Die Etablierung unkrautfreier Rübenbestände war schon immer eine große Herausforderung. Saubere Bestände sind notwendig, um später eine reibungslose Zuckerrübenernte zu gewährleisten, aber auch, weil junge Rüben relativ konkurrenzschwach sind und schnell von Unkräutern überwachsen werden. In den letzten Jahrzehnten hat sich daher in den konventionell wirtschaftenden Betrieben eine Bekämpfungsstrategie entwickelt, die sich auf drei bis vier Herbizidmaßnahmen im Jugendstadium der Zuckerrübe stützt.
Wirkstoffverlust ebnet Weg für Conviso
Doch diese Strategie ist aufgrund wegfallender Wirkstoffe zunehmend infrage zu stellen. Nachdem Chloridazon und Desmedipham schon länger nicht mehr zur Verfügung stehen, hat inzwischen auch der Wirkstoff Triflusulfuron – z. B. im Debut oder Shiro – auf EU-Ebene seine Zulassung verloren. Diese Mittel durfte man letztmalig in 2024 einsetzen, Restbestände sind zu entsorgen.
Auch für Phenmedipham steht eine Neubewertung an. Mittel mit diesem Wirkstoff, wie z. B. Betasana SC, Belvedere Duo oder Betanal Tandem, sind aber aktuell noch zugelassen. Sollte neben Triflusulfuron auch noch Phenmedipham als Basiswirkstoff wegfallen, wäre eine sichere Unkrautkontrolle in Zuckerrüben mit den verbleibenden Herbiziden nicht mehr möglich. Und realistisch betrachtet, ist es schon heute schwierig, mit den noch verfügbaren Wirkstoffen alle in Rüben vorkommenden Unkrautarten zu kontrollieren. Insbesondere bei Unkräutern wie Bingelkraut, Ausfallraps und Knötericharten stoßen die konventionellen Herbizide zunehmend an ihre Grenzen.
Das bedeutet, dass das Conviso Smart-System in diesem Jahr stärker in den Fokus rückt. Denn mit der Kombination aus einem breit wirksamen Herbizid und einer auf klassischem Weg gezüchteten herbizid- bzw. ALS-toleranten Rübensorte ist weiterhin eine relativ sichere Unkrautbekämpfung möglich.
Das Herbizid Conviso One wirkt gegen fast alle relevanten Unkräuter sehr gut, bei gleichzeitig weniger Durchfahrten. Zudem ist es verträglich, kostet nicht mehr als konventionelle Herbizidanwendungen und auch das leidige Mischen von etlichen Herbizidkomponenten entfällt. Allerdings ist die Zulassung von Conviso One mit verschiedenen wichtigen Auflagen und Einschränkungen belegt und die in Conviso enthaltenen Wirkstoffe finden sich auch in verschiedenen Getreide- und Maisherbiziden wieder. Ein Wirkstoffwechsel über die Fruchtfolge zur Vermeidung von Resistenzentwicklungen bei Unkräutern und Ungräsern wird somit immer schwieriger.
Klassische Strategien
Einfacher wird es nicht
Wer in Zuckerrüben weiterhin mit dem klassischen Herbizidsystem arbeiten will, muss den Wegfall von Debut und Co. im Hinterkopf haben. Für die anstehende Saison bedeutet das, dass die Herbizidstrategie auf einer Mischung der Basiswirkstoffe Metamitron, Phenmedipham, Ethofumesat und Quinmerac fußt. Zu den entsprechenden Basisherbiziden werden dann je nach Verunkrautung unterschiedliche Ergänzungspräparate, z. B. mit den Wirkstoffen Clopyralid, Dimethenamid-P oder Lenacil, zugemischt.
Zusätzlich steht 2025 über eine Notfallzulassung das Herbizid Rinpode (Florpyrauxifen-benzyl 25,05 g/l) zur Verfügung. Wir haben es in den Versuchen als Ergänzung zu einer Basismischung mit 3 x 26 ml/ha getestet. Hier brachte es eine gute Wirkungsergänzung, z. B. gegen Bingelkraut, Gänsefuß oder Hundspetersilie. Eine reguläre Zulassung für dieses Mittel ist beantragt. Eine Auswahl aktuell zugelassener Herbizide finden Sie hier .
Wie läufts ohne Debut?
Dass auch Triflusulfuron-freie Herbizidstrategien erfolgreich sein können, zeigen Versuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen (siehe Übersicht 1). Bei einer guten Ausgangsbodenfeuchte wirkten die Bodenherbizide in 2024 ungewöhnlich gut. So konnte Weißer Gänsefuß bereits mit einer Basismischung sicher bekämpft werden. Mit der Zumischung von Vivendi 100 war auch die Kamillebekämpfung kein Problem. Schwieriger war die Kontrolle der Knötericharten, hier konnten Zumischungen mit Vivendi 100 und/oder Tanaris Abhilfe schaffen. Auch Venzar kann die Herbizidmischungen gegen verschiedene Unkrautarten verstärken.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Mehrfachmischungen unterschiedlicher Herbizidwirkstoffe, insbesondere bei feuchten Bedingungen, die Potenz der Basismischungen verstärken. Auch Vorauflaufmaßnahmen mit Metamitron sicherten die Wirkung, z. B. gegen Gänsefuß und Ausfallraps, ab.
