In Zusammenarbeit mit proPlant und der Landwirtschaftskammer NRW
Aktuelle Situation
In der zweiten Wochenhälfte ist es meist trocken und sonnig. Am heutigen Mittwoch liegen die Höchstwerte bei 9 bis 14 °C, im Süden kann es etwas regnen. Donnerstag ist es sonnig, bei bis zu 15 °C in der Westhälfte. Klart es länger auf, kann es leichten Frost geben. Am Freitag wird es mit bis zu 18 °C noch etwas wärmer. Am Wochenende zeigt sich das Wetter wechselhaft mit Schauern und mit 8 bis 12 °C deutlich kühler als zuvor.
Weizen: Die erste Einkürzung steht an
Das kühle Wetter mit frostigen Nächten hat das Wachstum des Getreides deutschlandweit ausgebremst. Bis Ende Oktober gedrillter Weizen hat jetzt dennoch oft bereits EC 25 und 29 erreicht.
Abgesehen von Spätsaaten, präsentieren sich die Bestände annehmbar bis üppig. Weit voran in der Entwicklung (EC 29) sind bspw. die Sorten Chevignon, Obiwan aber auch Campesino. Der kühle Witterungsverlauf der letzten Wochen mit hoher Einstrahlung und langsamen Wachstum war grundsätzlich gut für die Bildung von festem Pflanzengewebe. Stand heute ist die Gefahr für Lager als gering einzuschätzen, sofern es ein trockenes Frühjahr bleibt.
Mit Beginn der nächsten Schönwetterphase, empfiehlt es sich die frühen Weizenbestände erstmalig mit 0,8 bis 1,5 l/ha CCC einzukürzen, sofern die Witterung es zulässt. Im Raum Leipzig z. B. sind zum Wochenende optimale Wetterbedingungen angesagt. Sind die Bedingungen schlecht und die Bestände noch nicht weit genug, sollten Sie die Bestände zunächst wachsen lassen und auf die nächste Schönwetterperiode warten.
Für die Applikation von CCC ist ein offenes, strahlungsreiches Wetter mit Temperaturen > 8 °C ist optimal. Herrscht überwiegend bewölkte Witterung mit keinerlei Sonnenschein vor, sollten Sie bei mindestens 10 °C behandeln. Die genaue Höhe der Aufwandmenge ist bei der ersten Maßnahme nicht entscheidend. Orientieren Sie sich an der Sorte und an der individuellen Bestandesentwicklung.
In den Weizenspätsaaten, ausgedünnten Beständen oder bei jetzt schon ausgeprägter Trockenheit im Oberboden (siehe Kasten) gilt es jetzt abzuwarten. Sie können in EC 31 immer noch mit 0,8 l/ha CCC +0,1 l/ha Moddus behandeln. Bei Trockenheit sollten Sie CCC solo einsetzen.
Achtung: Deutschlandweit sind seit Jahresbeginn unterdurchschnittliche Niederschlagsmengen gefallen (mit Ausnahme des Südwestens). Selbst im Alpenraum sind nur um 100 mm/m2 Niederschlag gefallen. Insbesondere in Ostdeutschland hat es deutlich zu wenig geregnet. Auch wenn der Unterboden sicherlich noch feucht ist, empfiehlt es sich hier auf Grenzstandorten (unter 25 Bodenpunkte) zunächst den weiteren Witterungsverlauf abzuwarten oder nur die unteren Aufwandmengen von CCC solo auszubringen. Die Langzeitprognosen sagen auch für April keine nennenswerten Niederschläge voraus.
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.
Triticale: Lager strategisch vermeiden
Die Triticale präsentiert sich oft üppig, befindet sich in vielen Regionen aber noch in der Bestockungsphase. Mit der ersten Einkürzung sollten Sie also noch etwas warten.
