Wie knapp das Wasser werden kann, bekamen Landwirte in den vergangenen Sommern zunehmend zu spüren: Um das Grundwasser zu schonen, untersagten viele Landkreise die Beregnung in den wärmsten Stunden des Tages.
Zwar haben der regenreiche Herbst und Winter 2023/2024 die flachen Grundwasserleiter jetzt wieder aufgefüllt. Für tiefere Grundwasservorkommen gibt Dr. Rechenberg vom Umweltbundesamt aber keine Entwarnung: „Die Versickerungszeiten können Wochen, Monate oder sogar Jahre betragen. Die Verluste, die sich während der vergangenen 20 Jahre aufsummiert haben, sind nicht durch einen regenreichen Winter auszugleichen“.
Dazu kommt, dass sich die Niederschlagsverteilung verändert. Klimaforschern zufolge bleibt Deutschland zwar ein wasserreiches Land. Insbesondere sei es im Winter signifikant feuchter geworden, so der Deutsche Wetterdienst (DWD). Gleichzeitig habe aber die Zahl aufeinanderfolgender Trockentage vor allem im Sommer zugenommen. Dieser Trend soll weiter anhalten. Ein Muster, dass sich sogar im feuchten Jahr 2024 erkennen lässt. So war die klimatische Wasserbilanz in diesem Sommer vielerorts negativ, es verdunstete also mehr Wasser, als Regen fiel (s. Übersicht 1). Besonders betroffen war der Osten Deutschlands, wo vom 1.Juni bis zum 31.August 2024 bis zu 250 mm fehlten.
Wasser wird knapper
Auch Landwirte spüren die Verschiebung der Niederschläge und, dass Wasser zunehmend zur knappen Ressource wird. Viele Betriebe haben an ihrem Standort aber keine Alternative zur Beregnung: Sie blicken daher mit durchaus gemischten Gefühlen in die Zukunft. Nicht ohne Grund, denn:
Künftig wird mit zunehmendem Klimawandel deutlich mehr Wasser für die Beregnung gebraucht. Für Niedersachsen als Land mit der größten Beregnungsfläche ist z.B. laut niedersächsischem Umweltministerium von einem Mehrbedarf von 54 % auszugehen.
Die Länder schauen beim landwirtschaftlichen Wasserbedarf für die Beregnung immer genauer hin. Viele Behörden sind bei der Genehmigung von Wasserentnahmen schon jetzt eher zurückhaltend, weil eine Übernutzung der Wasserressourcen der EG-Wasserrahmenrichtlinie widerspricht. In einigen Bundesländern wird eine Wassermengenberechnung oder sogar ein hydrogeologisches Gutachten gefordert, die Wasserentnahmen pro Jahr sind begrenzt. Viele Bundesländer haben auch bereits Wasserentnahmeentgelte („Wassercent“) eingeführt, oder planen solche Entgelte, wie etwa Bayern.
Auf Bundesebene bekommt das Thema Wasser durch die nationale Wasserstrategie neues Gewicht. Sie zielt mit 78 Einzelmaßnahmen z.B. auf eine Harmonisierung der Entnahmeentgelte, auf ein bundesweites Wasserregister für Wasserentnahmen und eine Leitlinie, die insbesondere die Trinkwasserversorgung in Zeiten von Wasserknappheit sicherstellt. Bislang hat die Landwirtschaft hier trotz der wichtigen Stellung für die Versorgungssicherheit keine Priorisierung, kritisiert der Deutsche Bauernverband und der Fachverband Feldberegnung. Dazu sei in die Wasserstrategie die Stärkung von Kooperationen zwischen Wasserwirtschaft und Landwirtschaft aufzunehmen.
Neue Konzepte gefragt
Um auch in Zukunft per Beregnung Ertrag und Qualitäten absichern zu können, gibt es verschiedene Ansatzpunkte:
Wasserbedarf auf dem Betrieb verringern, z.B. durch optimierten Beregnungszeitpunkt, angepasste Wassermenge, Wahl der Bewässerungstechnik oder dürretolerantere Kulturen,
Entnahmen z.B. durch Speicher vom Sommer in den Winter verlagern,
mit Grabenstauen oder Agroforst Wasser in der Fläche zurückhalten,
Wasser aus anderen Quellen wie z.B. von der Zuckerfabrik nutzen,
Grundwasserneubildung z.B. durch Waldumbau hin zu Laubwäldern oder Verrieselung von Flusswasser in Wäldern erhöhen.
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