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So halten Sie Ihren Roggen gesund

Braunrost und Rhynchosporium waren 2024 die dominierenden Krankheiten im Roggen. Welche Schlüsse lassen sich daraus ziehen und was können Landwirte in der nächsten Saison besser machen?

Lesezeit: 9 Minuten

Unser Autor: Tobias Schulze Bisping, Landwirtschaftskammer NRW

Noch vor wenigen Jahren galt Winterroggen als eine wenig beachtete Getreideart, die auf kargen Böden beheimatet ist und nur mäßige Erträge bringt. Dank des züchterischen Fortschritts hat seine Anbaubedeutung jedoch zugenommen – u. a. auch wegen der geringeren Anfälligkeit für Braunrost und der Ertragsstabilität bei unterschiedlichen Witterungskonstellationen. Dadurch hat der Roggen auf vielen Betrieben eine Renaissance erlebt. Hinsichtlich des Fungizideinsatzes wird insbesondere auf ackerbaulichen Grenzstandorten, wie z. B. in Brandenburg, eine extensive Strategie angestrebt. Dies ist jedoch nicht immer mit den Witterungsbedingungen vereinbar.

Schnell gelesen

  • Braunrost ist nach wie vor die relevanteste Krankheit im Roggen. Ist es im Frühjahr nass, sollte man aber auch auf Rhynchosporium achten.

  • Herrschen im April bereits 20 °C, begünstigt das den Roggen-Braunrost und Zweifachstrategien werden notwendig. Trocken-kühles Wetter ermöglicht hingegen eine extensive Fungizidstrategie.

  • Wie gut Elatus Era gegen Roggen-Braunrost wirkt, zeigen Versuche der LWK NRW.

  • Insbesondere die Strobilurine können einen einen wichtigen Beitrag leisten, um die Wirkung gegen Braunrost abzusichern und gegebenenfalls zu verstärken.

Lösungen gegen Braunrost gefragt

Nicht nur in anfälligen Winterweizensorten, sondern auch im Winterroggen war der  Braunrost  im letzten Anbaujahr (2023/2024) die dominierende Krankheit. Da sich die Braunrostarten auf eine Getreideart spezialisieren, gilt es zu differenzieren. Die entsprechende Population besteht aus einer Vielzahl unterschiedlicher Rassen, wodurch sie sich im Laufe der Jahre durch Anpassung immer wieder verändert. Das bedeutet: Weizenbraunrost ist nicht gleich Roggenbraunrost. Letzterer ist grundsätzlich hartnäckiger und schwieriger zu bekämpfen.

Dadurch, dass längere Kältephasen im Winter, in denen befallene Blätter abfrieren, nur noch selten vorkommen, war in den letzten Jahren fast immer ausreichender Ausgangsbefall vorhanden – insbesondere im Roggen. Gründe für den epidemieartigen Verlauf des Braunrostes im letzten Frühjahr waren neben einem hohen Ausgangsbefall – bedingt durch Herbstinfektionen und einem milden Winter – auch die früh einsetzenden hohen Temperaturen. Steigen diese ab Ende März/Anfang April auf über 20 °C (bei Nächten um 15 °C), reichen wenige Stunden Blattfeuchte für eine exponentielle Ausbreitung der Rostpusteln aus.

Hinzu kam, dass in der Praxis oftmals der Spritzstart verpasst wurde, wodurch sich der Braunrost vielfach nicht mehr ausreichend bekämpfen ließ. Ein weiterer Grund, den man nicht außer Acht lassen darf, ist aber auch die langjährige Anbaukonzentration auf nur wenige Roggensorten. Die Folge: Sortenresistenzen werden im Laufe der Zeit durch eine Anpassung der Rassen überwunden.

