Auch nach den Bauernprotesten und dem Scheitern des EU-Verordnungsvorschlags zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) kann die Geschäftsführerin der Bayer CropScience Deutschland GmbH, Karin Guendel Gonzalez, kein Umdenken im Umweltbundesamt (UBA) als Mitentscheider beim nationalen Zulassungsprozess erkennen.
Während das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) offen für neue Ansätze sei und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) sowie das Julius Kühn Institut (JKI) wissenschaftsbasiert agierten, „ist das Umweltbundesamt das Sorgenkind und bleibt es auch“, erklärte Guendel Gonzalez am Donnerstag beim Jahres-Pressegespräch Sonderkulturen des Unternehmens in Deidesheim.
„Das UBA ist Überzeugungstäter“, so die Geschäftsführerin. Das Amt habe angekündigt, dass es selbst beim Vorliegen digitaler Lösungen und Entwicklungen zum Präzisionspflanzenschutz kritisch bleiben werde.
Hightech beim Pflanzenschutz ist dem UBA egal
Tobias Bendig, Entwicklungsmanager Sonderkulturen, stellte ergänzend fest, dass Wissenschaft und Technik den Behörden weit voraus seien. Es sei heute möglich, separat 100 infizierte Pflanzen auf einem Hektar zu behandeln und so die Ausbreitung des Schädlings zu verhindern. Aber die Behörden gingen vom „worst case“ aus, also dass der ganze Hektar behandelt werde.
Das „Spot Spraying“, die punktgenaue Ausbringung von Pflanzenschutzmitteln, bringe gar nichts, wenn die Mittel nicht zugelassen würden, gab ergänzend Dr. Torsten Griebel, Beratungs- und Marketingmanager, zu bedenken.
„Wir stehen zu 100 % hinter Glyphosat“
Zu Glyphosat mahnte Guendel Gonzalez eine zügige Entscheidung über die Anwendungsregelung an, die ab dem 1. Juli 2024 gelten soll. „Wir stehen zu 100 % hinter Glyphosat“, stellte sie in dem Zusammenhang nochmals klar.
Die Managerin wies darauf hin, dass Bayer bis zur Verlängerung der EU-Genehmigung des Wirkstoffs intensive Kommunikationsaktivitäten vorgenommen habe, unter anderem eine Online-Petition für Landwirtinnen und Landwirte. „Wir sind in dieser Hinsicht neue Wege gegangen“, so Guendel Gonzalez. Dabei sei es nicht um Erlöse gegangen, denn Glyphosat sei kein Umsatztreiber. Aber der Wirkstoff sei „repräsentativ“ für den Zulassungsprozess. Dieser sei „unglaublich solide“ gewesen, wobei Bayer ihn mit „voller Transparenz“ unterstützt habe.
Laut Angaben von Guendel Gonzales bewertete die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) binnen 32 Monaten ein 180.000 Seiten starkes Dossier und 2.400 unabhängige, wissenschaftliche Studien. Beteiligt gewesen seien nationale Behörden sowie 90 Sachverständige, und es habe 400 Eingaben im Zuge öffentlicher Konsultationen gegeben.
Die erteilte Glyphosat-Genehmigung basiere auf einem wissenschaftsbasierten Verfahren und sei die Basis für Vertrauen in Zulassungsprozesse und die beteiligten Behörden, betonte die Managerin. Sie stellte indirekt klar, wird nicht mehr auf wissenschaftlicher Basis entschieden, ist das Investitionsrisiko für die Unternehmen in Forschung und Entwicklung nicht mehr tragbar: „Dann wissen wir nicht mehr, was wir tun sollen“, sagte Guendel Gonzalez. AgE