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topplus Reportage

„Beregnen ist keine Frage, sondern eine Notwendigkeit“

Wasser ist ein knappes Gut - vor allem im Landkreis Uelzen. Um das Grundwasser zu schonen, setzen die Landwirte für die Bewässerung ihrer Flächen auf Speicherbecken und aufbereitetes Abwasser.

Lesezeit: 4 Minuten

Die niedersächsischen Landkreise Uelzen, Lüneburg und Gifhorn bilden Deutschlands größte zusammenhängende Beregnungsregion. Landwirt Norbert Hilmer bewirtschaftet einen 160 ha großen Ackerbaubetrieb im Landkreis Uelzen. Er baut Zuckerrüben, Kartoffeln, Wintergerste und Weizen an und muss seine Flächen komplett beregnen. „Bei uns im Landkreis Uelzen stehen 99 % der Flächen unter Beregnung. Hier fallen im Jahr durchschnittlich nur 650 mm Niederschlag. Meine Böden haben im Schnitt 34 Bodenpunkte“, berichtet Hilmer über die ackerbaulichen Herausforderungen.

Landkreis Uelzen ist Vor­reiter im Wassermanagement

Um ausreichend Wasser für die Beregnung zu gewinnen und den Grundwasserspiegel nicht zu belasten, haben die Verantwortlichen im Landkreis Uelzen verschiedene Maßnahmen bisher nicht genutzten Wassers etabliert. Neben der Wasserentnahme aus dem Elbe-Seitenkanal und der Grundwasseranreicherung mit Klarwasser aus einer Kläranlage hat die Nordzuckerfabrik Uelzen in Kooperation mit dem Bewässerungsverband Uelzen und den Landwirten, drei große Wasserspeicherbecken gebaut. Diese nehmen während der laufenden Rübenkampagne das bei der Zuckergewinnung ausschließlich aus den Zuckerrüben anfallende Produktionsabwasser auf, sodass es den Landwirten zu Beginn der Vegetationsperiode für die Feldberegnung zur Verfügung steht.

Kosten und Entnahmeregeln

Über unterirdische Leitungen pumpt die Zuckerfabrik das Wasser auf ihre Kosten in die Becken, die Landwirte zahlen für die Entnahme. Am Bau des Speicherbeckens Borg haben sich die Landwirte mit rund 760 €/ha beteiligt. Realisiert werden konnten die letzten beiden Speicherbauprojekte jedoch nur durch EU-Fördermittel und Kofinanzierungen der Nordzucker AG.

Ähnlich wie beim Brunnenwasser betragen die Wasserförderkosten 15 ct/m³. Insgesamt belaufen sich die Beregnungskosten für die Landwirte inkl. der variablen Stromkosten für die Pumpen je Hektar auf 3,00 bis 3,50 €/mm.

Abgerechnet wird mithilfe von Wasserzählern pro m³ über den Kreisverband: „Wegen der variablen Stromkosten müssen wir mit jedem Landwirt monatlich abrechnen“, berichtet Clemens Löbnitz, Geschäftsführer des Bewässerungsverbandes Uelzen.

Ohne die Bewässerung hätten wir keine Wertschöpfung in unserer Region“.
Norbert Hilmer

Wie viel Wasser für die Feldberegnung zur Verfügung steht, wird durch das nutzbare Grundwasserdargebot festgelegt. Der Kreisverband stellt für einzelne Landwirte oder Beregnungsverbände bei der Unteren Wasserbehörde wasserrechtliche Erlaubnisanträge zur Grundwasserentnahme.

Die Wasserverteilung regelt der jeweilige Regenwart vor Ort. Die Landwirte müssen ihren Beregnungsbedarf drei Tage vorher beim zuständigen Regenwart anmelden, damit dieser die Wasserförderung steuern kann.

Wasser mit Düngeeffekt

Durch die Speicherbecken steht den Landwirten deutlich mehr Wasser zur Verfügung und es hat viele Vorteile: Es hat einen pH-Wert über 8, weil es viel Kalk aus der Rübenverarbeitung enthält. Auch andere Pflanzennährstoffe wie Kali und Stickstoff sind enthalten. „Damit haben wir zum Beispiel eine zusätzliche Düngegabe von ca. 60 kg Kali/ha pro Regengabe, die natürlich in unsere Düngebilanzen einfließt“, schildert Ackerbauer Norbert Hilmer. Eine Regengabe entspricht etwa 30 mm Wasser. Und noch einen Vorteil hat das Wasser: „Es ist wärmer als Grundwasser. Zum Zeitpunkt der Beregnung hat es etwa 20 Grad Celsius. Das mögen die Pflanzen“, weiß Hilmer.

Damit Behörden und Landwirte genaue Kenntnis über die Inhaltsstoffe des Wassers haben, gibt der Wasserverband jährlich Untersuchungen in Auftrag. Erst danach kann der Verband die Beregnung des gespeicherten Wassers freigeben. 

Ohne die Beregnung wäre der Ackerbau im Landkreis Uelzen nicht wirtschaftlich. „Es ist keine Frage, ob wir beregnen, es ist eine Notwendigkeit. Wir sichern damit unsere Erträge und Qualitäten ab. Ohne die Bewässerung hätten wir keine Wertschöpfung in unserer Region“, macht Landwirt Hilmer die Notwendigkeit deutlich.

Speichervolumen von 1,4 Mio. m³

Über das unterirdische Wasserleitungsnetz vom Speicherbecken zu den Feldern ist alle 72 m ein Hydrant verbaut, an den die Landwirte ihre Beregnungsanlagen anschließen. An das Speicherbecken in Stöcken, das mit 13 ha Wasserfläche bei Vollfüllung das größte der drei Becken der Zuckerfabrik Uelzen ist, sind insgesamt 2.500 ha Flächen angeschlossen. Das Becken kann 770.000 m³ Wasser aufnehmen. „Alle drei Speicherbecken zusammen können 1,4 Mio. m³ Wasser pro Rübenkampagne speichern“, berichtet Clemens Löbnitz.

Mit der steigenden Produktion der Zuckerfabrik steigt auch die zur Verfügung stehende Wassermenge. „Die aktuelle Kampagne wird voraussichtlich die höchste jemals verarbeitete Zuckerrübenmenge in Uelzen haben. Mit einem weiteren Speicherbecken könnten wir noch mehr Wasser bereitstellen“, sagt Löbnitz.

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