Unser Autor: Tobias Schulze Bisping, Landwirtschaftskammer NRW
Überall dort, wo der Boden für Roggen zu gut und für Weizen zu schlecht ist, kann Triticale interessant sein. Vor allem in Veredlungsbetrieben wird sie als Alternative zum Stoppelweizen geschätzt. Ein entscheidender Vorteil gegenüber dem Roggen ist die geringere Anfälligkeit für die Bildung von Mutterkorn, welches nicht mit Fungiziden bekämpft werden kann.
Insgesamt ist Triticale deutlich krankheitsanfälliger geworden. Blattgesündere Sorten mit mindestens gleichem Ertragspotenzial lassen auf sich warten. Das Anbauspektrum begrenzt sich deshalb nach wie vor auf zwei bereits ältere Hauptsorten und vier weitere, oft neuere „Nebensorten“. Die mit Abstand größte Vermehrungsfläche hat immer noch Lombardo, gefolgt von Lumaco. Die letzten Jahre haben aber eindeutig gezeigt, dass nicht nur die Sorte, sondern vor allen Dingen die jahresspezifische Witterung über die Intensität der Bestandesführung entscheidet.
Schnell gelesen
Achten Sie zu Vegetationsbeginn vor allem auf Mehltau und Gelbrost in de Triticale. Es können aber auch Rhynchosporium und Halmbruch sowie Braurost auftreten.
Ob Triticale ein-, zwei- oder dreimal zu behandeln ist, entscheidet die Witterung. Früher Mehltaubefall, aber auch die Roste können bei zu spätem Eingreifen zu hohen Ertragsverlusten führen.
Eine gut platzierte Abschlussbehandlung in die Triticaleblüte reduziert Fusarium und Septoria nodorum.
Welche Blattkrankheiten sind relevant?
Oft schon im Herbst oder ausgangs Winter lassen sich in anfälligen Sorten und/oder überwachsenen Beständen häufig Mehltaupusteln finden. Sehr starker Befall über Winter kann zu Pflanzenausfällen führen. Auch die als wenig anfällig eingestufte Sorte Lumaco war in der letzten Saison früh befallen. Triticalemehltau ist oft aber auch ein Stressanzeiger und tritt nicht selten bei Frühjahrstrockenheit oder gegenteiliger Übernässung auf. Die zugelassenen Fungizide wirken auf Mehltau in Triticale noch recht gut.
Frühzeitig auftreten kann auch der Gelbrost – bei strahlungsreichem Wetter bereits im Februar. Vor EC 31 sind Behandlungen aber nur bei extremem Befall sinnvoll.
Die vergangenen beiden regenreichen Frühjahre haben in anfälligen Sorten wie Lumaco oft auch für Infektionen mit Rhynchosporium gesorgt. Zudem ließ sich Halmbruch bonitieren, zu parasitärem Lager kam es in den unbehandelten Kontrollen allerdings nicht.
Die immer wärmer werdenden Jahre spielen dem Braunrost in die Karten. Ähnlich wie in den anderen Getreidearten kommt es bei einer frühzeitigen Erwärmung im April (über 20 °C) schnell zu Neuinfektionen. Der Pilz bildet dann mehrere Generationen und breitet sich epidemieartig aus. Eine Generation benötigt dabei in etwa 140 Gradtage – also zehn Tage bei 14 °C Durchschnittstemperatur. Aufgrund des hohen Infektionsdrucks im Vorjahr, muss man auch im Frühjahr 2025 mit Befall rechnen. In welchem Ausmaß, hängt vom Befallsbeginn – also der Witterung – und der Sortenanfälligkeit ab. Lombardo ist hoch anfällig. Sorten wie Lumaco, Rivolt oder Ramdam weniger.
Die besten Strategien für ihre Triticale
Der Behandlungsbeginn lässt sich nicht anhand von starren Daten, Entwicklungsstadien oder T1-, T2-Terminen festlegen, sondern orientiert sich am ersten Auftreten der oben genannten relevanten Krankheiten. Erster früher Mehltau, meistens in eher trockenen Frühjahren, lässt sich in Triticale gut mit 0,48 bzw. 0,8 l/ha Vegas Plus beseitigen (ab EC 30 ist die höhere Aufwandmenge zugelassen).
Tritt frühzeitig auch Gelbrost auf, können Sie zusätzlich 0,75 l/ha Orius mit in den Spritztank geben. Bei früher Gelbrostgefahr erreicht man mit dieser frühen Behandlung eine gute Dauerwirkung von bis zu vier Wochen, sodass sich die erste breitwirksame Behandlung bis ins Schossen schieben lässt (siehe Übersicht).
In feuchten Jahren, wie in 2024, ist nicht der ganz frühe Mehltau das Problem. Ab EC 31 muss man dann aber breiter wirksam gegen Rhynchosporium, Halmbruch, oft auch gegen ersten Rost und eventuell sogar gegen Mehltau behandeln – im Idealfall möglichst nahe an Regenereignissen.
Wahrscheinlich letztmalig können Sie in diesem Jahr noch 0,5 kg/ha Unix + 0,5 l/ha Pecari 300 EC einsetzen. Die Mischung wirkt ansprechend gegen Mehltau und Braunrost, gut gegen Gelbrost und Rhynchosporium und sehr gut gegen Halmbruch. Unix und andere Cyprodinil-haltige Mittel wie Kajak sind noch bis zum 15.03.2026 zugelassen. Danach folgt die übliche Abverkaufs- und Aufbrauchfrist. Sehr wahrscheinlich stehen in 2026 nur noch Restbestände zur Verfügung.