Ähnlich wie im Frühjahr 2023, ­kam es auch in 2024 aufgrund der wiederkehrenden Niederschläge im März und April zu verstärkten Infektionen mit  Rhynchosporium-Blattflecken . Bis EC 39 konnte sich in unbehandelten Parzellen ein enormer Befall mit erheblichen Blattverlusten aufbauen. Am besten wirkt Prothioconazol gegen die wässrig-graugrünen Flecken. Allerdings war die Wirkung im letzten Jahr nicht immer zufriedenstellend. Inwieweit es zu Sensitivitätsverschiebungen kam, ist nicht bekannt. In erster Linie sind sicherlich die anhaltenden Nässeperioden und der damit verbundene anhaltende Infektionsdruck im Frühjahr dafür verantwortlich.

Ist Elatus Era immer noch erste Wahl?

In den letzten Jahren (außer 2023/24)war eine einmalige gezielte Fungizidbehandlung zwischen EC 39 und 51 (je nach Befallsbeginn des Braunrostes) in der Regel ausreichend, um den Braunrost und andere Krankheiten sicher zu bekämpfen. Rhynchosporium spielte in den trockenen Frühjahren kaum eine Rolle. Dabei ist zu beachten, dass es generell immer nur um eine Befallsreduktion geht, um den Blattapparat bis EC 78 (Übergang zur Teigreife) möglichst sauber zu halten.

Die Carboxamide/SDHIs ließen dabei aufgrund der guten kurativen und protektiven Wirkung gegen Braunrost ein großes Anwendungsfenster zu. Allen voran das Benzovindiflupyr, welches im Elatus Era enthalten ist. Da der Wirkstoff beim Weizenbraunrost bereits 2023 regional erste Schwächen zeigte, hat die LWK NRW in einem Versuch an vier Standorten verschiedene Fungizide in randomisierten Versuchsanlagen auf Roggenbraunrost und Rhynchosporium getestet. Die zentrale Versuchsfrage dabei war: Wie gut wirkt Elatus Era noch solo und lässt sich die Wirksamkeit durch Kombinationen mit Strobilurinen und/oder Azolen verbessern?

Für die Bekämpfung von Roggenbraunrost empfehlen sich Wirkstoffkombinationen.
Tobias Schulze Bisping

Wie in der Versuchszusammenfassung (Übersicht 1) erkennbar, steht die Behandlung mit Elatus Era den Kombinationen sowohl in der Wirksamkeit gegenüber Roggen-Braunrost als auch Rhynchosporium nichts nach. Dargestellt sind Einmalbehandlungen in EC 49. In der Grafik ist wohlgemerkt nicht der Wirkungsgrad, sondern der Befall mit Braunrost bzw. Rhynchosporium in % angegeben. In der unbehandelten Kontrolle war die Bonitur bzw. Differenzierung zwischen den Krankheiten nicht mehr möglich, weshalb sich keine Wirkungsgrade darstellen lassen. Statistisch sind die Mehrerträge als gleichwertig zu betrachten.

Die Ergebnisse im Detail: Herausragend ist sicherlich die Kombination aus 0,6 l/ha Elatus Era + 1,5 l/ha Univoq, die sowohl den Braunrost als auch Rhynchosporium am sichersten bekämpfte. Der Grund dafür ist sehr wahrscheinlich die höhere Menge an Prothioconazol (in Summe 240 g/ha). Kostenmäßig ist diese Variante aber nicht darstellbar, darüber hinaus ist mit 240 g/ha Prothioconazol die zugelassene Wirkstoffmenge überschritten.

Die Varianten ohne Elatus Era fielen in der Wirksamkeit gegen Braunrost ab. Einzige Ausnahme bildete die Kombination aus 1,5 l/ha Univoq + 0,8 l/ha Tomec. Die gute Wirkung lässt sich durch das Pyraclostrobin aus dem Tomec erklären. Hier bestätigte sich, dass die Roste gegenüber Strobilurinen keine Resistenzen ausbilden.

Das Carboxamid/SDHI Fluxapyroxad kombiniert mit Metconazol (Vastimo) fiel in der Wirksamkeit gegen Braunrost auf allen Standorten ab. Das Carboxamid schwächelte bereits in der Vergangenheit auf Braunrost. Interessant ist, dass die Zugabe von reinem Metconazol (Sirena) zum Elatus Era einen positiven Effekt erzielte.