Allerdings haben diese Mehrfachmischungen auch Nachteile: Einerseits steigen die Herbizidkosten und andererseits leidet auch die Verträglichkeit. Insbesondere Mehrfachmischungen mit Venzar oder mit dem bereits erwähnten Rinpode schränken die Verträglichkeit deutlich ein! Welche Strategie sich für welche Leitverunkrautung eignet, entnehmen Sie der Übersicht 2.
Conviso-Strategien
Mit Bedacht einsetzen
Aufgrund der angesprochenen Schwierigkeiten wird das Conviso Smart-System 2025 endgültig den Eingang in die Praxis finden. Letztendlich ist mit der Zulassung von Conviso One und den Conviso Smart-Sorten eine ganz andere Herbizidstrategie möglich. Inzwischen stehen eine Vielzahl verschiedener Zulassungen für das Herbizid Conviso One mit unterschiedlichen Aufwandmengen und Auflagen zur Verfügung. Wichtig zu wissen ist,
dass die volle Aufwandmenge von 1 x 1 l/ha bzw. 2 x 0,5 l/ha aufgrund der NG 405 nur auf nicht drainierten Flächen als Flächenspritzung zugelassen ist,
dass man auf drainierten Flächen die volle Aufwandmenge nur in der Bandapplikation einsetzen darf,
dass reduzierte Aufwandmengen von z. B. 2 x 0,25 l/ha oder 2 x 0,125 l/ha auch auf drainierten Standorten als Flächenspritzung zur Anwendung kommen dürfen und
dass mit einer 90 % abdriftmindernden Düse alle zugelassenen Aufwandmengen bis auf den länderspezifischen Mindestabstand an Gewässern ausgebracht werden können.
Vermarktet wird das Conviso Smart-System, also die Conviso-tolerante Sorte plus Herbizid als Pack mit unterschiedlichen Sorten verschiedener Züchter.
Das leistet Conviso
In Versuchen der LWK Niedersachsen wurde Conviso One in den letzten Jahren solo oder in Mischung mit anderen Herbiziden geprüft. Die Wirkung auf wichtige Rübenunkräuter, wie z.B. Weißen Gänsefuß, Bingelkraut, Hundspetersilie und Ausfallraps, war in der Regel sehr gut. 2023 und 2024 wurden bereits mit reduzierten Aufwandmengen von Conviso One aufgrund optimaler Anwendungsbedingungen (günstige Spritztermine und gute Bodenfeuchtigkeit) allgemein sehr gute Wirkungsgrade erzielt (siehe Übersicht 3).
Die Versuche der letzten Jahre zeigten aber auch, dass Conviso One nicht generell zum klassischen NAK 1-Termin gespritzt werden sollte, hier ist teilweise ein Wirkungsabfall zu beobachten. Die Behandlung sollte etwas später auf die aufgelaufenen Unkräuter erfolgen, spätestens aber, wenn der Weiße Gänsefuß das 2. Laubblatt gebildet hat. Reduzierte Aufwandmengen von z. B. 2 x 0,25 l/ha, die auch auf drainierten Standorten als Flächenspritzung erlaubt sind, sollte man dann zur Wirkungsabsicherung mit konventionellen Herbiziden kombinieren.
Eine große Wirkungssicherheit ergibt sich, wenn zur NAK 1 bereits eine Mischung konventioneller Basisherbizide vorgelegt wird, gefolgt von 2 x 0,25 l/ha Conviso One gemischt mit Betasana SC (Phenmedipham) oder einer Kombination aus Betasana SC plus Metafol (Metamitron).
Die Versuche bestätigten auch das breite Wirkungsspektrum von Conviso One. Die beste Wirkung ist in der Splittinganwendung von 2 x 0,5 l/ha + Mero zu erzielen. Alle relevanten Zuckerrübenunkräuter und auch Wildrüben werden sicher erfasst. Nur beim Persischen Ehrenpreis besteht eine Wirkungslücke.
Bei der Bekämpfung des Weißen Gänsefußes hat Conviso One eine leichte Unsicherheit – insbesondere dann, wenn es nicht termingerecht auf den kleinen Gänsefuß gespritzt wird. Der optimale Einsatztermin für die erste Conviso-Spritzung ist erreicht, sobald der Gänsefuß zwei Laubblätter (BBCH 12) entwickelt hat. Eine zweite Behandlung folgt dann nach ca. 10 bis 14 Tagen. Zur Wirkungsabsicherung gegen Gänsefuß kann man den 0,5 l/ha Conviso One + Mero in beiden Spritzung 1,0 – 2,0 l/ha Betasana SC zugeben (siehe Übersicht 4). Ist noch eine Altverunkrautung auf der Fläche zu finden, muss man die erste Behandlung (gleiche Mischung) gegebenenfalls schon eher durchführen.
