen als Weizen oder Raps reagiert.

Versuche belegen N-Effizienz

Um diese Annahme zu belegen, hat die LWK Niedersachsen auf vier Standorten einen Düngeversuch angelegt. Die Übersicht zeigt die Ergebnisse aus 2021 und 2022. Die Standorte der Versuche spiegeln die Bandbreite der typischen Roggenregionen Niedersachsens wider. Zusätzlich wurde mit Burgstemmen ein Hochertragsstandort einbezogen. Die Standorteffekte werden in den Nmin-Gehalten zu Vegetationsbeginn und in den Erträgen ersichtlich.

In Folge der Trockenheit fielen 2022 vor allem die unberegneten Sandstandorte im Ertrag mit etwa 65 dt/ha deutlich ab. Die guten Böden in Burgstemmen erzielten dagegen ein sehr hohen Ertrag von 111 dt/ha. Auch auf dem leichten Standort mit Beregnung in Wohlde betrug der Ertrag 100 dt/ha.

Die Ertragsergebnisse bestätigen die Annahmen der hohen N-Effizienz. Auf nahezu allen Standorten reagierte der Roggen, wie im Vorjahr, nicht auf die 20 % geringere Düngung. Nur auf dem Hochertragsstandort entstanden Verluste von 4 dt/ha. Ursache war hier jedoch der hohe Nmin-Gehalt von 85 kg je ha. Dadurch standen in der Variante mit der reduzierten Düngung (BW - 20 %) lediglich 75 kg N/ha für die Bestandesführung zur Verfügung. Eine weitere Reduktion um insgesamt 40 % der N-Düngung verminderte den Ertrag auf allen Standorten im Mittel nur um 3 %.

Die Ergebnisse zeigen, dass es mit dem Anbau von Roggen in Roten Gebieten möglich ist, eine gewisse N-Menge auf bedürftigere Kulturen zu übertragen.

Wenig behandelt und trotzdem gesund

Den europäischen Wunsch nach einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln kann Roggen ebenfalls erfüllen. Die neuen Hybriden haben sich besonders in puncto Braunrost und Standfestigkeit verbessert. Letzteres ist vor allem für Brotgetreide interessant, da einige Bäckereien für den Verzicht auf Wachstumsregler Aufschläge bezahlen. Die ersten zugelassenen Zwerghybriden versprechen noch weitere Fortschritte in diese Richtung (siehe auch Seite 20).

Die gute Blattgesundheit der aktuellen Sorten bestätigen auch die Landessortenversuche aus Niedersachsen. In der Variante ohne Fungizid und Wachstumsregler lagen die Erträge in den letzten zwei Jahren nur 7 bis 15 % unter denen der behandelten Variante.

Insgesamt liegt der durchschnittliche Behandlungsindex (Anzahl eingesetzter Mittel pro Anbaufläche) von Roggen nur bei 3 bis 4, während er bei Weizen über 5 und bei Gerste über 4 liegt.

Trotz dieser Vorteile sind einige Getreideanbauer wegen der Mutterkorngefahr beim Thema Roggen noch zurückhaltend. Dank wenig anfälliger Sorten und verbesserter Anbauempfehlungen ist der Pilz heute aber beherrschbar. Mehr dazu lesen Sie nachfolgend.

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