Resistenztests bestätigen Versuchsergebnisse

Bedauernswerterweise gibt es von offizieller Seite nur wenige Ergebnisse zum aktuellen Sensitivitätsgeschehen im Bereich der Fungizide. Nur wenn hierüber Wissen vorliegt, lassen sich entsprechende Fungizidstrategien entwickeln, die Resistenzen möglichst lange hinauszögern. Die sinkende Anzahl an Wirkstoffen erfordert ohnehin schon Kompromissbereitschaft.

Um mit eigenen, unabhängigen Ergebnissen in puncto Resistenzsituation arbeiten zu können, hat die LWK NRW die Firma EpiLogic beauftragt. Diese sammelt Sporenmaterial von Braunrost, gewinnt daraus Isolate und untersucht diese auf Resistenzen. Auf zwei Sporenfangfahrten und an drei Einzelstandorten ist entsprechend untersucht worden. Dabei ist es kaum zu Auffälligkeiten gekommen, was die Beobachtungen und Ergebnisse aus den LWK-Versuchen bestätigt. Lediglich einzelne Isolate zeigten bei den normalerweise sicheren Wirkstoffkonzentrationen ein leichtes Pilzwachstum.

Ohne Strobis geht’s nicht

Die Versuchsergebnisse sind für viele Beteiligte zunächst sicherlich überraschend, da in der Praxis der Braunrost teilweise nicht zu kontrollieren war (zu späte Behandlung). Grundsätzlich ist es aber erfreulich, dass die Wirksamkeit von Benzovindiflupyr auf Roggenbraunrost im Feld noch gegeben ist. Allerdings spiegeln die Ergebnisse die Situation aus 2024 wider. Wie sich der Roggenbraunrost in 2025 verhält, bleibt abzuwarten.

Abgeleitet aus der Situation im Weizen, wäre es sicherlich sehr kurzsichtig, weiterhin nur mit Elatus Era solo zu arbeiten. Insbesondere die Strobilurine leisten einen wichtigen Beitrag, um die Wirkung abzusichern und gegebenenfalls zu verstärken. Pyraclostrobin (Comet und Tomec) ist mit Abstand am wirkvollsten, gefolgt von Azoxystrobin (Azbany, Chamane, Torero, Zeus u. a.).

Mit Fandango ist auf der Basis von Fluoxastrobin ebenfalls eine sehr gute Wirkung gegen Braunrost möglich, allerdings mit hohen Kosten. Das Trifloxistrobin ist das schwächste Strobi gegen Braunrost, bringt aber in Kombination mit Spiroxamine und Prothioconazol im Produkt Delaro Forte eine gute Wirkung mit sich. Auch die Zugabe anderer Azole hilft, einen schnellen Wirkstoffverlust der Carboxamide zu verhindern.

2025: seien Sie flexibel!

Dass sich Roggen nicht nach Schema F behandeln lässt, hat das vergangene Jahr eindrucksvoll gezeigt. Die Strategie hängt in erster Linie vom Witterungsverlauf im Frühjahr und vom Ausgangsbefall ab. Der bislang warm-feuchte Winter in Westeuropa spricht sicherlich für einen erhöhten Ausgangsbefall an Rhynchosporium und Braunrost. Früh- und Normalsaaten (bis 15. Oktober) werden im Herbst oft aus dem Vorjahresbefall (Ausfallgetreide) infiziert, Spätsaaten dagegen meistens erst durch Zuflug von Sporen aus Nachbarschlägen im Frühjahr. Grundsätzlich können Rostsporen sehr weit mit dem Wind verbreitet werden.

Anhand folgender Szenarien ergeben sich unterschiedliche Strategien für die anstehende Saison:

Szenario 1a:

Wird das Frühjahr 2025 ähnlich  feucht und nass  wie die beiden vergangenen Jahre, empfiehlt es sich, frühzeitig auf Befall mit Rhynchosporium-Blattflecken zu achten. Behandlungen mit Prothioconazol sind dann ab EC 32 sinnvoll. Ist es gleichzeitig warm (auch nachts 15 °C), nimmt der Infektionsdruck mit Braunrost zu. Sind zu dem Zeitpunkt bereits erste Braunrost-Pusteln sichtbar, empfiehlt sich eine Kombination mit einem Strobilurin. In diesem Fall können Sie z. B. mit 0,6 bis 0,8 l/ha Abran + 0,6 bis 0,8 l/ha Azbany arbeiten (siehe Übersicht 2 auf Seite 82).