Die beste Einkürzung erreichen Sie mit einem Termin zum Beginn des Schossens. Oft reichen 0,8 bis 1,5 l/ha CCC solo aus. Bei weniger Standfesten Sorten wie z. B. Lumaco und dichten, gut angedüngten Beständen sowie ausreichender Wasserversorgung empfehlen sich 0,8 l/ha CCC + 0,15 l/ha Moddus behandeln. Da die Triticale oft auf Grenzstandorten steht, müssen Sie auch hier bei der Aufwandmenge auf die Wasserversorgung achten. Ist bis dato wenig Niederschlag gefallen und ist auch nichts in Sicht, orientieren Sie sich an den unteren Mengen!
Wer seinen Weizen oder Triticale kürzlich mit einem Gräsermitteln behandelt hat, sollte mit der Einkürzung so lange warten, bis sich die Phytotox herausgewachsen hat. Insbesondere nach Atlantis Flex, Niantic usw. stehen die Bestände zunächst in der Entwicklung still. Die Aufwandmenge vom CCC können Sie dann um 35 % reduzieren.
Mikronährstoffe: Wenig Menge mit großer Wirkung
Die Versorgung mit Mn, Zn und Mg im Getreide nimmt in den letzten Jahren stetig an Bedeutung zu. Immer öfter gibt es Bestände mit akutem Mangel. Auch latente Mangelerscheinungen können ertragsbegrenzend sein. Bewährt hat sich zum ersten Wachstumsregler in Weizen und Triticale der Einsatz von:
1,5 bis 2,0 l/ha Mangannitrat + 5 kg/ha Epso Combitop.
Eine zusätzliche Cu-Blattdüngung war in Versuchen vereinzelt ebenfalls positiv (auf sehr leichten Böden). Wer die Cu-versorgung absichern möchte, kann alternativ
1,0 l/ha Nitromix + 1,5 l/ha Mangannitrat + 5 kg/ha Epso Combitop
einsetzen. Cu-Mangel tritt grundsätzlich nur selten auf, ist aber nicht ausgeschlossen. Der Kupferentzug von Getreide liegt bei 50 bis 150 g/ha. Mit der o.g. Variante bringen Sie 30 g/ha Cu aus. Für Bor besteht im Getreide kein besonderer Düngebedarf. Gegenteilig können sich zu hohe Bormengen toxisch im Getreide auswirken.
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.
Getreide: Die letzten Unkräuter ausschalten
Im Frühjahr aufgelaufene oder von den Herbst-Herbiziden nicht erfassten dikotylen Unkräuter können jetzt noch erfasst werden. Oft sind Kombinationen mit Wachstumsregler möglich.
Vor allem der Wirkstoff Chlormequatchlorid (CCC) ist in Mischung mit anderen Pflanzenschutzmitteln sehr verträglich. Mit dem ersten Wachstumsreglermaßnahmen lassen sich in Weizen und Triticale letzte Unkräuter elegant ausschalten.
Achten Sie vor allem auf Arten wie Kamille und Klette, die erst im Frühjahr auflaufen. Auch Hundskerbel, der sich im Nordwesten zunehmend ausbreitet, bedarf einer konsequenten Bekämpfung!
Gerste und Roggen sollten allerdings vor den Wachstumsreglermaßnahmen sauber sein. In der Tabelle finden Sie mögliche Herbizide bei entsprechender Verunkrautung.
Verunkrautung | Mittelbeispiel | Bemerkung |
Kamille, Raps, u.a. | 25 g/ha Tribun 75 WG | alternativ andere Tribenuron-Produkte |
Kamille, Raps, Klette, u.a. | 0,1 l/ha Upton | alternativ andere Florasulam-Produkte |
Kamille, Raps, kleiner Kerbel | 25 g/ha Finy* | alternativ andere Metsulfuron-Produkte |
sehr breit + Storchschnabel | 1,0 l/ha Zypar |
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sehr breit + kleiner Kerbel | 50 g/ha Pointer Plus | 5 m Abstand zu Saumkulturen |
sehr breit + Kerbel | 1,0 l/ha Omnera LQM | 5 m Abstand zu Saumkulturen |
*keine Zulassung im Roggen; Quelle: LWK NRW |
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.
Gerste: In warmen Regionen sind jetzt Virusnester sichtbar
Gegen die Symptome des Gelbverzwergungsvirus in Wintergerste kann man jetzt nichts mehr unternehmen. Anders sieht es im Sommergetreide aus.
