Aber auch die Kunden sind zurückhaltender, besonders bei teureren Obstsorten wie Beeren seien die Verbraucher im vergangenen Jahr zurückhaltend gewesen, sagte Andreas Brügger, Geschäftsführer des Deutschen Fruchthandelsverbands, der Deutschen Presse-Agentur. „Wir hatten in den Jahren zuvor einen wahren Boom, was höherwertige Produkte angeht.“ Nun griffen die Menschen wieder verstärkt zum Basissortiment. „Bei hochwertigen Tomaten oder Beerenfrüchten für 10 € das Kilo, da gehen viele nicht mehr mit.“
Bürokratielast zieht sich durch gesamte Wirtschaft
Auch im Obst- und Gemüsesektor fällt in dem Zusammenhang ein altbekanntes Problem auf – die Bürokratie. Das ist auch Thema auf der gerade stattfindenden Messe Fruit Logistica. Genannt werden z.B. Kennzeichnungspflichten für die Herkunft von Obst und Gemüse. „Selbst bei Mischsalat. Bei allen Zutaten soll da das Herkunftsland angegeben werden. Wenn Ihnen dann die Möhren aus Holland ausgehen, nehmen sie welche aus Belgien, die die gleiche Qualität haben. Da müssen Sie dann aber die Tüte neu bedrucken“, kritisiert Brügger.
Hoffen auf nächste Bundesregierung
Schon länger gäbe es bei vielen in der Branche das Gefühl, bei der Politik kein Gehör mehr für die eigenen Sorgen zu finden. So auch bei dem generellen Verbot von Kunststoffverpackungen für Obst und Gemüse ab 2030. „Da wurden wir auch nicht konsultiert.“ Weil jedes Land dafür Ausnahmen erlassen könnte, drohe, dass der Binnenmarkt außer Kraft gesetzt werde. „Der Kommission ist nicht aufgefallen, dass das Blödsinn ist.“
Mit der nächsten Regierung müsse sich das wieder ändern. „Wir wollen keine Steuervergünstigungen“, sagte der Verbandschef. Aber: „Es wäre in unserem Sinne, dass sich eine Koalition bildet, die sich wieder mit Wirtschaft befasst und diese nicht als Feind ansieht.“
Leserstimmen
"Die Deutsche Regulierungswut schafft den Obstbau und die Landwirtschaft in Deutschland ab. Hauptsache wir kontrollieren und regulieren. Ist einfacher und lukrativer als Arbeiten. Blöd ist nur, dass in diesem Land bald keiner mehr arbeiten will. Aber auch dafür gibts eine Lösung: Hartz IV und KI. Egal, was dabei an Energie verballert und somit Umwelt verschmutzt wird." (Reiner Matthes)
"Das Beispiel zeigt sehr schön, warum es beim Bürokratieabbau so ist wie beim Klimaschutz: Solange es abstrakt bleibt, ist jeder dafür, aber sobald es konkret wird, kommen die Widerstände. Während die eine Seite die Herkunftskennzeichnung als unnötige Bürokratie empfindet, ist sie für die andere Seite eine wichtige Regelung, die unbedingt bleiben muss. Auf wen konkret hofft Herr Brügger in der nächsten Bundesregierung? Etwa auf Günther Felßner? Der hat schon angekündigt, die Herkunftskennzeichnung ausweiten zu wollen, und das ist einer von nicht vielen inhaltlichen Punkten, bei denen ich Herrn Felßner zustimme. Aber klar, dass der Handel dagegen ist. Für ihn sollen die Produkte immer möglichst leicht austauschbar sein." (Philipp Dümig)