Szenario 1b:

Bei eher  warmer, trockener Witterung mit nächtlichem Tau  ist der Schwerpunkt auf Braunrost zu legen. Behandlungen vor EC 33 sind meistens wenig wirtschaftlich. Mit z. B. 0,75 l/ha Orius + 0,75 l/ha Azbany erreicht man eine Dauerwirkung von nahezu drei Wochen. Wenn bereits stark sporulierender Braunrost vorkommt, ist es besser, 1,0 l/ha Pronto Plus (15 m Gewässerabstand) + 0,75 l/ha Azbany + 0,75 l/ha Orius einzusetzen.

Generell gilt: Wegen zunehmender Resistenz- bzw. Shiftinggefahr sollten immer ausreichend hohe Aufwandmengen zum Einsatz kommen.

Der Termin der  Abschlussbehandlung  orientiert sich dann am weiteren Infektionsgeschehen. Oftmals kühlt es sich nach einem warmen April Anfang Mai ab und die Entwicklung des Braunrosts verlangsamt sich. In dem Fall können Sie bis zur Blüte warten.

Bleibt es hingegen warm, sollten Sie die Dauerwirkung der Vorbehandlung nicht überschätzen. Carboxamide, sprich Elatus Era und auch Skyway Xpro, bringen zum Abschluss nur dann eine gute Dauerwirkung, wenn der Bestand nahezu frei von Braunrostpusteln ist. Behandlungen auf stärkeren Befall sind deutlich schwächer, was im Jahr 2024 sicherlich oft der Grund für die schlechten Wirkungsgrade war.

Auch wenn im Roggen bis dato nur ein geringer Wirkungsverlust bei den Carboxamiden erkennbar ist, sollte vorsorglich mit breiter Wirkstoffvielfalt behandelt werden. In Jahren mit sehr hohem Druck sollten nur die besten Fungizidkombinationen mit hohen Aufwandmengen zum Einsatz kommen.

In Regionen mit alljährlich geringerem Braunrostdruck (Höhenlagen, Küstenregionen) reichen dagegen auch reduzierte Aufwandmengen oder Alternativen mit schwächeren Produkten aus. So können Sie z. B. nach einer wirksamen Vorbehandlung kurz vor der Blüte mit 0,6 l/ha Elatus Era + 0,6 l/ha Azbany oder mit 1,0 l/ha Skyway Xpro + 0,6 l/ha Strobi oder auch mit 1,5 l/ha Univoq + 0,75 l/ha Tomec nachlegen. 

Szenario 2:

Wird das Frühjahr  sehr trocken und kühl , bleiben die Bestände lange grün und befallsfrei. Rhynchosporium-Blattflecken entwickeln sich dann nicht. In solchen Situationen ist die entscheidende Frage, wann günstige Infektionsbedingungen für den Braunrost herrschen. Wer erste Pusteln findet, muss aber nicht gleich in Panik verfallen, sondern sollte den weiteren Witterungsverlauf beobachten. Bei einsetzender Erwärmung reicht wenig Blattfeuchte aus, um Braunrost zu „aktivieren“. Ist dies z. B. erst um den 10. Mai der Fall, kann man auf die Blattbehandlung verzichten. Mit einer Einfachbehandlung ab EC 49/55 können Sie den Braunrost ausreichend kontrollieren. Allerdings ist dann eine lange Wirkungsdauer von sechs Wochen bis EC 78 (ca. 20. Juni) erforderlich. Diese erreichen Sie nur mit hohen Aufwandmengen der besten Produkte, wie z. B. mit 0,8 l/ha Elatus Era + 0,75 l/ha Tomec. Alternativ können Sie höhere ­Aufwandmengen von Priaxor + Pronto Plus oder Skyway Xpro + Strobilurin einsetzen.

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