In wärmeren Regionen Deutschlands, wie z.B. dem Rheinland, lassen sich in der Wintergerste jetzt deutliche Symptome des Gelbverzwergungsvirus finden. Gelbe Nester („Elefantentritte“) oder auch streifenförmige Aufhellungen der Blätter sind neben dem Zwergwuchs typisch für das Gelbverzwergungsvirus (BYDV). Der Schaden ist irreparabel. Für eine Insektizidmaßnahme ist es jetzt zu spät.
Achtung! Der Gelbverzwergungsvirus kann auch in Sommergetreidearten vorkommen. Achten Sie deswegen auf Läusebesatz. Wird der Bekämpfungsrichtwert von 10 % besetzte Pflanzen mit Läusen erreicht, muss eine Insektizidmaßnahme erfolgen. Hafer ist besonders gefährdet.
Beachten Sie bitte die Zulassung, Gebrauchsanleitung und regionale Hinweise.
Raps: Glanzkäferzuflug noch verhalten
Zwar ist der Zuflug des Gefleckten Kohltriebrüsslers noch nicht in allen Regionen abgeschlossen, wichtiger für die nächsten Tage ist es oft aber die Aktivität der Rapsglanzkäfer zu beurteilen.
In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist der Zuflug des Gefleckten Kohltriebrüsslers und des Großen Rapsstängelrüsslers noch nicht beendet. Kontrollieren Sie deshalb weiterhin Ihre Gelbschalen und halten Sie diese auf Bestandeshöhe! In den meisten Regionen ist der Zuflug der Rüssler allerdings vorüber.
Der Rapsglanzkäfer hingegen fliegt jetzt in die Bestände mit offenen Knospen ein. Bislang aber noch auf einem moderaten Niveau. Die Schadschwelle ermitteln Sie, in dem Sie mind. 10 Hauptknospen in eine Schale ausklopfen und den Mittelwert berechnen.
Für normale Bestände liegt die Schadschwelle bis EC 59 bei >10 RGK. Für schwache Bestände bei > 5 RGK.
Wer jetzt gegen Glanzkäfer und Rüssler vorgehen möchte, kann am besten mit 200 ml/ha Trebon behandeln.
Raps: Vor der Überfahrt die Spritze reinigen!
Der Raps gilt als besonders empfindliche Kultur und kann bspw. Sulfonylharnstoffe überhaupt nicht vertragen. Insbesondere dann, wenn Sie in den letzten Tagen noch Ungräser im Getreide behandelt haben und Produkte aus der „Atlantis-Gruppe“ eingesetzt haben, empfiehlt es sich die Feldspritze mit einem speziellen Spritzenreiniger zu säubern. Achten Sie dabei auch darauf die Filterungen zu säubern. Insbesondere am Saugfilter oder aber auch an den Düsenfiltern (sofern vorhanden) kommt es oft zu Ablagerungen.
Rüben: Durchwuchsraps ohne Debut in Schach halten
Mit dem Wegfall von Debut (Triflosulfuron) kann die Bekämpfung von Ausfallraps in konventionellen Rüben zur Herausforderung werden. Insbesondere dann, wenn es trocken bleibt.
Um Ausfallraps in konventionellen Rüben in Schach zu halten, dürfen Sie den Behandlungstermin nicht verpassen. Fahren Sie, wenn der Raps das Keimblattstadium erreicht hat, auch wenn noch keine Rüben zu sehen sind. Starten können Sie dann mit 1,5 bis 2,0 l/ha Metamitron (z.B. Goltix Gold) + ausreichend Additiv (z.B. 1,0 l/ha Hasten). Die Empfehlung gilt unabhängig vom Stadium und von der Wachsschicht der Rübe.
Weitere Zumischpartner empfehlen sich in dieser separaten Spritzung nicht. Die Wirkung auf den Raps sehen Sie nicht sofort, sondern erst nach der eigentlichen NAK 1. Auch wenn man evtl. Verträglichkeitsprobleme fürchtet, sollten Sie bei Rapsdurchwuchs bereits in der NAK 1 Venzar einplanen.