Die Chancen für die Rettung der Baywa AG, Deutschlands größtem Agrarhändler, sind seit letzter Woche gestiegen. Fast alle der rund 300 Finanzgläubiger sowie die zwei Großaktionäre, die Bayerische Raiffeisen-Beteiligungs-AG (BRB) und die österreichische Raiffeisen Agrar Invest AG (RAI), haben sich nach Angaben des Agrarkonzerns letzte Woche auf ein detailliertes Transformationskonzept geeinigt. Dieses soll bis spätestens Ende April 2025 rechtsgültig abgeschlossen sein.
Der Sanierungsplan soll die extreme Schuldenlast der Baywa verringern und das Unternehmen wieder profitabel machen. Ende 2023 hatte der Konzern laut Bilanz allein rund 5,4 Mrd. € an Finanzschulden.
Verkauf der RWA-Anteile für 176 Mio. €
Ein erster Schritt ist der Verkauf der Unternehmensanteile an der österreichischen RWA Raiffeisen Ware Austria AG (RWA AG), an der die Baywa bisher mit 47,53 % beteiligt war. Der Kaufpreis beträgt 176 Mio. €. Die RWA ist als Produzent, Dienstleister und Händler in den Geschäftsfeldern Agrar, Technik, Energie, Baustoffe und Haus & Garten tätig. Darüber hinaus betreibt sie Beteiligungen und Tochterunternehmen in Österreich und in osteuropäischen Ländern. Mit der Baywa AG verbindet die RWA seit 1999 eine strategische Allianz im Rahmen einer Überkreuzbeteiligung.
Auch Cefetra und Turners & Growers auf Verkaufsliste?
Zum Verkauf stehen Medienberichten zufolge auch die niederländische Baywa-Tochter Cefetra, die Getreide- und Soja handelt, und der neuseeländische Obsthändler Turners & Growers. Insgesamt will die Baywa mit dem Verkauf ihrer Auslandbeteiligungen einen Erlös von rund 4 Mrd. € erzielen, berichtet der Spiegel.
Baywa will Mehrheitsbeteiligung an Baywa r.e. abgeben
Darüber hinaus befinden sich die Baywa in Gesprächen mit der Schweizer Investmentgesellschaft Energy Infrastructure Partners (EIP) über eine weitere Kapitalstärkung des Windkraft- und Solarparkprojektierers BayWa r.e., die zu einer Mehrheitsbeteiligung der Schweizer führen würde. Bisher ist die EIP mit 49 % an der Baywa r.e. beteiligt. Die Parteien würde ergebnisoffen weiter verhandeln und eine Vereinbarung im Laufe des ersten Quartals 2025 anstreben, heißt es vonseiten der Baywa AG. Mit einem Verkauf ihrer eigenen Anteile will sich die Baywa Medienberichten zufolge noch Zeit lassen, bis die Geschäfte mit Wind- Solarparks wieder besser laufen und höhere Preise erzielbar sind.
Ausgabe neuer BayWa-Aktien geplant
Als weitere Maßnahme plant die Baywa für das kommende Jahr eine Bar-Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht. Das Volumen der Erlöse soll 150 Mio. € betragen. Die beiden Großaktionäre der Baywa BRB und RAI verpflichten sich, dieses Volumen abzusichern. Die Einzelheiten zur Kapitalerhöhung, an der sich alle Baywa-Aktionäre beteiligen können, wird das Unternehmen im Laufe des ersten Quartals 2025 festlegen.
Stillhalteabkommen bis Ende April verlängert
Zugleich wurde das mit den Finanzgläubigern bestehende Stillhalteabkommen bis zum 30. April 2025 verlängert. Die Baywa geht davon aus, dass ebenfalls bis spätestens Ende April neue Finanzierungsverträge wirksam werden, die dann die Neuordnung der Finanzierung bis zum Jahr 2027 regeln.