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topplus Außerfamiliäre Hofübergabe

„Wir wollten den Betrieb erhalten“

Auf dem Hof von Manfred Nafziger in der Pfalz wirtschaftet seit fast zehn Jahren ein junges Unternehmerpaar. Das funktioniert – auch, weil beide Parteien immer offen miteinander umgehen.

Lesezeit: 5 Minuten

Mit etwa Mitte 50 war mir klar, dass keines unserer Kinder den Hof über­nehmen will. Gleichzeitig wollten mei­ne Frau und ich Klarheit, wie es mit unserem Hof weitergeht“, berichtet Manfred Nafziger aus dem pfälzischen Contwig.

Der Landwirt, der gleichzeitig freier Mitarbeiter und Vorsitzender des Bioland Landesverbandes Rheinland-Pfalz/Saarland war, hatte den 60 ha großen Bio-Betrieb, den Wahlbacher Hof, 1990 vom Vater übernommen. Er betrieb Ackerbau, baute Gemüse sowie Streuobstkulturen an, zudem hielt er Mutterkühe, Schweine und Hühner. Die Produkte vermarktete er über Naturkostläden, Bäckereien und Hofladen.

Entscheidung brauchte Zeit

Für die Zukunft des Hofes war dem Ehepaar Nafziger am wichtigsten, dass die ganze Familie damit zufrieden ist. „Auch ein Verkauf wäre in Ordnung gewesen“, so Nafziger. Nach ersten Gesprächen war aber schnell klar, dass die Kinder den Hof weder verkaufen noch das Land verpachten wollten, es sollte ein lebendiger Bauernhof bleiben.

Zwei Jahre danach und viele Ge­spräche weiter stand fest, der Betrieb soll außer­familiär übergeben werden. Das Ziel der Familie: den Hof als Biobetrieb mit regionaler Vermarktung zu erhalten. „Daran haben wir dann all unsere weiteren Überlegungen und unser Vorgehen ausgerichtet“, erläutert Nafziger.

Betrieb analysiert

Als nächstes analysierten Nafzigers, welche Perspektiven der Betrieb einem Nachfolger bietet, was sie von diesem erwarten und welche Wünsche sie für sich selbst haben. So wollte das Ehepaar Nafziger auf dem Hof wohnen bleiben, benötigte aber wegen der ausreichenden Vorsorge kein Geld vom Betrieb. Zudem wollte Marianne Nafziger den Hofladen noch zehn Jahre weiterführen und auch der Mitarbeiter sollte die Jahre bis zur Rente bleiben können. „Die jungen Menschen brauchen Klarheit, was der Betrieb bietet und die abgebende Familie erwartet. Sie wollen Antworten auf ihre Fragen, zum Beispiel, ob man als Abgeber weiter auf dem Betrieb wohnt“, erklärt Nafziger.

Anonyme Suchanzeige

Für die Suche eines Nachfolgers schaltete Manfred Nafziger eine anonyme Suchanzeige bei HofsuchtBauer. „Wir konnten dann aus den E-Mails in Ruhe die passenden Personen raussuchen und den anderen freundlich absagen“.

Mit der Zeit haben Nafzigers mehrere Bewerber bzw. Bewerberpaare über ein Wochenende zum Kennenlernen auf den Hof eingeladen und je 14 Tage ­später ein weiteres Gespräch angesetzt.

„So hatte jede Partei Zeit, die Eindrücke sacken zu lassen und sich klar zu werden, ob die Sache einen Versuch wert ist“, berichtet Nafziger. „Neben dem Betrieb geht es ja auch um das Umfeld, die Lage und die regionale Mentalität.“

Ein Probejahr

Für die späteren Nachfolger, Marlene Herzog und Marc Grawitschky, passte es: Sie suchten einen Hof in der Gegend. Bis dahin hatten sie sich schon mehrere Höfe angeschaut, auf einem sogar ein Jahr gewohnt und mitgearbeitet. „Nie stimmte es so richtig. Wir hatten uns aber darauf eingestellt, länger zu suchen. Letztlich hat uns jeder Hof mehr zu dem geführt, was wir wirklich wollten“, berichtet Marlene Herzog.

Nach den ersten Gesprächen hat das Paar ein Jahr sporadisch in den Betrieb Nafziger reingeschnuppert. 2014 zogen die beiden mit ihren drei Kindern auf den Hof. Nafziger stellte sie für ein Jahr als Mitarbeiter ein. „So konnten wir uns gut mit Übergebern und Betrieb auseinandersetzen“, berichtet Herzog.

Hof in KG überführt

2015 haben Grawitschky und Herzog den landwirtschaftlichen Betrieb von Manfred Nafziger übernommen. Dafür hat Manfred Nafziger den Betrieb in eine Kommanditgesellschaft (KG) mit Marc Grawitschky eingebracht. Nafziger hält 89 % der Anteile und ist Kommanditist. Grawitschky ist mit 11 % beteiligt und ist Komplementär sowie Geschäftsführer des Wahlbacher Hofes. Marlene Herzog ist im Betrieb angestellt, übernimmt aber die gleichen Aufgaben wie ihr Mann. Nafziger hat im betrieblichen Alltag kein Mitspracherecht. Wohl aber ist im Vertrag geregelt, dass Landverkäufe oder große Kredite nur mit einstimmigem Gesellschafterbeschluss getätigt werden dürfen.

„Formal hat die KG schon Nachteile für uns, zum Beispiel was die hohen Anteile und das Mitspracherecht der Familie ­Nafziger betrifft. Das ist und bleibt eine Unsicherheit. In der Praxis klappt es allerdings super. Und gerade zu Beginn hatte die KG den Vorteil, dass wir ohne viel Erspartes ein­steigen konnten“, erläutert Marlene Herzog. Dass der Hof niemals unser Eigentum sein wird, war uns von vornherein klar. Das war auch nie unser Ziel.“

Läuft gut

Mittlerweile liegt die Übergabe fast zehn Jahre zurück. Das Übernehmerpaar ist in die Solidarische Landwirtschaft eingestiegen, mit mittlerweile 300 bis 400 Mitmachern. Auch wenn Nafzigers zunächst skeptisch waren, haben sie sich nicht eingemischt und sind mittlerweile voll überzeugt.

Vor einigen Jahren hat Manfred Nafziger seine Anteile an der KG an seinen Sohn und eine der Töchter übergeben, diese sind jetzt die Mitgesellschafter von Marc Grawitschky. Die älteste Tochter wurde abgefunden.

Alles in allem, das sagen beide Parteien, läuft es gut – auch das private Miteinander auf dem Hof. Ernsthafte Konflikte habe es noch nicht gegeben.

A & O ist Kommunikation

Aus Sicht von Nafziger war entscheidend, dass er früh genug angefangen hat, eine ehrliche Bestandsaufnahme gemacht hat und einen Schritt nach dem anderem gegangen ist. „Und man muss loslassen können“, weiß er. „Zudem habe ich mich beraten lassen. Insgesamt habe ich ca. 15.000 € dafür ausgegeben, das war es wert“.

Marlene Herzog betont: „Wichtig war, uns über die eigenen Bedürfnisse und Erwartungen klar zu werden und das auch gut zu kommunizieren. Kommunikation ist das A & O. Und wir brauchten Kompromissfähigkeit. Wir wollten z. B. zunächst mit unseren drei Kindern allein auf dem Hof leben, Nafzigers wollten aber auf dem Betrieb bleiben. Da mussten wir unsere Vorstellungen neu austarieren.“

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