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Schützen Sie Ihre Wintergerste vor Ramularia und Co.

Schon mit der Sortenwahl legen Sie den Grundstein für gesunde Gerstenbestände. Was Sie dennoch bei akutem Pilzbefall tun können, lesen Sie hier.

Lesezeit: 8 Minuten

Auf den meisten Standorten  präsentieren sich die Wintergerstenbestände aktuell recht gut. Die Fröste im Februar haben teilweise zu Blattverlusten geführt, wenn keine ausreichende Schneebedeckung vorhanden war. Sofern jetzt keine Staunässe vorliegt und Sie Ihre Bestände zeitnah andüngen können, spricht zunächst vieles für einen guten Start. Damit die Entwicklung der Wintergerste weiterhin positiv verläuft, müssen Sie neben gegebenenfalls erforderlichen Wachstumsreglermaßnahmen auch die möglichen Krankheiten im Blick haben. Erfahrungsgemäß sind Wintergerstenbestände nie hundertprozentig gesund im Frühjahr.

Schnell gelesen

  • Kontrollieren Sie zu Vegetationsbeginn auf Krankheiten wie Netzflecken, Rynchosporium, Echter Mehltau und Zwergrost.

  • Der wiederholte Soloeinsatz von ­Fungiziden begünstigt die Resistenz­entwicklung.

  • In Ramularia-Befallsregionen sollten Sie Folpan zumischen, um die Wirkung der Abschlussbehandlung ­abzusichern.

  • Im Sinne des Integrierten Pflanzen­schutzes sollten Sie schon bei der Sortenwahl auf eine gute Toleranz der Sorte ­gegenüber Krankheiten achten.

Welche Krankheiten können in der Wintergerste eine Rolle spielen?

Auftreten kann zum Beispiel die Typhula-Fäule. Befallene Pflanzen erkennt man an einer deutlichen Vergilbung der Gesamtpflanzen, die auch im Wuchs zurückbleiben. Die Blätter der befallenen Pflanzen sterben von der Spitze her ab. Schaut man sich die betroffenen Pflanzen genauer an, erkennt man auf den Blattscheiden kleine hellbraune kugelförmige Sklerotien. Mit Fungizidspritzungen können Sie gegen diesen Befall nichts Entscheidendes mehr bewirken. Beachten Sie, dass sich die Sklerotien länger im Boden halten können und die Krankheit somit auch nach einer Anbaupause wieder auftreten kann. Merken Sie sich aber die Flächen, um beim nächsten Wintergerstenanbau möglichst eine Beize auszuwählen, die eine Wirkung auf diese Krankheit hat.

Bekannter und mit Fungiziden besser zu bekämpfen sind Netzflecken, Rhynchosporium-Blattflecken, Echter Mehltau und Zwergrost. Sie können alle ausgangs des Winters vorkommen, sind aber erst mit dem Beginn des Schossens bekämpfungswürdig. Damit Sie Fungizidbehandlungen gezielt und gegebenenfalls kostengünstig durchführen können, müssen Sie Ihre Bestände unbedingt kontrollieren.

Das Auftreten und die anschließende Relevanz sind neben den Standortbedingungen und der Witterung auch von den Resistenzeigenschaften der Sorten abhängig. In der Übersicht 1 sind die Einstufungen der Resistenzeigenschaften für eine Auswahl an Wintergerstensorten aufgeführt. Die größten Sortenunterschiede ergeben sich für den Echten Mehltau, Rhynchosporium und Zwergrost. Bei Netzflecken sind die Unterschiede nicht so deutlich ausgeprägt. In der Übersicht  ist auch die Ramularia-Sprenkelkrankheit aufgeführt. Diese kann auch schon im Frühjahr im Bestand vorkommen, tritt aber nicht deutlich in Erscheinung. Zu finden ist sie meist auf Blättern, die im Verlauf der Entwicklung in den Absterbeprozess übergehen. Ihr Vorkommen und ihre Bedeutung steigt insbesondere zum Ende der Pflanzenentwicklung.

Gibt es neue Fungizide für den Einsatz in Wintergerste?

Es gibt zwar neue Produkte, aber leider keine neuen Fungizidwirkstoffe. Als neue Fungizidkombination ist Navura auf dem Markt. Sie beinhaltet die Wirkstoffe Prothioconazol (100 g/l) und Mefentrifluconazol (50 g/l), besser bekannt als Revysol aus zum Beispiel dem Re­vystar. Navura ist in der Gerste von BBCH 30 – 61 gegen Netzflecken, Rhynchosporium, Zwergrost und Ramularia zugelassen.