Auf drainierten Flächen gestaltet sich die Unkrautbekämpfung mit dem Conviso-System schwieriger. Die wirksame volle Aufwandmenge von 2 x 0,5 l/ha bzw. 1 x 1 l/ha darf nur in der Bandapplikation erfolgen. Zwischen den Rübenreihen muss dann gehackt werden. Aber nicht alle Standorte sind für den Einsatz der Hacke geeignet. Auf hackfähigen Standorten kann allerdings mit diesem Verfahren auch eine erhebliche Wirkstoffmenge eingespart werden, wie Versuche der LWK Niedersachsen zeigen. Gute Erfolge wurden sowohl in einer kombinierten Hacke-Band-Applikation als auch im absätzigen Verfahren erzielt.
Alternativ zum Hacke-Band-Einsatz ist auf drainierten Flächen auch der Einsatz reduzierter Conviso-Mengen in Kombination mit herkömmlichen Herbiziden zur Wirkungsergänzung denkbar. In der Regel sollte die jeweilige Ergänzung mit einem Phenmedipham-haltigen Produkt reichen. Zur Sicherheit kann man zusätzlich zur NAK 1 eine Basisherbizidmischung vorlegen.
Kennen Sie die Risiken!
Bei allen guten Bekämpfungserfolgen birgt das Conviso-System aber auch viele Risiken. Conviso One mit den Wirkstoffen Foramsulfuron und Thiencarbazone gehört zu den ALS-Hemmern und wirkt nicht nur hervorragend gegen Wildrüben, sondern natürlich auch gegen alle klassischen Zuckerrübensorten. Sollten also sowohl Conviso-Rüben als auch klassische Zuckerrübensorten gleichzeitig im Betrieb angebaut werden, ist die Spritze nach einem Einsatz von Conviso One akribisch zu reinigen, bevor die klassischen Zuckerrübensorten behandelt werden.
Auch muss die Drillmaschine vor der Aussaat von Conviso-Sorten komplett geleert werden, damit keine Durchmischung der verschiedenen Sorten erfolgt. Und neue Conviso-Schosserrüben gilt es stets vom Schlag zu entfernen, damit dort nicht in Zukunft eine neue Population resistenter Wildrüben entsteht.
Da Conviso One als ALS-Hemmer in die gleiche Wirkstoffgruppe gehört, wie z. B. die gräserwirksamen Getreideherbizide Incelo, Atlantis Flex oder Broadway oder das Maisherbizid MaisTer power sowie viele andere gängige Herbizide, muss bei seinem Einsatz unbedingt eine fruchtfolgeübergreifende Antiresistenzstrategie gefahren werden. Das heißt, dass Sie auf einen regelmäßigen Wirkstoffwechsel in den einzelnen Kulturen achten sollten. Nur dann können auch in Zukunft wichtige Ungräser, wie z. B. Ackerfuchsschwanz oder Weidelgräser, und auch resistenzgefährdete Unkräuter noch bekämpft werden. Dieses gestaltet sich aber in der Praxis oft insbesondere bei der Gräserbekämpfung schwierig, da die im Getreide eingesetzten Bodenherbizide in der Regel mit einer Nachlage ergänzt werden müssen, aber gerade gegen die ACCase-Hemmer (z. B. Axial oder Traxos) sind bereits resistente Ungraspopulationen vorhanden. Verschärfen wird sich diese Situation durch den Wegfall der Flufenacet-haltigen Bodenherbizide.
Züchterisch hatten die Conviso-Sorten noch leichte Defizite. Der durchschnittliche Ertrag lag bis 2024 bei ca. 5 bis 10 % unter dem der guten klassischen Zuckerrübensorten. Neue Sorten haben hier deutlich aufgeholt und verfügen teilweise zusätzlich über eine gute Blattgesundheit. Außerdem zeigen die Conviso-Sorten nach Herbizidspritzungen kaum Herbizidschäden, was ebenfalls ein Vorteil ist.
Fazit
Abschließend bleibt festzuhalten, dass durch den Wegfall des Wirkstoffes Triflusulfuron eine klassische Unkrautbekämpfung in Zuckerrüben schwieriger wird und das Conviso Smart-System an Bedeutung gewinnen wird. Dazu trägt auch die breite Wirkung gegen die meisten Rübenunkräuter bei. Dennoch sollte man das Conviso-System in 2025 vorrangig nur bei Unkrautsituationen einsetzen, die mit den herkömmlichen Herbiziden nicht mehr zu kontrollieren sind. Dafür sprechen auch das Problem der begrenzten Einsatzmöglichkeiten auf drainierten Flächen und der Anspruch an ein gutes Antiresistenzmanagement innerhalb der Fruchtfolge