Breit wirksam sind auch 1,0 l/ha Input Classic/Cherokee Neo/Hint oder 1,0 l/ha Input Triple (mit längerer Mehltauwirkung). Preiswerter, aber ohne besondere Mehltauleistung, kann mit guter Rhyncho-, Rost- und Halmbruchwirkung eine Kombination aus z. B. 150 g/ha Prothioconazol + 175 g je ha Azoxystrobin zum Einsatz kommen. Wenn das Azoxystrobin gegen Pyraclostrobin (0,8 l/ha Tomec) getauscht wird, erreicht die Kombination eine noch bessere Halmbruch- und auch eine mittlere Mehltauwirkung.
Alternativ kann auch das neue Fungizid Forapro Vorteile bieten. Über das enthaltene Fenpropidin wird vorhandener Mehltau sehr gut reguliert. Für eine lange Dauerwirkung wäre eine Ergänzung mit 0,2 l/ha Talius sinnvoll. Bei voller Aufwandmenge von 1,0 l/ha Forapro ist auch mit einer guten Leistung gegen Gelbrost, Rhynchosporium und Halmbruch zu rechnen. Gegen Braunrost müsste aber eine Ergänzung mit Orius erfolgen.
In feuchten Jahren wird man nach dieser frühen Blattbehandlung das Befallsgeschehen bis EC 37/39 kontrollieren können. Wenn dann andauernder Infektionsdruck vorherrscht und Fusarium zur Blüte eine Rolle spielt, können aber noch zwei Folgebehandlungen notwendig werden.
Wenn gegenteilig in trockenen Jahren kaum Krankheiten vorkommen, sind frühe Blattbehandlungen nicht notwendig. In diesem Fall sollten Sie die Erstbehandlung möglichst weit schieben. Wer dann erst in EC 33/37 startet, kommt mit zwei Maßnahmen aus. So kann man in der Doppelbehandlung um EC 33/37 vorzugsweise gegen Rost mit Prothioconazol + Azoxystrobin arbeiten, um zur Blüte die letzte Behandlung in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen nachzulegen.
Wann kann eine Maßnahme genügen?
Dort, wo bis EC 49 gewartet werden kann, reicht eventuell sogar nur eine Behandlung aus. In dem Fall sollte man eine lang anhaltende Wirkung vor allem gegen Rost anstreben. Hierfür eignen sich z. B. Kombinationen aus 0,6 l je ha Elatus Era + 0,75 l/ha Orius/Azbany oder 1,5 l/ha Univoq + 0,5 l/ha Orius/Azbany oder 1,0 l/ha Ascra Xpro + 0,6 l/ha Orius/Azbany oder auch 1,125 l/ha Revytrex + 0,375 l/ha Comet. Ob Orius oder Azbany besser geeignet ist, entscheidet der Wetterbericht. Kündigt sich sonniges Wetter um den 25. Mai an, sollte man Azbany wählen, wird es voraussichtlich feucht, ist Orius die bessere Wahl (Nebenwirkung auf Fusarium).
Cocktail mit Wachstumsregler und Nährstoffenß
Kombinationen der Fungizidmaßnahmen mit den gängigen Wachstumsreglern sind möglich. Auch Mikronährstoffe, die manchmal nicht pflanzenverfügbar sind, lassen sich zumischen. So spielt z. B. Manganmangel – insbesondere auf den leichteren Standorten – in Triticale eine immer größere Rolle. Die Zugabe von 5 kg/ha Epso Combitop ist in jedem EC-Stadium möglich. Kombinationen mit 1,0 l/ha Mangannitrat sollten vorzugsweise in der frühen Wachstumsphase zum Einsatz kommen.
Achten Sie auf Fusarium...
Vor allem auf den leichten oder anmoorigen Böden im Nordwesten Deutschlands steht Triticale oft im Wechsel mit Mais in der Fruchtfolge. Dementsprechend besteht zur Blüte die Gefahr einer Infektion mit Fusarium . Die Belastung mit Mykotoxinen war in den letzten Jahren recht gering, was aber nicht zu dem Schluss führen sollte, die Krankheit nicht mehr zu beachten. Wer Triticale pfluglos nach Mais sät, sollte sie in EC 65 Fusarium-wirksam behandeln. Möglich sind hier z. B. 1,25 l/ha Input Classic/Cherokee Neo oder ein Prothioconazol mit 150 g/ha in Kombination mit einem Tebuconazol oder Metconazol. Soleil hat in Triticale leider keine Zulassung.
Wichtig zu wissen ist, dass Triticale – anders als der Weizen – erst dann blüht, wenn alle Ähren vollständig geschoben sind. Gewitter oder Schauer ab 5 mm bei Temperaturen ab 20 °C begünstigen Infektionen.
...und auch auf Septoria nodorum
Weniger Aufmerksamkeit findet in der Praxis Septoria nodorum. Die Blatt- und Spelzenbräune kann zu erheblichen Ertragseinbußen führen und tritt immer dann auf, wenn es nach der Blüte regnerisch und warm bleibt. Die infektiösen Randbedingungen sind also ähnlich wie bei Fusarium.
Gegen beide Erreger können Sie mit Teilmengen Carboxamid-haltiger Fungizide, ergänzt um Prothioconazol und/oder Tebuconazol (z. B. 0,75 l/ha Skyway Xpro + 0,5 l/ha Prosaro), sehr gute Wirkungen erreichen. Wenn lang anhaltendes Fusariumwetter vorherrscht, dürfen Sie aber keine Wunder erwarten. Die Mykotoxinreduktion durch Fungizide beträgt maximal ca. 70 %. Achten Sie deshalb schon bei der Sortenwahl auf eine geringe Anfälligkeit. Lombardo und Ramdam haben eine mittlere Anfälligkeit. Die Sorten Lumaco und Rivolt sind weniger anfällig.