Ebenfalls neu ist Xenial, welches die Wirkstoffe Mefentrifluconazol (66,6 g/l), Pyraclostrobin (80 g/l) und Metrafenone (100 g/l) kombiniert. Dieses Fungizid ist zugelassen von BBCH 30 – 59 gegen die zuvor genannten Krankheiten und den Echten Mehltau.

Als dritte neue Kombination ist Forapro auf dem Markt. Es beinhaltet die bekannten Wirkstoffe Prothio­conazol (175 g/l) und Fenpropidin (205 g/l). In der Gerste ist das Mittel bisher nur gegen den Echten Mehltau von BBCH 30 – 59 zugelassen. Sind blühende Unkräuter in Ihrem Gersten-Bestand zu finden, dürfen Sie das Mittel jedoch nicht einsetzen, da es ein B1-Produkt ist und somit also als bienengefährlich eingestuft wird.

Neben diesen Kombinationsfungiziden sind auch weitere Produkte neu zugelassen worden. Diese neuen Pflanzenschutzmittel enthalten nur den Wirkstoff Prothioconazol, wie zum Beispiel Soratel oder Joust
(beide 250 g/l).

Halten Sie das Resistenz­management im Blick

Betrachten Sie vor der Auswahl der Fungizide noch den Aspekt der Resistenzentwicklung der verschiedenen Erreger gegen die Fungizide. Netzflecken zeigen eine gewisse Resistenz gegen die Strobilurine und die Carboxamide, die über die Jahre in ihrer Ausprägung schwankt.

Die stärkste Resistenzentwicklung besitzt der Erreger der Ramularia-Sprenkelkrankheit. Hier leisten derzeit die Azole Prothioconazol und Mefentrifluconazol die Hauptarbeit. Die Wirkung kann leider auch bei diesen beiden Wirkstoffen durch den wiederholten Soloeinsatz abnehmen. Sie können sich nur gegenseitig schützen, bzw. es wird mit dem Wirkstoff Folpet ein bisher als nicht resistenzgefährdeter Kontaktwirkstoff für die vorbeugende Behandlung hinzugefügt. Anders als beim Braunrost des Weizens besitzen alle Carboxamide noch die volle Wirkung gegen den Zwergrost.

Wählen Sie die Mittel passend zum Erreger aus

Haben Sie bei Ihren Kontrollen einen Befall durch Blattkrankheiten festgestellt, sollten Sie eine Maßnahme mit dem beginnenden Schossen setzen. Diese können Sie mit einem notwendigen Wachstumsreglereinsatz kombinieren. Tritt nur Zwergrost stärker auf, bietet sich der Einsatz der günstigen Tebuconazol-haltigen Fungizide an (z. B. Orius).

Sind schwerpunktmäßig Netzflecken und Rhynchosporium-Blattflecken zu bekämpfen, zeigen die nunmehr auch günstigen Prothiconazol-Produkte eine bessere Wirkung.

Ist der Krankheitsdruck sowohl durch Zwergrost, Netzflecken und/oder Rhynchosporium hoch, bietet sich eine Kombination beider Wirkstoffe an, die z. B. im Prosaro vorhanden ist oder durch eine Mischung der entsprechenden Solofungizide erzielt wird.

Azole gegen Echten Mehltau meist ausreichend

Der Echte Mehltau wird in der Wintergerste bei geringem Auftreten meist bereits ausreichend durch die Azole bekämpft. Ist der Befallsdruck höher, bieten sich Produkte wie Verben oder Input Classic/Input Triple an, die mit den Wirkstoffen Proquinazid bzw. Spiroxamine eine spezielle Mehltaukomponente enthalten.

In der Übersicht 2 sind die genannten Beispiele mit den empfohlenen Aufwandmengen dargestellt. Der Einsatz eines Strobilurins zum Schossbeginn ist nicht unbedingt nötig, da die zu überbrückende Zeit bis zur Abschlussbehandlung in der Gerste nicht so lang ist.

Dass die Gerstenbestände gesund sind und keine Fungizidmaßnahme benötigen, ist eher die Ausnahme. Die Fungizidversuche der Landwirtschaftskammer Niedersachsen zeigen, dass vor allem anfällige Sorten durch eine Behandlung Ertragsvorteile zeigen.

Wann Abschlussbehandlung setzen?

Im weiteren Verlauf der Vegetation stellt sich die Frage, wann man am besten die Abschlussbehandlung fahren soll. In diesem Zusammenhang spielen natürlich auch wieder der Infektionsdruck der einzelnen Krankheiten und die Sorteneigenschaften eine Rolle. Zur Abreife nimmt die Bedeutung der bereits erwähnten Ramularia-Sprenkelkrankheit zu. In Befallslagen kann diese Krankheit, auch wenn sie sehr spät auftritt, durch ihre explosionsartige Vermehrung noch zu Mindererträgen führen.

