Wie wichtig den Landwirten in Südbrandenburg aufgestautes Grabenwasser ist, zeigt die Tatsache, dass einige Landwirte in der Region ihre Mineraldüngung teils sogar per Hubschrauber ausbringen lassen, um das Grabenwasser für die Befahrbarkeit nicht abzulassen. Denn im Landkreis Elbe-Elster fallen im Jahresdurchschnitt etwa 530 mm Niederschlag – zu wenig für die leichten, sandigen Böden mit durchschnittlich 30 Bodenpunkten.
Um das wertvolle Wasser in der flachen Landschaft zu halten, betrieben die Landwirte in der Vergangenheit Wasserrückhaltung über Kulturstaue in den Drainagegräben. Doch der Klimawandel verändert die Bedingungen grundlegend: Die Trockenphasen nehmen zu, und das bewährte Stauregime muss neu gedacht werden.
„Durch den Klimawandel ist das Auf- und Abstauen der Gräben nicht mehr überall möglich. Viele Gräben bleiben – einmal im Frühjahr abgelassen – trocken“, erklärt Christian Hildmann, Abteilungsleiter am Forschungsinstitut für Bergbaufolgelandschaften im brandenburgischen Finsterwalde.
Intensiver Wasserrückhalt
Die knappe Ressource Wasser gezielt in den Böden zu halten, um auch in Trockenphasen die landwirtschaftliche Nutzung zu sichern, ist das Ziel der jüngsten Versuchsprojekte. Seit 2022 wird auf speziellen Projektflächen ein intensiver Wasserrückhalt getestet, um Winterniederschläge und zwischenzeitliche Starkregenfälle bis in den Sommer hinein im Boden zu halten und das Absinken des Grundwasserspiegels im Sommer zu verzögern: Dazu gehört eine ganzjährig hohe Stauhaltung auf Ebene eines Grabensystems, deren Auswirkungen auf Erträge und Wasserhaushalt der Landschaft analysiert werden. So soll die landwirtschaftliche Nutzbarkeit der Flächen langfristig erhalten und gleichzeitig die Wasserversorgung der Pflanzen verbessert werden.
Der Wasserrückhalt bietet für unsere Region große Chancen, die landwirtschaftliche Nutzung weiter zu ermöglichen.“
Gülleausbringung per Schlauch
Eine der Versuchsflächen bewirtschaftet ein Milchviehbetrieb intensiv als Grünland. Im August konnte der Betrieb die Fläche zuletzt ernten, danach entwickelte sich mangels Wasser kein nutzbarer Aufwuchs mehr. Die Ausbringung von Gülle und Gärresten auf dieser Fläche erfolgt mit Schläuchen, da das Befahren der Moorböden mit einem Güllefass nicht möglich wäre. „Abgesehen davon erfolgt die Bewirtschaftung wie gewohnt“, sagt Hildmann.
Wie sich die Erträge unter diesen Bedingungen entwickeln, ist derzeit noch offen. Doch die Chancen des Wasserrückhalts für die Region sieht Hildmann positiv: „Der Wasserrückhalt bietet für unsere Region große Chancen, die landwirtschaftliche Nutzung weiter zu ermöglichen.“
Die Rechte zur Steuerung des Stauregimes liegen bei der Unteren Wasserbehörde, die Kulturstaue verantworten die Gewässerunterhaltungsverbände. Für deren Leistungen entrichten die Landwirte jährlich einen Beitrag pro Hektar. Die Stauhöhen werden in Absprache mit den Agrarbetrieben eingestellt.