In den Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen wird regelmäßig beobachtet, dass in den Varianten mit keinem oder geringem Bekämpfungserfolg die Strohstabilität zum Ende der Abreife stark abnimmt. Bei entsprechender Witterung knicken die befallenen Pflanzen deutlich stärker zusammen.

Versuchsserie der LWK Niedersachsen

Über die letzten drei Jahre hat sich die LWK Niedersachsen  in einer Versuchsserie der Frage des optimalen Applikationstermins gestellt. Als Praktiker ist man natürlich geneigt, möglichst eine notwendige Wachstumsreglermaßnahme mit der Fungizidbehandlung zu verbinden, um eine Überfahrt zu sparen. Schließen Sie diese Maßnahmen aus Gründen der Verträglichkeit bis BBCH 49 ab. Der zu schützende Zeitraum für die Ramularia ist damit natürlich sehr lang. In den Versuchen wurden die Abschlussbehandlungen zu BBCH 39, 49 und 61 – 65 platziert. Es ergaben sich von der ersten bis zur letz ten Behandlung Zeitspannen in den verschiedenen Versuchen von 12 bis 28 Tagen. Dies zeigt die Variabilität des Entwicklungsverlaufs der Gerste auf, der natürlich stark von den Jahresbedingungen geprägt ist. Die Ernte konnte dagegen sehr einheitlich in allen drei Jahren Anfang Juli erfolgen (4., 7. und 8. Juli). 

In der Übersicht 3 sind die Ergebnisse vom Standort Schickelsheim 2024 exemplarisch aufgeführt. Als Fungizide wurde Revytrex mit und ohne Folpan nach einer Vorlage von Caramba zu BBCH 31/32 eingesetzt. Der linke Teil des Diagramms zeigt die Auswirkungen auf die grüne Blattfläche, die zu zwei Boniturzeitpunkten Ende Mai und Anfang Juni dargestellt ist. Die jeweils oberen drei Balken stellen die grüne Blattfläche zum ersten Termin dar und die darunter folgenden zum zweiten. Ausschlaggebend für den starken Befall war insbesondere der Befall mit Zwergrost und Ramularia, sodass zum zweiten Termin die Kontrolle schon vollständig abgestorben war. Alle Fungizidbehandlungen konnten den Befall verringern. Der Verlust an grüner Blattfläche binnen einer Woche ist auf die explosionsartige Verbreitung der Ramularia zurückzuführen. Der Verlust der Dauerwirkung zeigt sich insbesondere in der Variante mit früher Applikation von Revytrex + Folpan.

Vergleicht man den mittleren Termin „Revytrex + Folpan“ mit dem späten, wird ersichtlich, dass das Fahnenblatt vom späten Termin profitiert, F-1 und F-2 allerdings etwas verlieren. Hier zeigt sich der Effekt der Grannen zur Applikation, die einen Teil des Spritznebels aufnehmen und eine tiefere Durchdringung des Bestandes auf F-1 und F-2 behindern.

Lohnt der Einsatz von Folpan gegen Ramularia?

Der Effekt vom Folpan wird deutlich beim Vergleich der Applikationen zu BBCH 49. Mit Folpan ist die grüne Restblattfläche etwas größer. Im Ertrag spiegelt sich dieser Unterschiede zwischen den Fungizidvarianten im Erhalt der grünen Restblattfläche aber nicht wider. Im Prinzip ein gutes Ergebnis, das viele Handlungsoptionen offen lässt.

Entsprechend einfach ist die Empfehlung für die Abschlussbehandlung in Gerste terminiert (siehe Übersicht 2). Als Fungizid sollte eine Kombination aus einem Azol und einem Carboxamid gewählt werden, um gegen die relevanten Krankheiten eine gute Stopp- und eine lange Dauerwirkung zu erzielen.

In Ramularia-Befallsregionen sollten Sie ein Folpet hinzufügen, um die Wirkung abzusichern. Um den geforderten Abstand zu Gewässern gering zu halten, muss das Folpan ersetzt werden. Dies ist unter dem Resistenzvermeidungsaspekt allerdings nicht vollständig möglich. Für die „Gewässervariante“ empfiehlt sich eine Kombination von Fungiziden mit den beiden besten gegen Ramularia wirkenden Azolen (Prothiocoazol und Revysol). Damit sollte Ihre Gerste ausreichend gegen das Auftreten der relevanten Blattkrankheiten geschützt sein.

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